Der Industrial-Body-Horror-Albtraum geht weiter: 1992 folgte die wesentlich konventionellere Fortsetzung des Underground-Hits „Tetsuo“, in der ein junger Mann von ebenso mysteriösen wie brutalen Gestalten verfolgt wird, die eine unheimliche in ihm schlummernde Kraft zum Leben erwecken wollen – bei extremem Stress kann sein Körper metallische Schusswaffen formen und Tod und Zerstörung anrichten. Der Kampf gegen die gnadenlosen Gegner (und seine eigene Zerstörungswut) führt ihn ins Labor eines verrückten Wissenschaftlers – und zur Wahrheit, was in seiner Kindheit vor seiner Adoption geschehen ist.
„Tetsuo 2 – Body Hammer“ mag konventioneller sein als der Vorgänger und eine etwas stringentere und deutlicher nachvollziehbare Story erzählen – allerdings nur im direkten Vergleich zum ersten Teil. Betrachtet man ihn losgelöst (und da es keinerlei inhaltliche Verbindung zwischen beiden Filmen gibt, ist das kein sonderliches Problem), erweist auch dieses Werk sich als rasantes, enorm exzentrisches Stück Film, das Genre-Elemente und stilistische Experimente wild durcheinanderwirbelt, in seiner recht kurzen Laufzeit durchgehend ein irres Tempo beibehält und mit heftigen Splatter- und Ekeleffekten daherkommt.
Formal erweist sich die Fortsetzung also ganz als ihres Vorläufers geistiges Kind, auch wenn hier Schwarz-Weiß durch Farbe und surreale Aufnahmen des menschenfeindlichen Molochs durch scheinbar friedliche Alltagsorte wie Einkaufszentren oder ein gutbürgerliches Zuhause ersetzt werden. Diese anfänglichen Momente der Ruhe und Durchschnittlichkeit werden freilich nach wenigen Minuten radikal durchbrochen, und von da an herrscht durchgehendes Tempo: Ein rasanter Schnittrhythmus, untermalt von einem treibenden Electro-Score, und zahlreiche technische Spielereien wie Zeitraffer, Stop-Motion-Effekte, Überblendungen und bizarre Detailaufnahmen erzeugen eine atemlose Geschwindigkeit, die durch inhaltliche Action wie Kämpfe, Schießereien und Verfolgungsjagden untermauert wird. Allein durch sein irrsinniges Bildgewitter weiß „Tetsuo 2 – Body Hammer“ wieder zu überzeugen und durchaus bei Laune zu halten.
Inhaltlich kann man das ein weiteres Mal leider nicht so sagen. Die anfänglichen Verfolgungsjagden und später die endlos scheinenden Kämpfe und Schießereien sind jeweils sehr ähnlich inszeniert, wodurch schon bald eine ziemliche Gleichförmigkeit aufkommt. Zeitweilig hält nur die pure Ungewohntheit dessen, was man hier zu sehen bekommt, das Interesse aufrecht, denn erzählerisch tritt der Film immer wieder auf der Stelle und hält sich so lange bei einzelnen Gefechten auf, dass mitunter das übergeordnete Storykonstrukt aus dem Blick gerät (und das ist eh schon nicht so ganz einfach nachzuvollziehen, weil immer wieder neue skurrile Figuren auftauchen, die sehr seltsame Dinge tun, für die es keine direkten Erklärungen gibt). Auch fehlt ihm definitiv die tiefgründige gesellschaftskritische Metaphorik des Originals, das damit ja noch über die schwer erkenntliche Oberflächenstory hinwegtrösten konnte. Hier wirkt alles ein gutes Stück oberflächlicher und damit banaler.
Dennoch: Wer die atemberaubende Optik des ersten Teils mochte, wird auch hier wieder allerlei visuelle Höhepunkte finden. Und wer über mittelmäßige Schauspielende, eine eher simple Story und dramaturgische Luftlöcher hinwegsehen kann, wird sich auch von „Tetsuo 2 – Body Hammer“ gut unterhalten lassen können. An die inszenatorische Klasse des Vorgängers kommt er nur knapp nicht heran, aber für einen außergewöhnlichen Filmabend reicht es auch hier noch allemal.