Ein astreiner Trip! Als ich Shinya Tsukamotos „Tetsuo“ vor nicht bestimmter Zeit zum ersten Mal sah, ließ ich mir von meinem Videothekenbesitzer verklickern, dass der japanische Experimentalhammer so etwa in die Richtung von David Lynchs „Eraserhead“ ginge, doch hinterher konnte ich dem ganzen nur bedingt zustimmen. Zwar finden sich so diverse Gemeinsamkeiten wie beispielsweise das Schwarzweiß-Ambiente oder so mancher surrealer Einfall sowie die bedeutungsschwangere Metaphorik der Bilder, doch insgesamt geht es in „Tetsuo“ noch eine ganze Kante abgefahrener zu! Wo „Eraserhead“ unangenehm lange gewisse Horrorbilder festhält, lässt „Tetsuo“ die Kamera im Zeitraffer durch die Gegend fliegen und sich nur mühsam wieder beruhigen. Zudem bietet das japanische Quasi-Pendant deutlich mehr Gore und vergleichsweise erkennbarer gezeigte Gewaltszenen, auch wenn diese auch in „Tetsuo“ eher sinnbildlich zu verstehen sind und keinesfalls selbstzweckmäßig oder gar exploitativ wirken. Der Film lässt natürlich sämtliche Handlungstransparenz vermissen und feuert seine Präsentation wie eine Kanonekugel in die Luft, die erst am Ende zum Stehen kommt und vorher sicherlich keine Pause einlegt. Gefördert durch die Schwarzweißoptik entsteht eine beklemmende Atmosphäre um den sich zur Maschine wandelnden Mann. Untermalt wird der irre Trip durch dumpfe Industrialklänge und eine fantastische Geräuschkulisse, die der in Lynchs Meisterwerk nicht nur in Nichts nachsteht sondern ihr auch sehr ähnlich ist – sofern man „Tetsuo“ auf die halbe Geschwindigkeit herunterdrehen würde. Wie in ähnlichen Experimentalstreifen dieser Machart geht es auch in „Tetsuo“ sehr wortkarg, wenn auch nicht ganz wortlos zu, was aber mit Sicherheit richtig so ist – denn ich fürchte, hätte man noch Dialoglast eingebaut, wäre absolut nichts mehr nachvollziehbar gewesen. Wie für Nihon üblich stellt das semi-poetische Ende mal wieder den Höhepunkt des Rausches dar – selbstverständlich (wie auch der restliche Film) mit Grotesk-Faktor 10/10...!
Sicher ist „Tetsuo“ eine polarisierende Angelegenheit, doch die meisten Leute, deren Dunstkreis den dieses Underground-Werkes überhaupt erreicht, dürften ohnehin genau die richtigen dafür (gewesen) sein! Zum Glück ist endlich eine DVD erschienen und ich kann meine „VHS-Sicherheitskopie“ getrost in den Ruhestand schicken! Die Fortsetzung von „Tetsuo“ ist schon etwas transparenter, geht dafür aber auch stilistisch in eine völlig andere Richtung. Kann man jedoch durchaus noch empfehlen.
The future is metal...