„Island of Terror“ ist netter Britenhorror, der unter der Regie von Terence Fisher entstanden ist. Ansonsten auf klassische Monster spezialisiert, lässt uns Fisher in diesem Film an den unbeabsichtigten Folgen der Forschung teilhaben.
Aus irgendeiner Insel weit draußen im Meer forscht ein Team an einer künstlichen Zelle, die Krebszellen auffressen soll. Diese Versuchen gehen schief; statt des erhofften Segens für die Menschheit erschaffen die Jungs in ihrem Labor eine Lebensform, die auf Silicium basiert (toll, wie Alien!) und zum Leben Calciumphosphat benötigt, dass sie aus den Knochen anderer Organismen heraussaugt. Damit ist Osteoporose nicht mehr nur eine Krankheit, sondern auch ein Lebewesen! Diese Lebensform ist für die Menschen bedrohlich, da das Aussaugen des Calciums die Leute zu einem Schlabberhaufen macht, was auch tödlich ist. Sie bricht aus, vermehrt sich durch Zellteilung und versetzt die ganze Insel in Aufregung. Aber das obligatorische Team mannhafter Wissenschaftler nebst weiblicher Begleitung kommt zu Hilfe und kann die Plage mit Hilfe radioaktiv kontaminierter Kühe vernichten. Leider wurden schon vorher Proben der Kultur in die ganze Welt verschickt. Armes Japan…
Der Film fügt sich nahtlos ein in die Phalanx der Menschheitsbedrohungen, die gerade so noch abgewendet werden können. Dadurch ist er nichts Besonderes. Er hat auch kein besonderes Budget zur Verfügung gehabt. So sind die Monster nicht ernsthaft bedrohlich, sondern sehen aus wie Quallen mit Warzen auf dem Rücken und einem Tintenfischarm als Kopf. Besonders peinlich wird es, wenn sich die Wesen teilen. Dann brechen sie auf und Nudeln in Tapetenkleister kommen zum Vorschein. Alle diejenigen, die wegen der im Spülwasser schwimmenden Lebensmittelreste das Abspülen hassen, werden sich voll Grauen abwenden. Der Rest feixt sich einen.
Aber man darf nicht hämisch sein. In den Sechzigern gab es weder die technischen Möglichkeiten noch FX-verliebte Regisseure, sondern man orientierte sich an dem wirtschaftlich machbaren und der Story zuträglichen. Außerdem gab es in den Sechzigern noch etwas ganz besonderes – Schauspieler, die einen Film tragen können. Und das gelingt im Falle von „Island of Terror“ fast der gesamten Besetzung. Allen voran natürlich Zugpferd Peter Cushing, der wie so oft brilliert, aber auch Raum für seine Mitdarsteller lässt. Auch die anderen Wissenschaftler und die Inselbevölkerung sind glaubwürdig. Durch die Leistung aller, die auch von dem ordentlichen Soundtrack getragen wird, übersieht der geneigte Zuschauer großzügig die lächerlichen Monstren und kann sich am Ende der Spannung des Films nicht entziehen.
Was mir an dem Showdown des Films sehr gut gefällt ist das Opfern der Kühe, dem dann dass Warten auf die einsetzende Vergiftung der Monster folgt. Es wurde hier ein recht ordentlicher Wettlauf mit der Zeit für die belagerten Inselbewohner initiiert. Gut ist auch, dass man sich ein schmalziges Ende schenkt, sondern irgendwie eine Beklemmung der Inselbewohner trotz der überstandenen Katastrophe spüren lässt.
Eine wirklich groteske Szene ist die mit dem Anziehen der Schutzanzüge. Nicht nur, dass man darüber schmunzeln kann, dass eine Plastiktüte als Hose wohl kaum Schutz vor radioaktiver Strahlung bieten. Das tolle daran ist, dass diese Szene ewig dauert, beide Schauspieler offensichtlich überhaupt nicht wissen, wie sie den Anzug anziehen sollen und sich redlich, schweigend abmühen, die Dinger irgendwie anzukriegen. Ich weiß nicht, welche Szenen normalerweise beim Schnitt entfernt werden. Aber diese sehr erheiternde Passage ist für mich eine klassische „deleted scene“. Aber der Film ist gut genug, um diese Portion unfreiwillige Komik gut zu verdauen.
Zusammenfassend ist „Island of Terror“ Pflichtprogramm für die Liebhaber klassischer Horrorfilme britischer Bauart. Er ist auch ein Muss für die Anhänger von Peter Cushing. Aber auch all diejenigen, die 84 Minuten kurzweilige Unterhaltung wollen, sind mit diesem Film sehr gut bedient. Von mir kriegt er 7 von 10 Punkten.