Review

Gestern konnte ich meine eher auf modernes Hollywoodkino trainierte Freundin dazu überreden, doch mal lieber diesen älteren Streifen zu begutachten als das allseitsbekannte Gothika mit der knackigen Halle Berry. Statt sich zu freuen, dass mir die Qualität des Films wichtiger ist als die positive Erscheinung von Halle Berry, schmollte sie zunächst. Doch die Filmwahl gewann ich. So schauten wir uns also Jacob's ladder an, ein Psychothriller aus dem Jahre 1990 mit Tim Robbins. Zunächst möchte ich die Handlung für diejenigen erklären, die den Film noch nicht gesehen haben und noch nicht zu viel erfahren möchten:
Der Kriegsveteran erlebt einen Alptraum. Er hat ständig das Gefühl, verfolgt zu werden, denn scheinbar sind hässliche, unmenschliche Dämonen hinter ihm her. Er vermag aber nicht zu erahnen, was sie von ihk wollen. Es macht ihn krank und nicht nur einmal entrinnt er im letzten Moment dem Tod. Seine Freundin ist dabei zwar hilfreich, verliert aber manchmal die Nerven, weil er sehr verwirrt und anstrengend ist. Seine Vergangenheit bereitet ihm auch Magenschmerzen: Er hat seine Frau Sarah verlassen und eines seiner drei Kinder, Gabe, bei einem Autounfall verloren, bei dem er selbst nicht zugegen und somit machtlos war. Seine Visionen verfolgen ihn un der weiß sich bald vermutet er, dass der Ursprung seines Leidens in Vietnam liegt, wo er an der Front beinahe gestorben wäre. Er vermutet daher, dass er ebenso wie seine Kameraden Opfer eines Experimentes wurde, bei dem ihr Bewusstsein verändert wurde. Doch seine Kameraden wollen mit einem Prozess gegen die Army nicht zu tun haben. Er muss also auf eigene Faust herausfinde, was damals geschehen ist.
So, und jetzt, weil ich die Auflösung so genial finde, die Erläuterung, die ihr nur lesen solltet, wenn ihr den Film schon gesehen habt:

Jacob war in Vietnam. Dort sah die USA einer Niederlage direkt ins Auge, es war kaum noch Hoffnung da. Die letzte Lösung schien ihnen zu sein, bewusstseinsverändernde Drogen zu benutzen, die die eigenen Krieger deutlich aggressiver machten. Jacob war einer der Soldaten, die Opfer dieser Greueltat wurden. Doch die Droge, übrigens "Leiter" genannt, daher der Filmname, wirkt sich anders als geplant aus. Die Soldaten verwenden ihre neue Aggression nicht gegen den Feind, sondern gegen sich selbst. Sie zerstückeln sich gegenseitig. Auch Jacob wird schwer verletzt. Man versucht ihn in einem Lager zu retten. Sein Überlebenskampf dauert lange, scheitert aber schließlich und Jacob stirbt. Das ist an sich die eigentliche Story. Was der Film zeigt, ist eigentlich der Überlebenskampf des Jacob, der aber nicht real ist, sonder sich in dessen Bewusstlosigkeit abspielt. Die Story ist sehr nahe an "The sixth sense", der dieses Thema sogar noch genialer umgesetzt hat als dieser Film. Die Quintessenz des Films ist, dass Jacob einen hoffnungslosen Alptraum durchlebt, solange er versucht, sich gegen den nicht zu vermeidenden Tod zu wehren. Dauernd versuchen ihm seine Traumfiguren zu erklären, dass er eigentlich tot ist, bzw. tot sein müsste. Doch er kämpft immer weiter und muss länger die Qualen durchleben, die ihn heimsuchen. Erst als er sich am Schluss mit seinem Schicksal abfindet und zur Ruhe setzt, "werden die Dämonen zu Engeln" und er stirbt endlich in Frieden. Auch die Sanitäter, die versucht haben, ihn aus seinem Koma zu retten, bemerken, dass er mit einem friedlichen Gesichtsausdruck seine letzten Atemzüge gemacht hat, obwohl es ein harter scheiternder Überlebenskampf war.

Jetzt können wieder alle mitlesen. Ich fand die Story sehr stark gemacht, und besonders das klärende Ende hat mich fasziniert und zum nachdenken angeregt. Die schauspielerischen Leistungen sind sehr stark und auch die Stimmung des Films ist durchgehend angemessen düster und hoffnungslos. Besonders die Sequenz, als Jacob tief in die "Hölle", und das kann man hier fast so nennen, hervorstößt, wo leidende Seelen, abgetrennte Gliedmaßen und allerhand Blut zu sehen ist, ist sehr erschütternd und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Der Film ist also wirklich sehr gut gelungen und nimmt den Zuschauer in seinen Bann. Doch an dieser Stelle muss ich auch die negative Seite des Films hervornehmen: Stellenweise geht es nur sehr behäbig und etwas langweilig voran, man hätte sich gewünscht, dass mehr Höllenszenen oder Szenen mit Dämonen eingestreut werden. Das ist der einzige Minuspunkt, daher erhält der Film von meiner Seite "nur" 8 Punkte. Dennoch, und das haben wenige alte Filme bei mir geschafft, hat mich der Film mitgerissen und auch teilweise tief berührt, weswegen ich euch schwer ans Herzen lege:
Wenn ihr mal wieder die Wahl habt zwischen einem kommerziellen, modernen Hollywoodschocker wie Gothika und einem älteren, dafür hier gut bewerteten FIlm, entscheidet euch ruhig mal für die ältere Variante. Außer natürlich ihr habt noch nie "The Ring" gesehen. Dieser Film ist nämlich unschlagbar und muss fast jeder Alternative vorgezogen werden. Euer
Don

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