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Es ist schon wieder was passiert...

So beginnt "Silemtium!", ein weiterer Fall für den Detektiv und Antihelden Brenner, der eigentlich kein Detektiv mehr ist. Ein vermeintlicher Selbstmord erregt Aufsehen in Salzburg, da das Opfer erst kürzlich seinen geistlichen alten Internatserzieher wegen sexueller Belästigung öffentlich diffamiert hat. Brenner wird von dessen Witwe engagiert, den Fall aufzuklären, doch dieser erfährt dabei mehr über Salzburgs Herrschafts-Fassade zwischen Festspielen und Institution Kirche, als ihm lieb ist. Mehr noch: Der Mord und Brenner Geschnüffle bringen den reaktionären Brocken ins Rollen, der die Demontage des Hofes ohne Rücksicht auf Verluste bewahren will. Da hilft die Kirche gerne mit: Es geht schließlich um die Festspiele!

Giftig ist Murnbergers Film-Noir-Variante sicherlich, gegen die verstaubte, falsche Moral, den Deckmantel der Kirchentradition und gewisse Kreise der östereichischen (salzburgerischen) Vorzeigegesellschaft. Verkommene Prüderie von pädophilen Pfaffen eines katholischen Knabeninternats, Kindesmissbrauch, Bestechung sind Themen und Motive, die der Film nicht nur ironisch-satirisch, sondern durchaus mit der richtigen Portion Ernst aufgreift. Vor allem ist da die ständige Arroganz gegenüber dem kleinen Mann, personifiziert durch Brenner und seinen Partner Berti ("Komm, süßer Tod"). Vordergründig bleibt dabei Murnberger, der mit Hader und dem Romanautor, auf dem der Film basiert, Wolf Haas, das Drehbuch schrieb, im Stil einer klassischen Kriminalgeschichte. Der ernste, spannende Plot mit einigen makabren und auch brutaleren Einlagen wird natürlich durchsetzt von österreichischer Lakonie und dem sarkastischen, teils auch zynischen Wortwitz Brenners. Trotzdem orientiert sich Silentium! an den klassischen Noir-Elementen: Neben dem Verlierer und archetypischen Antihelden Brenner, findet man viele davon in der visuellen Gestaltung, in den dunklen, neblig-nassen Gassen Salzburgs, im grauen Wetter, im Mief alter Kirchengrotten, im Halbschatten und überhaupt in der Nacht. Selbst eine passend inszenierte Verfolgungsjagd, mehrere Anspielungen und beispielsweise das melancholische Ende, in dem die äußeren Mächte den Antihelden in seine Schranken weisen, deuten auf das Genre.

Der östereichische Charme, die latente Tragik, die böse Satire und die groteske Unterwanderung machen das Ganze aber erst interessant. Subtil bleibt der schwarze Humor dabei: Oft ist es nur ein sarkastischer Kommentar Brenners, oder eine gut getimte subversive Kameraeinstellung, die die Satire offenbaren. Mehr hat eine derartige geistreiche Komödie auch nicht nötig, die Situationskomik bleibt ebenfalls fern von Klischees. Mit seinen bis in die Nebenrollen grandiosen Ensembles und den grotesken Einfällen ist Silentium zwar kein absolutes Meisterwerk, aber eine wirklich spannende "Comédie Noir" und zugleich eine fauchende Kultursatire. 8/10.

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