Review

Also ich frage mich, was mit den Leuten los ist - daß hier kein Reviewautor die Höchstnote gegeben hat, ist schon arg traurig, noch schlimmer ist allerdings, daß hier nur vergleichsweise lächerlich wenige Reviews zu finden sind, und das zu einem Film, der nicht nur in der Welt der Animes, sondern meiner Meinung nach in der Welt der filmischen Allgemeinbildung eine nicht unterzubewertende Rolle zu spielen hat.
Zunächst einmal eins vorneweg - sicherlich gestaltete sich die zweistündige Verfilmung der Mangareihe als Sci-Fi Epos als Ding der Unmöglichkeit - so mußte leider auch der Plot arg darunter leiden. Viele wichtige Dinge der Reihe fehlen im Anime oder sind geändert dargestellt worden (so ist es zum Beispiel im Manga so, daß Akira schon nach der Hälfte der Zeit ganz Neo-Tokio auslöscht, weil Takashi erschossen wird). Aber dennoch - wer seine Zeit nicht darauf verschwendet, sich griesgrämerisch über die Mangas zu beugen und das Wort "Verwurstung" zu brüllen, bekommt eine visionäre, hochphilosophische Genialität der Spitzenklasse geboten, der es wahrlich an nichts fehlt.
Klar, die Handlung dieses Klassikers der Achtziger, der auch noch heutzutage nahezu jede Zukunftsvision (von jetzt!) in den Schatten stellt, ist natürlich beim ersten Anschauen bei weitem nicht im Schädel. Doch ich bin der Meinung, daß sie auch ohne den Manga zu verstehen ist (ich habe den Manga auch erst hinterher gelesen). Ich fasse sie jetzt nicht zusammen, dafür fehlt mir leider die Zeit, vielleicht trage ich meine Interpretation dessen irgendwann mal nach.
Dann die Zeichnungen - heute noch ultraimposant, aber nicht mehr die Besonderheit schlechthin. Damals aber revolutionär, mit so viel Liebe zum Detail und enormer technischer Brillanz, bis heute unübertroffen. In Anklang dazu steht der Soundtrack. Utopische, tiefwirkende Klänge, die dem Film die entsprechende Note geben, da geben sich Chöre und Technostücke gleichermaßen ein perfekt passendes Stelldichein.
Bei mir hat dieser Film einen Eindruck für Immer hinterlassen. Gerade diese Rückblenden auf die Kinderzeit am Ende des Films lassen in einer Zukunfts(!)vision gedankliche Blicke auf die Zeit der Achtziger zurück und treiben einem fast die Melancholie-Tränen in die Augen, genauso wie die hammerharte Dramatik, die hinter den Charakteren steckt und unaufdringlich-subtil erst am Ende so richtig deutlich wird - allerdings auch nur für die Zuschauer, die es schaffen, hinter alle Fassaden zu schauen und wirklich zwischen den Zeilen zu lesen. Ich bin mir sicher, daß da ein paar mehr Höchstnoten bei rausgesprungen wären, wenn der Film nicht so hochkompliziert zu verstehen wäre.

Vermittelt wird das Ganze mit einer dergestalt wuchtigen Ausdruckskraft, daß dem Zuschauer mitunter die Sprache fehlt. Weder in punkto Gewalt (ab 16 Jahren hin oder her, der Film ist krass), noch in den Stimmen, den Dialogen, der Wortwahl (NICHT geschwächt durch die überragende deutsche Synchronisation) oder sonst etwas. Die Musik setzt immer zum richtigen Zeitpunkt ein und untermalt immer die entsprechende Szene genau mit dem richtigen Stilelement.

Zum Schluß - sicher, viele raffen den Film nicht. Ich habe ihn ebenfalls nicht gleich beim ersten Ansehen verstanden. Aber ich habe nicht den Fehler gemacht und das Ding abgetan und mit einer mittelmäßigen Bewertung verdrängt. ich habe ihn mir erneut angesehen. Und wieder und wieder. Und die zwei Stunden gingen jedesmal schneller vorbei. Schaut ihn an, bis ihr alles verstanden habt oder auf eure Weise interpretiert habt. Schaden tuts nie.

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