Herrlich, endlich mal etwas Neues im Kino – eine Fortsetzung und dann auch noch ausgerechnet zu „Resident Evil“. Der wurde vor zwei Jahren zwar zwiespältig abgefeiert, machte aber seine Kohle und deswegen gibt es jetzt eine Fortsetzung. Ich fand Teil 1 schlicht katastrophal. Nicht wegen seines schwachen Drehbuchs, sondern wegen Paul Andersons schlapper Inszenierung. Da war keine Motivation, keine Lust am Film, kein Fan der Computerspiele zu entdecken. Für die Fortsetzung überließ er, weil er wegen „Alien vs. Predator“ terminlich in Schwierigkeiten geriet, Alexander Witt den Regiestuhl und beschränkte sich auf die Funktion des Drehbuchautors und Produzenten. Witt durfte in Hollywood bisher nur als Second-Unit-Director („Black Hawk Down“, „The Postman“) ran. Soll heißen, er musste nach Vorgaben drehen. Deswegen fehlt ihm auch ein Stil, ein Gespür für Schnitt, Kamera und Ton. Anderson fehlt hingegen das Talent zum Autor und so ergänzen die beiden sich prima.
„Resident Evil: Apocalypse“ löst „Van Helsing“ ab. Nun ist er der dümmste Actiontrasher des Jahres. Das versprach, im Gegensatz zu „Van Helsing“, schon der Trailer.Aber wenn man schon mit der Einstellung an dem Film geht, unbedingt den schlechtesten Film des Jahres sehen zu wollen, um darauf die blumigsten Verrisse schreiben zu können und den Film komplett zu zerlegen, dann hat man hier rein gar nichts verloren. Pseudoanspruchsvolle Kritiker sollten sich von je her von solchen Produktionen fern halten. Was habt ihr erwartet? „A Beautiful Mind”? „Resident Evil: Apocalypse“ ist ganz banale Unterhaltung und gibt auch nie vor mehr zu sein.
Wenn man sich auf das teuerste B-Movies des Jahres einlässt kann einen Riesenspaß haben. „Resident Evil: Apocalypse“ hat kaum einen Plot, keine Spannung, keine überraschenden Wendungen und auch keine guten Schauspieler. Dafür ist der Film aber eine Nonstop-Fight-Orgie. „Wir machen den Hive wieder auf“, so tönt es nach der, kurz auf den ersten Teil blickenden, Einführung. Dem Satz sollen Taten folgen, das Ding wird wirklich wieder auf gemacht. Warum? Egal! Der T-Virus verbreitet sich in Racoon City, die Stadt wird abgeriegelt und die folgende Nacht ein Spielplatz für zwei experimentelle Kampfmaschinen der Umbrella-Cooperation: Nemesis und Alice (Milla Jovovich, „The Fifth Element“, „Resident Evil“). By the way: Tom Gerhardts Zombieauftritt ist klein, wer ihn erkennt, wird sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können.
Während Major Cain (unser deutscher Export Thomas Kretschmann, „Der Untergang, „Blade II“), der lokale Umbrella-Obermotz, die Tore der Stadt schließen lässt und dabei selbst auf seine eigenen Männer scheißt, beginnt in der Stadt der Kampf ums Überleben. Die Vorstellung der wichtigsten Charaktere geht der weil schnell von statten. Über Alice wissen wir Bescheid, Jill Valentine (Sienna Guillory, „The Time Machine“) ist eine knapp bekleidete, professionelle Polizistin (ihr erster Auftritt rult!) und Carlos Olivera (Oded Fehr, „The Mummy“, „The Mummy Returns“) ein unrasiertes, knallhartes, mutiges Mitglied der Umbrella-Privatarmee. Alle drei sitzen in der Stadt fest, sind auf sich allein gestellt und müssen sich gegen Horden von Zombies und Experimentalwesen erwehren.
Von da an verabschiedet sich dann auch die Story, es wird nur noch gefightet, getötet und gestorben. Warum? Weil es ein kleines Mädchen zu retten gilt. Ihr Vater, ein Professor, weilt außerhalb des Hives und verspricht den Rettern die Möglichkeit zu entkommen. Witts Regie ist zugegeben nicht sonderlich gut, aber das chaotische Racoon City sieht gut aus. Endzeitstimmung will nie aufkommen, dafür wird Kurzweiligkeit geboten. Es gibt zwar ein paar coole Actionszenen, wie der Helikopterjump von Olivera, reizen tut hier aber mehr die Masse. Es knallt und explodiert an allen Ecken und Enden. Witt legt sofort los, lässt die Einleitung so knapp wie möglich ausfallen und geht dann in die Vollen. Leider ist sein Talent dabei limitiert. Sein Schnittgewitter verschluckt die Details, die Übergänge sind mäßig verknüpft, der Film nimmt sich meist zu ernst und doch macht die Chose Laune.
Das Schmankerl soll erst später kommen: Nemesis. Mit der Gestalt bekommt es auch später unser zusammengewürfelter Haufen zu tun. Wenn es „fully activated“ ist, wird die Trashskala gesprengt. Mit Gatling und Raketenwerfer stapft das Vieh los und zerlegt alles, was ihm befohlen wird, in Schutt und Asche – egal ob Freund oder Feind. Das mit einer Geräuschkulisse, die Godzilla vor Neid erblassen würde, latschende Ding ist nicht nur riesig, sondern auch recht wendig und später für die größten Explosionen zuständig.
Hat man sich erst mal auf das niedrige Niveau eingelassen, möchte man, dass es endlos so weitergeht. Die Dialoge sind zum Kreischen, die Oneliner funktionieren nur zu 50 Prozent, aber Alice is cool und verrichtet ihre Arbeit jetzt noch trockener und kompromissloser – eine getunte „Tomb Raider“ – Version. Egal, was sich ihr hier an mutierten Killerkötern, Zombies oder Monstern in den Weg stellt, sie zerlegt alles artgerecht und das mit einer befremdlichen Routine. Der Actionfan in mir findet es geil, wenn sie ihr Motorrad Richtung Gegner schickt, zwei Kugeln hinterher jagt, alles in einem riesigen Feuerball aufgeht und sie dann ganz lässig ihre Wummen zurück steckt - natürlich begleitet von entsprechender Musik!
Weder Spannung, noch Dramatik und erst recht keine Atmosphäre ist hier vorzufinden. Witt fehlt völlig das Händchen die sich anbahnende Katastrophe irgendwie mit Nervenkitzel zu versehen, die Verzweiflung der Bewohner das Publikum spüren zu lassen. Eine Reporterin wird von einer Armada Zombiekinder gefrühstückt und niemand fühlt sich schockiert. Witt will es nur knallen lassen und das tut er in aller Ausführlichkeit – auch mal gern sinnfrei – eigentlich nur sinnfrei. Er hat keine Lust auf eine Vorbereitung, kann es nicht abwarten die Action zu präsentieren. In wie fern dieser Film etwas mit den Spielen zu tun hat? Ich habe keinen Plan, habe sie nie gezockt. Angesichts des Actionanteils aber wohl nicht mehr viel.
„Resident Evil: Apocalypse“ mag in vielerlei Hinsicht eine auf Zelluloid gebannte, filmische Katastrophe sein, das will ich gar nicht abstreiten. Der nervige schwarze, Sprüche klopfende, funktionslose Zuhälter gehört zum Beispiel an die Wand gestellt und standrechtlich erschossen. Selten ist mir so ein überflüssiger Filmcharakter über die Leinwand gelaufen. Andersons Drehbuch ist der Witz des Jahres, wohl auf dem Klo verfasst. Ab der kurzen Einführung, wird nur noch Actionszene an Actionszene geklebt. Witts Regie ist routiniert, aber seelenlos. Er versucht Anderson nachzuahmen oder wurde beauftragt das zu tun. Nun bravourös sieht das Resultat jetzt nicht aus, hätte aber auch schlimmer sein können. Zu oft verliert er sich in Schnittstakattos und verläuft sich mit der Kamera. Seine Regie ist innovations- und inspirationslos, aber sie reicht hierfür gerade so aus. Das Verlieren der Übersicht im Kampfgetümmel ist inzwischen eine Geißel des aktuellen Films. Bei thematisch anders gelagerten Filmen wie „King Arthur“ und „Troy“ hat es mich gestört, in Anbetracht des hier so flott von der Hand gehenden Films kann es mal akzeptiert werden.
Zu schauspielern gibt es dabei nie etwas. Wie denn auch? Es wird nur gerannt, geballert, und gesprungen. Ab und zu mal ein trockener Spruch, das war es dann auch schon. Ich mag Milla Jovovich nicht sonderlich, Alice wird von ihr aber mit Coolness ausgestattet. Das macht sie auf eine befremdliche Art sympathisch. Sienna Guillory sieht geil aus und hat auch nicht mehr zu tun. Oded Fehr ist halt der coole Asskicker mit einem bärigem Gemüt und viel Munition. Das soll hierfür ausreichen.
Fazit:
„Resident Evil: Apocalypse“ ist der mit Abstand dümmste und niveauloseste Film des Kinojahres 2004 und macht gerade deshalb so einen Spaß. Alexander Witt bastelte hier eine flotte, 90minütige Actionorgie, die zwar nicht gerade innovativ inszeniert wurde, dafür aber mit ihrer Kurzweiligkeit besticht. Die Horroratmosphäre geht da flöten. Fans des gepflegten Actiontrashs kommen hier garantiert auf ihre Kosten. Kaum Story, kaum Atmosphäre und kaum Spannung, dafür aber Gekloppe und Geballer gallore. Wer hier was anders erwartet, der hat selbst Schuld. Ich hatte meinen Spaß.