Als Kind wird Hans Zeuge, wie sein Vater auf der Guillotine hingerichtet wird. Jahre später wird er Assistent des alten Arztes Dr. Hertz (Thorley Walters), bei dem niemand anders als der berüchtigte Baron Frankenstein (Peter Cushing) Unterschlupf gefunden hat. Doch das Stigma, der Sohn eines verurteilten Mörders zu sein, verfolgt Hans noch immer und als der Vater seiner Geliebten Christina (Susan Denberg) - einem schüchternen, verkrüppelten Mädchen – ermordet aufgefunden wird, fällt der Verdacht sofort auf ihn. Die wirklichen Mörder, drei reiche Taugenichtse mit einflußreichen Vätern, sagen gegen ihn aus und er wird unschuldig zum Tode verurteilt. Hans wird hingerichtet, Christina begeht aus Verzweiflung Selbstmord. Doch Baron Frankenstein (dem es gerade gelungen ist, die Seele vom Körper getrennt zu konservieren) bemächtigt sich der Leichen und macht sich an ein gewagtes Experiment: Er befreit Christina operativ von allen Gebrechen, verpflanzt Hans‘ Seele in ihren Körper und erweckt sie wieder zum Leben …
Der 1967 entstandene Frankenstein schuf ein Weib ist das vierte Kapitel der siebenteiligen Hammer-Frankenstein-Saga und zugleich auch eine der ungewöhnlichsten und interessantesten Variationen des Stoffes: So verzichtet der gute Baron hier erstmnals auf sein übliches Leichenteil-Flickwerk und bedient sich stattdessen einer quasi metaphysischen Form der Chirurgie, indem er die Seele eines Menschen in dem Körper eines anderen ansiedelt.
Die konventionellen physischen Eingriffe, die er seinem neuen Geschöpf vornimmt, sind lediglich schönheitsoperativer Natur - so verwandelt er die hinkende und von einem Feuermal entstellte brünette Christina kurzerhand in einen blonden Vamp (kein Problem für unseren Victor...:-)). Doch Frankenstein ist (ebenso wie alle seine Kreationen) vom Pech verfolgt und aus der Seelenverschmelzung der beiden einstigen Geliebten resultiert recht bald ein schizophrener Zustand, der die neugeborene Christina in einen mörderischen Racheengel verwandelt.
Regisseur Terence Fisher (Dracula, Curse Of Frankenstein), der mit seinen Filmen das britische Gothic Horror-Kino entscheidend prägte, erschuf hier ein weiteres Mal ein stimmungsvolles, schwarzromantisches Horrormärchen in schaurig-schönen Bildern und liebevoller Ausstattung. Auch die Besetzung ist bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt, allen voran natürlich Peter Cushing, der der Figur Victor Frankensteins in den Hammer-Produktionen eine völlig neue Persönlichkeit verlieh. Einmal mehr spielt er diesen Charakter mit großer Überzeugungskraft und Dynamik: Sein Frankenstein ist ein hochgebildeter Rationalist mit zynischem Witz, der die ungebildeten Dörfler verachtet und in seinem grenzenlosen Wissensdurst auch vor Selbstversuchen nicht zurückschreckt (so läßt er sich z. B. einfrieren und durch Elektroschocks wiederbeleben). Die menschliche Physis hält für ihn längst keine Geheimnisse mehr versteckt und so widmet er sich stattdessen dem "Allerheiligsten", nämlich der unsterblichen Seele. Ihm zur Seite steht Hammer-Mime Thorley Walters als leicht vertrottelter Dorfarzt und das schöne "Monster" Christina wurde von dem Ex-Playmate Susan Denberg dargestellt, die hier den wohl schönsten Auftritt ihrer kurzen Karriere hatte.