Review

Die Karriere des italienischen Filmemachers Alberto De Martino wurde von etlichen Auf und Abs gekennzeichnet. Neben dem kuriosen „Operation “Kleiner Bruder““ geht beispielsweise auch der trashige „Der Puma Mann“ auf seine Kappe. Darüber hinaus konnte er allerdings vom Sandalenfilm über Western und Poliziescos bis hin zu Horrorfilmen universal die gesamte Bandbreite italienischer Trends bedienen.
Sein „Inferno 2000“ war sogar eine recht aufwendige italienische Produktion, die immerhin den alternden Hollywoodstar Kirk Douglas („The War Wagon“, „The Fury“) für die schnelle Mark als Galionsfigur verpflichten konnte und mit den Schauplätzen in London auch gleich einen seriöseren Eindruck erweckte, als dass italienische Filme zu dieser Zeit meist taten.

Das alles ändert allerdings nichts daran, dass „Inferno 2000“ ein glasklares Rip-Off von Richard Donners „The Omen“ ist, der im Vorjahr einen Boom ähnlich gestalteter Film auslöste und neben einem Remake immerhin auch drei Sequels nach sich zog. Das Thema Atomkraft und die pessimistisch ausfallende Diskussion (inklusive aufrührerischer Demonstranten) über den wissenschaftlichen Fortschritt sind natürlich damals noch wesentlich aktuellere Aufhänger, um der Schose etwas mehr Aufmerksamkeit abzuringen als sie eigentlich verdient.

Kirk Douglas ist derjenige, der als erfolgreicher Großindustrieller Robert Caine mit der Vision eines futuristischen Kraftwerk die Energie der Sonne speichern will und damit unwissentlich dem Antichristen den Weg ebnet und seinen Sohn als ambitionierten Support an seiner Seite gleichzeitig das Vertrauen ausspricht.
Alberto De Martino drückt dafür mächtig auf die Tube, damit trotz mangelnder Originalität die 95 Minuten nicht den Eindruck eines müden Abklatschs erwecken. Von nackten Eutern (Caine hat (natürlich) eine sehr viel jüngere Freundin) über explizite Gewaltdarstellungen ist auch alles bei, um den italienischen Charakter des Films gerecht zu werden. Da werden Rotorblätter zu Guillotinen, Köpfe zu Brei geschlagen oder die Pulsadern so lange aufgeschlitzt bis das Blut lossprudelt.

Ennio Morricone höchstpersönlich knüppelt dazu einen unheilvollen Score, während De Martino ein böses Omen nach dem anderen pflanzt. Zuerst muss Caines Frau dran glauben, dann die skeptische Regierung in Nahost, die von dem Projekt in ihrem Land nicht begeistert ist und schließlich auch der Wissenschaftler, dem Einiges zu dämmern beginnt. Natürlich sieht immer alles nach unglücklichem Unfall aus, damit auch ja niemand Verdacht schöpft. Dazwischen immer wieder Entdeckungen, Andeutungen und mysteriöse Vorfälle, die allerorten Gevatter Zufall zugeschustert werden, während Caine noch nach einem überzeugendem Leumund für sein Projekt sucht. Letzter säuft später im Wattenmeer ab. Das Böse agiert eben geduldig und subtil.

Ziemlich geschickt hält Alberto De Martino das Tempo hoch, indem er Robert Caine immer wieder die biblischen Vorzeichen vor Augen hält bis der freidenkende Atheist von einem Priester die Scheuklappen abgesetzt bekommt. Denn der schenkt ihm reinen Brandy ein und steckt ihm anhand einer dicken Schwarte gleichzeitig, was er für eine Teufelsbrut im heimischen Nest sitzen hat, die Apokalyptisches im Sinn hat. Doch auch die Kirche kann sich irren!
Das schwanende Unheil wird darüber lecker visualisiert. Ob die biblische Erkenntnis vor dem abstrakten Modell oder der Albtraum (Douglas steht nackt vor einer Leinwand, auf der sich ein Modell aus den Fluten erhebt), ein leiser Knalleffekt ist immer mit dabei, wobei zumindest die erfahrenen Semester bereits ahnen, wo der Gehörnte sich eigentlich versteckt hat.

Wenn endlich genug Symbole, Omen und Vorzeichen auch den zu lange zögernden Robert Caine zu einem Entschluss treiben, damit er endlich den Baustopp befiehlt und dafür in die Psychiatrie gesperrt wird, beginnt „Inferno 2000“ schnurstracks auf ein ziemlich fieses, weil offenes Ende hinauszulaufen, das Möglichkeiten für so einiges zulässt und den Zuschauer zur Phantasie auffordert. Robert Caine selbst hatte wohl die Lust an nassen Füßen und Stress mit der Verwandtschaft verloren, wo da doch seine hübsche Freundin wartet.

Die Minuten des Glücks in unwahrscheinlich kitschigen Szenen festgehalten trüben den Eindruck zwischenzeitlich leider ein wenig, weil sie den Zuschauer ein wenig aus der Stimmung herausreißen und ihn wieder lockerer im TV-Sessel sitzen lassen bis wieder jemand zum Abnippeln gezwungen wird.

Insbesondere an dem putzigen, futuristischen Kraftwerk, das zufällig diversen Details eines Monsters aus der biblischen Prophezeiung entspricht und dem pulsierenden Rechenzentrum habe ich meine Narren gefressen, so dass der mir persönlich zu wenig Endgültigkeit auf der Zielgerade aufbringende Plot nicht mehr so negativ auffiel.
Und auch Kirk Douglas, der in der Not ans Eingemachte geht, zwischendurch sogar seiner Geliebten eine Zwangsabtreibung verordnet, in der Klapse landet, sich dort bestimmt tönend herausprügelt und danach nur in Vergessenheit die letzten Tagen genießen will, hinterlässt einen ordentlichen Eindruck, was ich nicht von allen Beteiligten behaupten möchte.


Fazit:
Ich bin wirklich positiv überrascht, dass „Inferno 2000“ trotz mangelnder Eigenständigkeit einen recht seriösen Eindruck erweckt. Alberto De Martino haut beizeiten zwar auch mal auf die Kacke, hält sich ansonsten aber zurück und baut auf einem recht flotten Skript, das die üblichen Versatzstücke mühelos addiert, ohne dass ermüdender Leerlauf entsteht. Kirk Douglas absolviert seine Sache solide, war aber offensichtlich nur des Geldes wegen da. Doch die beklemmende Atmosphäre (besonders schick: die nebelige Friedhofsszenerie) stimmt meist und die F/X – Spezies hatten dort auch ihre besseren Tage. Es gibt auf diesem Gebiet sicherlich bessere Genreverwandte, doch goutierbar ist er zwischendurch allemal und zeitweise ganz (unfreiwillig) witzig obendrauf. Nur dem Duell hätte man sicherlich nicht mehr Effektivität abringen können.

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