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Mit „Winterschläfer“ hat Tom Tykwer einen sehr eigenwilligen, aber trotzdem gelungenen Film inszeniert.
Im Groben geht es um drei miteinander verwobene Schicksale: Zum einen wären da Rebecca (Floriane Daniel) und ihr Freund Marco (Heino Ferch), deren Beziehung von sehr vielen Streitereien zerfressen ist. Rebecca wohnt bei ihrer Freundin Laura (Marie-Lou Sellem) in einem kleinen Bergdorf, wo Marco als Skilehrer tätig ist. Der Film macht allerdings schnell klar, dass Marco ein echter Unsympath ist: Er hat an sich eine Frau, aber wacht mit Argusaugen über Rebecca.
Der nächste Handlungsstrang beschäftigt sich mit dem Filmvorführer Rene (Ulrich Matthes), der zwar sehr sympathisch ist, aber sich ab und zu seltsam verhält. So steigt er in Marcos geparktes Auto, entdeckt, dass die Schlüssel noch stecken und dreht eine Runde – wobei einen Unfall verursacht. Kurz darauf lernt Rene Laura kennen und zwischen den beiden beginnt eine Beziehung. Renes Verhalten gibt dem Zuschauer bereits zu Beginn Rätsel auf, aber wird nachher erläutert – wobei die Erklärung fast als Vorläufer zu „Memento“ durchgehen könnte.

Der letzte, aber mit weitaus weniger Screentime bedachte Handlungsstrang dreht sich um den Bauern, der in den Unfall mit Rene verwickelt war. Denn bei dem Unfall fiel seine Tochter ins Koma und die Polizei glaubt er sei lediglich von der Straße abgekommen, da sowohl Rene als auch der Wagen verschwunden bleiben. Da beginnt er auf eigene Faust mit der Suche nach dem Täter…
„Winterschläfer“ überzeugt vor allem durch die kalte, stille Winteratmosphäre, die der Film verbreitet. So unterbricht Tykwer die Handlung immer wieder mit ausgiebigen Bebilderungen der verschneiten Landschaft und blendet den Ton dabei beinahe komplett aus, was schnell das Flair von Abgeschiedenheit und trügerischer Stille aufkommen lässt. Dieser Trick wird sogar in den an sich lautesten Szenen des Films (Autocrash und Finale) angewandt, was diesen einen gelungenen surrealen Touch gibt.
Die Handlung ist zwar nicht übermäßig spannend, aber hat auch keine echten Längen. So verfolgt man entspannt die Entwicklung bis zum dramatischen Finale, wobei der Film immer wieder Fragen nach Schuld und Sühne aufwirft. Insofern ist es auch Interpretationssache ob man das Ende als poetische Gerechtigkeit oder falsche Bestrafung auslegen möchte.

Recht stimmig, aber übertrieben pessimistisch ist die Charakterzeichnung. Denn irgendwie sieht „Winterschläfer“ menschliche Bindungen und Beziehungen etwas sehr negativ und man fragt sich am Ende schon, welche der beteiligten Personen wirklich glücklich sind. Allerdings ist der Film so auch eine Alternative zum übertriebenen Kitsch, der dem Zuschauer immer wieder um die Ohren gedroschen wird. Zumal der Film durch seine surreale Atmosphäre sich auch eine etwas unrealistisch negative Sicht herausnehmen kann.
Heino Ferch ist auch hier wieder recht gut (man beachte sein brillant eingesetztes Lächeln in der Poolszene) und meister sogar die Tatsache, dass das Drehbuch ihn ein wenig einseitig zum Unsympathen abstempelt. Doch auch die anderen Darsteller spielen alle sehr überzeugend; vor allem Ulrich Matthes als etwas verschrobener und dennoch liebenswerter Rene kann herausragen.

So bleibt ein ungewöhnliches Drama mit Krimielementen, das trotz ein paar Schönheitsfehlern mit seiner Atmosphäre punkten kann.

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