Wenn man meine wenigen Kurzkommentare nicht mitzählt, ist dies mein 500. OFDb-Review. Ich musste nicht lange überlegen, über welches Werk ich jetzt einige Zeilen schreiben möchte. Keinen anderen Film habe ich so lange gesucht, wie diesen Film von Silvano Agosti.
Wenn ich im nächsten Abschnitt viel über den Filminhalt schreibe, dürften einige Leute bestimmt nicht überrascht sein, dass ich ihn unbedingt sehen wollte (Spoiler-Warnung)...
Ein prunkvolles Gebäude im Staat Vatikanstadt, Schweizergardisten bewachen die Eingänge. Dreizehn Personen betreten einen riesigen Lift, einige Stockwerke weiter oben erwartet sie eine Audienz mit dem Papst. Die Nonnen, Priester, andere Würdenträger, wichtige Persönlichkeiten, ein Junge und ein junges Mädchen wollen dem Papst auch diverse Geschenke überreichen.
Der Lift erreicht sein Ziel jedoch nicht, er bleibt irgendwo stecken. Der Alarmknopf wird getätigt, doch dieser ist ebenfalls beschädigt. Noch gibt es keine panische Reaktionen, die meist banalen Gespräche werden fortgesetzt. Nach einiger Zeit wird mit Gewalt versucht, die Lifttüren aufzubrechen. Ein prunkvoller Kerzenständer aus Gold wird als Brecheisen eingesetzt.
Unter einer Nonne ist eine erste Urinlache zu sehen. Der Hunger zwingt einige Leute dazu, heimlich mitgebrachte Nahrungsmittel zu stehlen. Die Kleidung wird gelockert, auch die Gespräche sind ganz anders als noch einige Stunden zuvor.
Ein erster Mann stirbt. Es wird darüber abgestimmt, ob man sein Blut trinken soll. Kurze Zeit später wird ein Goldkelch unter eine frische Schnittwunde gehalten. Schlafende Körper liegen auf engstem Raum. Ein Priester schiebt seinen Fuß langsam unter den Rock des kleinen Mädchens. Dazu beginnt er zu onanieren. Stunden später wischt sich ein Priester sein Hinterteil mit der Robe einer Nonne ab. Auf engstem Raum wird vergewaltigt und gemordet, einzelne Nonnen ficken freiwillig und scheinen die letzten Augenblicke ihres Lebens möglichst lustvoll erleben zu wollen. Schlussendlich liegen nackte und beinahe regungslose Menschen mit ausgetrockneten Lippen auf den wenigen Quadratmetern zwischen Leichen, alle Körper sind voller Exkremente und Blut...
Wie der Film endet, werde ich jetzt hier natürlich nicht verraten.
Puh, was für ein unglaublicher Film! Wenn man bedenkt, was VIRIDIANA für einen Skandal ausgelöst hat, so möchte ich gar nicht daran denken, wie man in diversen Ländern auf eine Veröffentlichung dieses Films reagiert hätte... NEL PIU ALTO DEI CIELI wurde in Italien (in einer kleinen Auflage) auf Video veröffentlicht, dann aber wieder zurückgezogen. Soweit ich informiert bin, wurde dieser einzigartige Film in keinem anderen Land jemals offiziell veröffentlicht. Leider.
Dieser geniale Film ist mit Luis Buñuels Meisterwerk EL ANGEL EXTERMINADOR (DER WURGEENGEL) vergleichbar.
Kein anderer Film rechnet so direkt und schonungslos mit der gepredigten Moral der katholischen Kirche ab. Dass die immer wieder vorgeheuchelten Moralvorstellungen der Kirchenmänner in den eigenen Reihen öfters nicht befolgt werden, liest oder hört man ja leider fast wöchentlich irgendwo...
Natürlich ist es unrealistisch, dass ein Lift an einem solchen Ort für eine so lange Zeit stecken bleibt und niemand von Außen reagiert. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich in der Realität ähnliche Dinge abspielen würden, wie sie von Agosti gezeigt werden. Ich bin davon überzeugt, dass im Überlebenskampf die zehn Gebote von vielen Kirchenleuten nicht mehr (oder in einigen Fällen halt sogar noch weniger...) befolgt würden.
Die dezente Musik ist passend, auch visuell überzeugt der Film von Silvano Agosti. Dies gilt auch für die meisten Darsteller. Einige von ihnen haben nach diesem unglaublich kontroversen Film nie mehr in einer anderen Produktion mitgespielt.
Nicht wenige Exploitation-Fans wären vermutlich enttäuscht, dass NEL PIU ALTO DEI CIELI – erstaunlicherweise – überhaupt nicht grafisch ist. Der Film bietet keine einzige richtige Goreszene, entblößte Frauenbrüste sind nur ganz kurz zu sehen. Kaum zu glauben, wie "sleazig" dieser unglaubliche Film aufgrund des Inhalts dennoch ist.
Wahnsinn!