China vor einigen Jahrhunderten. Die Hunnen fallen in das Kaiserreich ein und so ruft der Herrscher aus jeder Familie einen Mann zum Kriegsdienst. Statt ihres gebrechlichen Vaters macht sich die junge Fa Mulan auf den Weg zur Armee. Ihre weibliche Identität vor den Mitsoldaten versteckend will sie mit ihren Kameraden die Bedrohung aufhalten.
An das zugrunde liegende Gedicht, welches bis dato diverse Male verfilmt wurde, hält sich der von Tony Bancroft und Barry Croft inszenierte Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney nur rudimentär. Wie gewohnt nimmt man sich diverse Freiheiten in der Erzählung, man schneidert die Vorlage auf das gewollte Ergebnis zu – nicht umgekehrt. Rein für sich betrachtet ist dieses mit seinen unter neunzig Minuten recht kurzweilig geraten, bietet etwas Historie, Humor und Action. Das fernöstliche Setting ist dabei eine willkommene Abwechslung und vom Fluss her ist „Mulan“ ein angenehmer Vertreter ohne die stressige Hektik oder die Gigantomanie der Moderne. Schön altmodisch, könnte man sagen, wie Disneys Kinofilme damals eben noch waren.
Die titelgebende Hauptfigur ist eine entschlossene und selbstbewusste junge Dame, ohne dabei überheblich oder anstrengend zu sein. Sie macht es einem leicht, mit ihr mitzufiebern. Ihr zur Seite steht ein unausweichlich-witziger Sidekick, hier der kleine Drache Mushu, der typisch (über)aktiv agiert und für einige Witzeleien zuständig ist. Und dann gibt’s da noch Mulans Pferd. Und eine Heuschrecke. Irgendwo hat sie auch noch einen Hund. Einfach ein paar Nebenfiguren zu viel.
Captain Li Shang und die Armeekollegen bleiben im Charakter recht einfach gehalten, Shang wird vielleicht etwas schärfer gezeichnet, als Begleitpersonal reichen sie aber aus. Mulans Familie gibt zu Beginn und Ende noch ein bisschen dramaturgischen Unterbau.
Den schurkischen Hunnen mit ihrem Anführer Shan Yu gesteht man weder eine echte Motivation oder nur einen Funken Tiefe zu. So bleiben die Antagonisten flach und eindimensional – und somit auch recht langweilig.
Visuell ist „Mulan“ gelungen. Der Zeichenstil ist in den Details reduziert, die Animationen aber gewohnt flüssig und das Ergebnis erinnert immer wieder an fernöstliche Stile. Für manche Massenszenen bediente man sich der Hilfe aus dem Rechner. Das sieht man zwar, insgesamt fügt sich das aber ansehnlich in das restliche Bild ein und bleibt hier eine die Erzählung unterstützende Technik. Typischerweise gibt es auch ein paar Songs, insgesamt aber gar nicht mal so viele. Vier Stück vom Ensemble gesungen, die bei mir zwar nicht hängen blieben, im Film aber gut funktionierten. Weniger gilt das für Stevie Wonders „True to Your Heart“ am Ende, das ob seines Stils deplatziert wirkt.
„You don't meet a girl like that every dynasty."
Kurzweiliger und visuell ansprechender Vertreter aus dem Disney-Katalog. Die Songs sind okay (sieht man vom Abspann ab) und man bekommt eine gewohnte Mischung aus Witz und Action, hier garniert mit einem fernöstlichen Drumherum. Vorlagentreue kann man wie bei Disney gewohnt in der Pfeife rauchen, das Ergebnis ist für sich betrachtet dennoch ein unterhaltsames aus dem klassischen Fundus des Studios.