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Ein Film über Zombies, von Zombies, für Zombies. Einige Jahre nach dem gerade so am Totalschaden vorbeigeschrammten ersten Teil schickt Hollywood die zweite Videospieladaption der "Resident Evil"-Reihe in die Kinos und läutet damit eine neue Ära in Sachen Blockbuster-Peinlichkeit ein. Denn wenn es einen Film gibt, der "Van Helsing" vom Thron der absoluten Schwachsinnigkeit verstoßen kann, dann mit Sicherheit "Resident Evil: Apocalypse".

Die Fortsetzung setzt genau da ein, wo der Vorgänger aufhörte: In ganz Racoon City herrscht der Ausnahmezustand, denn Zombies, die einem verunglückten Experiment der Umbrella Corporation entsprangen, machen die Nachbarschaft unsicher. Die Polizei beschließt deshalb, das Gebiet abzusperren, so dass weder die Untoten, noch überlebende Menschen aus der Stadt fliehen können. Darunter befinden sich auch die aus Teil 1 bekannte Wonderwoman Alice (Milla Jovovich) und einige zurückgebliebene Mitglieder der S.T.A.R.S.-Einsatztruppe, der auch die toughe Jill Valentine (Sienna Guillory) angehört. Zusammen mit den letzten Überlebenden suchen sie einen Weg aus der Stadt, bevor diese mittels einer Atombombe der Umbrella Corporation ausgelöscht werden soll. Um die Sache nicht ganz so einfach zu machen, schickt die Firma nebenbei auch noch einen scheinbar unbesiegbaren Mutanten namens Nemesis ins Rennen, der den Auftrag hat, Alice um jeden Preis zu eliminieren.

Da ich persönlich mit den Videospielen der "Resident Evil"-Reihe nie viel am Hut hatte, tauche ich also als neutraler Zuschauer ins Geschehen ein; doch mein gesunder Menschenverstand verrät mir bereits vor dem Beginn des Spektakels, dass weder von Computerspielen, noch von Drehbuchautor Paul W.S. Anderson storytechnische Wunder zu erwarten sind. Dass der ungekrönte "Evil Knievel" des Action-Megablockbusters nicht gerade für Qualitätsware seine Hand ins Feuer legt, mussten Kinogänger schon in diversen früheren Werken feststellen. "Und warum dieser Linie nicht einfach treu bleiben?", fragt sich der gute Mann, der seinen Doktor im Scriptschreiben anscheinend an der Volkshochschule gemacht hat, zurecht. Der Plot um "Resident Evil 2" ist dementsprechend unterste Schublade, ein Sammelsurium an löchrigen Einzelideen, die im ersten Moment vielleicht interessant wirkten, aber zusammengesetzt einfach nur miserabel sind und keinerlei Sinn ergeben. Im Schnittraum klebte man sinnlos eine aus dem Kontext gerissene Szene an die andere, ohne auf Kontinuität oder Plausiblität zu achten, um so einen "Film" zu erschaffen, der absolut null Logik vorweisen kann. Dadurch wirkt das Geschehen wirr und unnachvollziehbar, und hinterläßt mehr Fragezeichen als ein chinesisch-sprechender Afroamerikaner in Spanien. Da helfen dann auch keine gutgemeinten Flashbacks mehr - und die absolut dümmlichsten Dialoge der Filmgeschichte geben dem Zuschauer dann schließlich den Rest.

Für noch mehr Wirr-Warr und "Was war das schon wieder?"-Momente bei den Actionsequenzen sorgen dann letztendlich noch die hastigen Kamerafahrten und die extrem übertriebene Schnittfolge. Merke: Keine Epileptiker an ein technisches Aufnahmegerät setzen, da es für den Zuschauer ansonsten ein Kunststück wird, der Action überhaupt irgendwie zu folgen. Der Overkill an technischen Spielereien ist Krebs für die Augen, aber noch schlimmer sei die Tatsache, dass das geplagte Publikum nie recht weiß, wie unsere Helden ihre Gegner eigentlich ausschalten. Hier ist dank des unübersichtlichen Schnitt-Kuddelmuddels raten angesagt. Schmerzverzerrte Gesichter im Closeup, ab und zu bewegen sich ein paar Gliedmaßen wie unter dem Einfluss von Speed, dann schwenkt der Kameramann wie vom wilden Affen gebissen durch die dunkle Nacht und plötzlich liegt ein weiterer Zombie am Boden. Die Ursache bleibt ungeklärt, aber eins kann mit Sicherheit gesagt werden: Die überflüssigen und äußerst dilletantisch eingearbeiteten Martial Arts-Einlagen sind wahre Beleidigungen für den Actionfan. Dass die Feuergefechte nicht einen Schilling mehr hergeben, muss man nicht extra erwähnen. Anscheinend wollte man hier einfach ein NC17-Rating verhindern, aber davon war man sowieso um Meilen entfernt. Denn wer bei "Resident Evil 2" auf Gore oder Splatter hofft, darf sich auf eine bittere Enttäuschung gefasst machen.

"Resident Evil: Apocalypse" sollte meiner Meinung nach fest im Stundenplan jeder Filmschule verankert sein, denn es gibt keinen Streifen auf der Welt, der so penetrant wie dieser alle billigen Actionklischees der Filmgeschichte klaut, sammelt und letztendlich ungeniert präsentiert. Ist man von uralten Technikspielchen wie Zeitrafferkamerafahrten ohne tieferen Sinn nicht abgeturnt, darf man sich nämlich auf "The Best of 'Predator', 'Matrix' und Co." freuen. Die Klasse der Vorbilder wird leider nicht in einer einzigen Szene erreicht, und so verpuffen Bullettime, gewagte Slow-Mos und Zombieperspektiven zum cineastischen Trauerspiel. Ich verkneife mir die Frage nach dem wirklichen Zielort des Budgets für diesen Film. Dümmliche Supercomputer-Hackereien, wie wir sie aus jedem Sci-Fi B-Streifen kennen, wirken so hanebüchen, dass man am liebsten das Weinen anfangen möchte. Und äußerst traurig stimmt dann schließlich auch noch der Fakt, dass sogar die Oneliner der Charaktere aus anderen Werken zusammengeklaut sind. Dass selbst die Story im Klischeesumpf versinkt, beweist die Tatsache, dass jedes Mal, wenn einer unserer Helden sich in einer auswegslosen Situation befindet - was ca. alle 2 Minuten passiert - in der letzten Sekunde eine helfende Hand aus dem Nichts auftaucht und der Störquelle eine Kugel durch den Kopf jagt.

Selbst Spannung will trotz recht passabler Düsteratmosphäre einfach nicht aufkommen. Auch wenn die Protagonisten durch ständige Nacht irren, ist irgendwie jede Szene bis auf's letzte Detail vorhersehbar und alles andere als schockend oder gruselig. Allein die Zombies und detailreichen Kulissen können sich sehen lassen und sorgen für zumindest etwas stimmungsvolles Ambiente. Und das ist neben dem Körperbau von Jill Valentine-Darstellerin Sienna Guillory leider der einzige Pluspunkt dieses 90 Minuten langen "28 Days Later"-Abziehbildes. Denn auch die äußerst hölzernen Charaktere und deren Dialoge geben, wie die dilletantischen Darsteller, absolut nichts her und senken das Niveau des Streifen zu guter Letzt um noch ein paar Stufen.

Traurig zieht man das Resumee, dass bei "Apocalypse" alles falsch gemacht wurde, was man eigentlich falsch machen kann. Ein zusammenhangsloser und dünnpfiffiger Plot, grauenhafte Kamera- und Schnittarbeit, die penetrant-peinliche Anballung von provokativen Klischees, schwache Schauspieler für absolut geistlose Charaktere und eine bemitleidenswerte Vorhersehbarkeit, die sogar Kinderbuchautoren schocken würde. Es bleibt die Frage, wie lange es eigentlich noch dauert, bis die Welt begreift, dass die Begriffe "Zombie" und "Mainstream" einfach nicht in Einklang zu bringen sind - denn objektiv gesehen verbirgt sich hinter diesem Film nichts weiter als ein etwas aufgemotztes "House of the Dead". Letztendlich spiegelt "Resident Evil: Apocalypse" den absoluten Klimax des gehirntoten, ideenarmen und unambitionierten Blockbusters wieder und tut sich selbst mit seiner bitteren Ernsthaftigkeit keinen Gefallen. Wenn dies die Zukunft des US-amerikanischen Actionfilms ist, dann will ich lieber ein untoter und hirnloser Zombie sein...mit einer Kugel im Kopf.

Hey, hab' ich gerade Uwe Boll sich totlachen gehört?!?

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