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„Aber Militärregime werden immer schief angesehen!“

Peter Cushing, Vincent Price und Christopher Lee mal im selben Film – und dann so ein Trash… einerseits enttäuschend, andererseits aber auch sehr erheiternd, was da unter der Regie von Gordon Hessler 1969 in Großbritannien zusammengeflickt wurde. Irritierend und ziemlich zusammenhanglos werden Politthriller-, Vampir- und Mad-Scientist/Frankenstein-Motive zusammengeführt, die nicht so recht zueinander passen wollen. Warum im England der Gegenwart eine Militärdiktatur von Kommunistennazis an der Macht ist, wird weder abschließend geklärt noch überhaupt näher beleuchtet. Peter Cushing hat einen Kurzauftritt als einer dieser Militärfutzies, Christopher Lee mimt einen Spion oder so was und Vincent Price, der noch am meisten (aber immer noch viel zu wenig für eine zentrale Figur, die es so hier eigentlich auch gar nicht gibt) Screentime zugeschrieben bekam, ist der titelgebende Dr. Mabuse, der natürlich nichts mit den eigentlich Mabuse-Filmen zu tun hat und im Original noch Dr. Browning hieß. Dieser versucht, eine elitäre Rasse aus dem Stückwerk von Menschenopfern zu züchten und scheint dabei aber eine Art Vampire mit Superkräften hervorzubringen. Nach ellenlangen und leider recht ermüdenden Verfolgungsjagden bekommt man in diesem Zusammenhang auch endlich mal so etwas wie einen Spezialeffekt zu sehen, wenn an der Stoßstange, an der der blutsaugende Delinquent angekettet wurde, nur noch seine abgerissene Hand baumelt. Viel mehr passiert aber in Sachen Blut auch nicht und wer versucht, statt roten Saftes wenigstens einen roten Faden in diesem Film zu erkennen, hat von vornherein verloren. Das ergibt nämlich alles überhaupt keinen Sinn und sollte daher keinesfalls hinterfragt werden. Zwar für einen Horrorfilm eigentlich ziemlich unpassend, aber dafür sehr unterhaltsam ist der abgefahrene Soundtrack, der unnachgiebig in jazzigen Tönen vor sich hin dudelt und eine Stimmung suggeriert, die es im Film nicht gibt, ein Tempo vorgibt, das der Film nicht hält und beschwingt durch einen Film führt, der eher hüftsteif daherkommt. Vereinzelte „Höhepunkte“ sind es, wenn man Humor beweist und dem Kommissar ein paar lustige Dialoge gewährt oder auf höchst makabre Weise einen armen, im Krankenhaus gelandeten Jogger nach und nach auseinandernimmt: Narkose, aufwachen, Bein ab, Narkose aufwachen, noch ein Bein ab usw. Erst am Ende, wenn sich Lee und Price ein „Duell“ liefern und wir etwas über die Hintergründe Dr. Mabuses erfahren, kann man sich am Schauspiel Vincent Prices erfreuen, der zumindest Ansätze seiner eigentlichen Qualitäten offenbart. Ansonsten ist „Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse“ vor allem unfreiwillig komisch, aber immer mit angezogener Handbremse (trotz der ausufernden Verfolgungsjagden…). Ich für meinen Teil habe quasi sekündlich damit gerechnet, dass gleich die Jungs von Monty Python um die Ecke kommen und das Ganze endgültig ad absurdum führen. Das blieb leider aus und führte dazu, dass ich diesen Film erst im Nachhinein so richtig lustig fand, eben aufgrund seines völligen Unvermögens, etwas mit der illustren Besetzung anzufangen und der Dreistigkeit, solchen Unfug tatsächlich auf ein Publikum loszulassen, das Cushing, Lee und Price aus einer ganzen Reihe hochwertiger Genrebeiträge kennt. Harmloser Eurotrash aus dem Kuriositätenkabinett mit eklatant schwachem, chaotischem Drehbuch und um Solidität bemühten Darstellern.

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