Maßgeblichen Anteil daran, dass Ronald Cheng mittlerweile die comedic royalty im Hong Kong Filmbusiness darstellt, hatte vor allem Filmemacher Vincent Kok, der mit My Lucky Star, Dragon Loaded 2003, Super Model und Dragon Reloaded innerhalb kürzester Zeit für den entscheidenden Durchbruch und die anschliessende bestätigende Festigung sorgte.
Kok, der als Autor, Produzent und Regisseur die volle uneingeschränkte Verfügungsmacht über den baldigen Star erhielt und ihn in dieser fortschreitende Privatisierung aus den bisherigen Nebenrollen und den negativen Schlagzeilen gleich mit herausholte, tat sich zuvor als Ideenlieferant für gleich fünf Stephen Chow Werke hervor. Diese Erfahrung im Umgang mit schwierigen Grössen und ihrer ganz speziellen Eigenart des Humors trägt auch im vorliegenden Film seine Rechnung; vor allem die Umgebung für den spriessenden Witz ist narrensicher, wenn auch direkt auf mindestens zwei amerikanische Vorlagen aufbauend:
Das Super Model Mandom Fung Yan Bing [ Ronald Cheng ] beauftragt bei Superintendant Deng [ Tang Chi-fung ] persönlichen Schutz; bekommt er doch Drohbriefe zugesandt, die ihn von der Teilnahme am "King Model Pageant" abhalten sollen. Da Mandom unbedingt gegen seine Erzfeind Fantasy [ Sammy Leung ], die Partnerin Romantic [ Rain Li ] und deren Betreuer All-in-one [ Kenny Bee ] antreten will, wird die verhuschte Polizistin Karena Zhang [ Karena Lam ] undercover an seine Seite gestellt. Da auch ein Couple Catwalk angesagt ist und die Tarnung nicht auffallen soll, muss Karena durch Mandom und seine Freunde Freedom [ Conroy Chan ] und Condom [ Sam Lee ] vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan gestylt werden.
Miss Undercover also. Und noch viel entscheidender: Zoolander. Von dem Ersten die Eröffnungsgeschichte als Substrat, das auch den konventionellen Verlauf modifiziert. Von dem Zweiten das barock-fabulierlustige Setting samt ästhetischem Kanon, teilweise auch die Konkretübernahme einiger Szenen und vor allem auch die Gangart.
Koks Film ist haarsträubend bunt, in alle nur denkbare kreischende Töne gesprengt und durch den intensiven Überfluss an Koloration, Kostümen, Perücken stark wie ein polychrom-poppiger Kindergarten ausschauend. Ein im Regenbogenanstrich leuchtender, gleichzeitig schmerzender und nicht sattzusehender Tummelplatz, der den ähnlich grellen Albtraum bei Zoolander wie einen ergrauten, gottverlassenen Großhof aussehen lässt.
Ein urheberrechtlich geschütztes Gesamtkunstwerk mit extravaganter Spielfläche für die herumtollenden Steppkes, die aus der Realität hinaus den Eintritt in eine andere, für sie grosse Welt finden und ihre Lebenslust mit Türmchenbauen, Kissenschlacht und Quietscheentchen austoben.
Das bereits bestehende Motto "3% Körperfett, 1% Gehirnaktivität" wird übernommen und noch einmal weit über die bereits herrschende Übertreibung hinauskatapultiert. Inmitten einer regelrechten Farbexplosion haben die Models keine anderen Sorgen als die nächste Enthaarung, den bevorstehenden Frisörbesuch und dem jederzeitigen Posieren vor der umstehenden Gesellschaft.
Hier wie dort sind die künstlichen, chaotischscheckigen und besonders aufgekratzten Eigenkreationen von einer ganzen Schar wirklicher Persönlichkeiten attestiert; die im Cameoauftritt für weitere Schauwerte sorgen und der jeweils hanebüchenen Handlung sowohl die Möglichkeit zu einer Satire auf die Modebranche geben als sie auch gleich mit dem ad absurdum Promibonus ausstatten. Ein Übergang von einer Ebene zur anderen. Bestätigte Showgrössen wie Jacky Cheung, Sandra Ng, Kelly Chen oder Tony Leung Chiu-wai lobpreisen in knappen Einspielern die Schönheit und Eleganz des Super Models und nehmen ihn nur wegen seines Ruhmes als Beauty Ikone in ihre hochgestellten Kreise auf.
Doch Mandom als der typisch vorwitzige Dreikäsehoch will lieber spielen, er will seine Entchen und er kommt anfangs überhaupt nicht mit der Polizistin klar, die auch noch mit Hornbrille, Latzhosen und karierten Hemden durch seine güldene Wohnung trieft. Auch der Film will spielen statt sich auf einen Spannungsbogen oder Charakterentwicklung zu versteifen und öffnet ausgiebige Zeitfenster für allerlei dumpfsinnigen Unfug; sprunghaft improvisierte Sketche, die zeitweise sehr abrupt kommen und gehen, ohne selbst das Wenige an Handlung voranzubringen. Und der Film ist lang, gute 20min mehr als sein offenkundiges Vorbild, materiell dabei vielleicht noch weniger erfüllt, aber dafür feuchtfröhlicher mit ausgeprägten Klamauk- und Torheitszügen um sich schmeissend. Ein sweet talk mit dummies and antics, in primär visueller Inszenierung.
Die Geschichte vom Zappel-Philipp im poppigen Discoambiance, der wie üblich beim grobmotorischen, schlicht gestrickten Volkskomiker Ronald Cheng zu einem auf Dauer recht anstrengenden Auswuchs ausartet und den feinsensibleren Zuschauern durchaus auf die Nerven schlagen kann. Cheng weiss zwar um das richtige Timing, aber verlässt sich schauspielerisch undifferenziert noch viel zu sehr auf die ADHS-Vorgaben und die verkleidete Staffage. Kein Aufzug wird zweimal getragen, die Haare liegen alle paar Minuten komplett anders und bieten die gesamte Bandbreite von Scheitel über den Pilzkopf bis hin zum Afro. Was anfangs durch seinen Abwechslungsreichtum und Mannigfaltigkeit noch erfrischend und kurzweilig erscheint, verkommt über die beständige Permanenz zum einem reinen Statussymbol. Ein offensiver Trick, dem Betrachter jedesmal mit den gleichen Mitteln denselben Heiterkeitserfolg zu entlocken, was nach der Gewöhnung an die Methode nicht mehr so ganz funktioniert; zumal von Beginn weg gleich in die Vollen gegangen wird und so trotz des endlosen Inventars keine Steigerung, sondern nur der Umkehrschluss erfolgen kann. Und eine Todsünde vom expressiven Cheng, die er eine ganze Weile lang betrieben hat: Neben der unkontrollierten Hektik, der mimischen Akrobatik und der überbordenden Verwandlungsmaske verfällt er viel zu oft in das Lachen über die eigene Aktion; was statt einem charismatischen oder emotionalen Merkmal nur das abstossende Gefühl falscher Selbstsicherheit und cholerischer Überlegenheit verbreitet.
Da er sich aber selber durchweg zum Hampelmann machen kann, darüberhinaus sowohl die scheinbar obligate Bruce Lee - Referenz beherrscht als auch den damals aktuellen Ong Bak sehr schön aufs Korn nimmt und es eh erst seine zweite leading role war, kann man es ihm hierbei noch mal nachsehen.
Ausserdem besitzt er - nicht nur diesmal, sondern nahezu regelmässig - einen ausgezeichneten, beileibe nicht auf Statisten reduzierten Cast als Blitzableiter, die seine nicht fehlgeleitete, aber übermütige Dynamik mit anderen Interferenzen und unerwarteten Pointen auffangen können. [Auch wenn Chengs Gestik und Bewegung sonst keinen weiteren Elementen untergeordnet ist und deswegen auch nur wenig Wortwitz existiert.]
Vor allem der sonst auch etwas aufdringliche Sammy Leung passt ausgezeichnet in die Hansel-Rolle hinein und wird noch zusätzlich mit dem formidablen Sam Lee und Karena Lam in einem ungewohnt komischen Areal verstärkt; obwohl Frau Lam mehr mit ihrer Sympathie überzeugt als mit den späteren Grimassen, die aber zumindest der gesamten physiognomischen Erscheinung des Filmes entsprechen.