Review

ESTUPRO ist ein weiterer Film von José Mojica Marins, der in Brasilien für viel Aufruhr sorgte.

Ein älterer Mann drängt eine Jungfrau dazu, mit ihm Sex zu haben. Sie spricht danach sofort von Hochzeit, doch er beisst ihr eine Brustwarze ab...
Eine Gerichtsverhandlung folgt, der politisch einflussreiche und sehr wohlhabende Mann wird freigesprochen. Triumphal verlässt er den Gerichtssaal, das Opfer wird auf dem Nachhauseweg verspottet. Ihre Schwester kann diese Ungerechtigkeit nicht akzeptieren!

Sexploitation-Fans, die nur aufgrund eines Alternativfilmtitels wie RAPE oder PERVERSION auf diesen Film aufmerksam wurden, müssen sich ESTUPRO definitiv nicht ansehen.
Auch wenn ein Körperteil abgebissen und ein anderes abgeschnitten wird; ESTUPRO bietet keinen einzigen richtigen Gore-Effekt.

Nackte Haut sieht man recht viel, besonders ästhetisch sollten diese Filmpassagen natürlich gar nicht erst sein. (Sexszenen mit José Mojica Marins sind eh immer etwa so unerotisch wie solche mit Salvatore Baccaro...)

José Mojica Marins spielte die männliche Hauptrolle in seinem Film aus dem Jahre 1978 selber. Mit seinem markanten Gesicht, den unglaublich langen Fingernägeln usw., ist er für diese Rolle auf jeden Fall bestens geeignet. Leider spielen viele andere Darsteller weit weniger gut.

Visuell hat mich ESTUPRO ziemlich enttäuscht. Die sehr "rohe“ Machart erinnert ein wenig an manche Filmchen von Jesus Franco. Klar, geniale (surreale) Traumsequenzen, wie man sie in einigen seiner Meisterwerke findet, hätten nicht zu diesem Filminhalt gepasst. Trotzdem...
Was einen Teil des Scores betrifft: Einzelne Welthits wurden neu aufgenommen – einfach unglaublich, was man zum Beispiel kurz vor dem Filmende hört!

Recht viele Passagen mögen heutzutage – besonders für jüngere Leute aus anderen Regionen – langweilig wirken. Aber viele Probleme und Ungerechtigkeiten, die in ESTUPRO aufgezeigt werden, wurden (nicht nur damals) viel zu wenig oft angesprochen.

ESTUPRO gehört sicherlich nicht zu den besten Werken von José Mojica Marins.
Trotzdem: Ein damals wichtiger Film, der auch heutzutage interessant ist.

6 ,5 Punkte

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