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Nicht in jedem schlummert ein Tarantino, in Til Schweiger auch nicht, was wir spätestens seit „Der Eisbär“ wissen. Sein Versuch, sämtliche Stilmittel des großen Vorbildes in einen Film zu packen, scheiterte recht kläglich und offenbarte nur aufs Neue die Genialität eines „Pulp Fiction“.

Der hat es geschafft, Dialoge lässig rüberzubringen, selbst wenn es nur um Fußmassagen geht, hatte einen verwobenen, aber reizvollen Handlungsstrang und nicht zuletzt verdammt coole Figuren zu bieten. In „Der Eisbär“ sieht das dann so aus, dass Diskussionen über den perfekten Schwanz allenfalls ein müdes Grinsen entlocken können, die Story höchstens bemüht wirkt und Schweiger und Co. zum größten Teil nerven.

Am meisten leidet die Qualität unter dem Drehbuch, das vor allem am Ende so platt konstruiert ist, dass es graust (wie die Zusammenführung der Personen und das Happy End erzwungen werden, entbehrt jeglicher Logik) und an leeren Worthülsen, die wie ein Monsunregen auf den Zuschauer niederprasseln.

Immerhin ist das Teil prominent besetzt, sodass Darsteller wie Manfred Lehmann und Ralf Richter (leider nur ein sehr kurzer Auftritt) den Film vor einem Megaflop retten. Til Schweigers Regie ist gar nicht einmal so schlecht, wie sie häufig gemacht wird, dafür agiert er vor der Kamera mal wieder so, dass seine Kritiker genügend Nährboden finden. Lässig will er als Killer sein, dabei ist er höchstens lächerlich, wenn er sich vor seinen Aufträgen eine Brille aufhockt und sich einen abnuschelt. Aber das ist ja cool.

„Der Eisbär“ ist längst nicht das, was er sein soll und lässt die meisten Zuschauer enttäuscht oder verärgert zurück. Wer von Tarantino noch nie etwas gehört hat, bemerkt immerhin die peinlichen Plagiatsversuche nicht und könnte sich sogar passabel unterhalten fühlen, aber im Grunde genommen kann man froh sein, dass das Teil nur knappe 80 Minuten geht. Nicht zäh, aber auch nicht schmackhaft. Schweiger sollte sich lieber wieder auf seine Stärken besinnen (sofern er denn welche hat).

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