Nach dem dritten Weltkrieg in Neo Tokio: Die politische Führung ist zerstritten und inkompetent, die Oberschicht dekadent und das Bildungssystem marode. Bei einer Motorrad-Verfolgungsjagd prallt der junge Tetsuo mit einem blassen, kränklichen Kind zusammen. Sein bester Freund Kaneda versucht, ihn vor den furchtbaren Nebenwirkungen der übermenschlichen Kräfte, die er daraufhin entwickelt, zu bewahren. Doch der als Kind stets gehänselte Tetsuo ist nicht länger auf seinen ritterlichen Freund angewiesen…
Virtuos versteht es Katsuhiro Ôtomo, die Allmachtsfantasien, die sich mit den offenbar grenzenlosen Kräften des Geheimexperiments versprechen, gleichermaßen als Sinnbild für die wahnhafte Hybris der Forscher und Politiker wie für die nie verheilten Blessuren einer geschundenen Kinderseele auszugestalten. In die atemlos spannende und emotional aufwühlende Handlung webt Ôtomo Gedanken über Können und Dürfen der Wissenschaft, Heil und Unheil kultureller und zivilisatorischer Zukunftsmodelle und Furcht einflößende Projektionen gegenwärtiger Gesellschaftsängste, die eine soziale und politische Erosion im Endstadium voraussehen. Seine Hoffnung ruht im Zorn einer zwar vernachlässigten, aber im Kern anständigen Jugend, die gegen die verbauten Perspektiven der Alten aufbegehrt. Ein gedanklich komplexes, formal erderschütterndes Meisterwerk, das seinesgleichen sucht.