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Beim sogenanntem "Cyberpunk" handelt es sich um ein Subgenre, das dem Science-Fiction entsprungen ist und das die selben Grundtöne aufweist. Dabei ist der Cyberpunk aber sehr viel deprimierender, kälter und pessimistischer und beschäftigt sich meist mit der Angst der Menschen vor der fortschreitenden Technologie. Shinya Tsukamoto schuf im Jahre 1988 mit seinem Low-Budget Titel "Tetsuo - The Iron Man" einen Überraschungshit, der in Fankreisen als der Experimentalfilm schlechthin gilt und als einer der Vorreiter extremen Cyberpunks. Ich war aufgrund der oftmals überschwänglich guten Kritiken sehr gespannt auf den Film, muss aber letztendlich sagen, dass meine Erwartungen wohl falsch waren.

Was wir hier haben ist, anders kann man es im ersten Moment nicht nennen, richtig, richtig kranker Scheiß. Für den Mainstreamkonsumenten absolut unverträglich, dürfte dieser Streifen selbst eingefleischten Arthouse-Kennern noch einiges abverlangen und manch einen schnell an dessen persönliche Grenze treiben. Was Tsukamoto hier nämlich weitgehend alleine auf die Beine stellte, passt sich in keinster Weise den üblichen Konventionen und Regeln eines Films an, sondern wirkt ganz und gar wie ein ca. 70 minütiger Drogentrip eines Psychopathen, wie ein unheilvoll grausamer Albtraum aus Metall, aus dem es kein Entkommen mehr gibt.

Der Begriff Experimentalfilm wurde von Tsukamoto also sehr wörtlich genommen, denn sein schwarzweißer Kunstfilm ist ein sehr schwer greifbares Etwas, zu dem nur die Wenigsten einen Zugang finden dürfen. In blitzschnell zuckenden, rasant geschnittenen und surrealen Bildern wird dem Zuschauer eine Geschichte erzählt, die sehr viel Interpretationsgabe erfordert. Was einem hier geboten wird, ist von dem menschlichen Verstand im ersten Anlauf nicht fassbar und bedarf viel Überlegungszeit, bevor man überhaupt einen Hauch einer Meinung zum Film haben kann.

Ein japanischer Geschäftsmann verliert sich hier in einer Welt aus Metall, Drähten und Maschinen, die ihn zum Wahnsinn zu treiben scheint, bis er schließlich selbst zu dem transformiert, was er am meisten fürchtet. Ob Shinya Tsukamoto hiermit eine Kritik an unserer technologisierten Welt üben wollte, in der die Maschinen beinahe schon die Kontrolle über die Menscheit haben, kann ich so nicht sagen. Es ist jedem selbst überlassen, wie er diesen abgedrehten Bilderrausch auffasst. Fakt aber ist:

Man muss viel, sehr viel Geduld und Zeit mitbringen, um "Tetsuo" etwas abgewinnen zu können. Natürlich kann man sich den Streifen nebenbei ansehen und sich an der visuellen Flut an Reizen & Inspirationen freuen, doch wird man in diesem Fall kaum mit dem Streifen auf einen vernünftigen Nenner kommen. So ging es auch mir. Was ich erwartete war schlicht und einfach ein bizarrer Film, vielleicht ein bisschen im Stil von Rozz Williams' "Pig", doch das ist "Tetsuo" in keinster Weise. Einen Film im eigentlichen Sinn wird man hier nicht zu sehen bekommen, sondern vielmehr einen maschinellen Albtraum, in dem einem unverständliche Bilder und erdrückende Elektronik entgegengeschleudert werden, was man erst mal verarbeiten können muss.

Das ist es dann auch, was mir hauptsächlich an "Tetsuo" missfallen hat. Spannung findet sich hier zu keiner Sekunde, was dazu führt, dass der Film ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch langweilt. Krank und verrückt ohne Ende mag das Teil sein, ohne Zweifel, aber so lange kein einziges, typisches Merkmal für einen Film (zumindest für das, was ich unter einem "Film" verstehe) zu finden ist, weiß ich nicht, wieso ich mir so etwas überhaupt ansehe. Die "Erfahrung Tetsuo" sollte man als Cineast oder als Allesseher mal machen, aber ob einem der "Kultfilm" dann auch gefällt, ist eine ganz andere Frage, die jeder für sich selbst beantworten sollte.




Ein nicht leicht zugänglicher und noch schwerer zu verstehender Film. Den "Kultstatus" um dieses kranke Low-Budget Filmchen kann ich zwar nachvollziehen, das heißt aber noch lange nicht, dass es mir zwingend gefällt. Im Prinzip habe ich hier das erlebt, was jeder Mensch in seinem Leben schon des öfteren hatte: Einen Albtraum in seiner reinsten Form, keinen Film im eigentlichen Sinn. Die surreale Transformation eines Menschen in eine Maschine wird hier in kalten, unwirklichen Bildern dargestellt, die in dieser Form definitiv als kunstvolles Experiment durchgehen. Bei mir war es nach schier endlosen 70 Minuten, in denen ich die unglaublichen Bilder und den verstörenden Sound auf mich einhämmern ließ, jedenfalls so, dass ich nicht so recht wusste, was das jetzt alles sollte. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht das, was ICH als herausragend oder "kultig" bezeichnen würde.

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