Und wieder ein Kinoabend voller Erkenntnisse. Die wohl wichtigste ist das ich heute erstmal mein Cinema Abo gekündigt habe, denn entweder haben die einen komplett anderen Film gesehen, lassen gute Drogen in der Redaktion rum gehen oder sind einfach nur inkompetent., denn immerhin hat der Film einen Daumen schräg nach oben in Europas größter Kinozeitschrift bekommen. Die zweite Erkenntnis lautet, dass doch nichts über die eigene Intuition geht. Ich habe es kommen sehen, ich finde den ersten Resident Evil Teil gelinde gesagt Scheiße, ich halte Paul Anderson für eine der größten Vollpfeifen im Filmgeschäft und doch war ich so blöd und gehe in diesen Film.
Die dritte Erkenntnis: Alles was ich jemals an negativem über miese Filme der Kategorie B- bis Z-Movies gesagt habe, muss ich wohl noch mal deutlich überdenken, denn sie alle stehen eindeutig über diesem SuperGAU eines Filmes.
Doch der Reihe nach: Der Film beginnt mit einer Szene, die bereits die gesamte Fähigkeit Andersons zeigt ein Drehbuch zu schreiben. Da wird doch ernsthaft der Hive geöffnet, und das obwohl doch auch außerhalb dessen bei Umbrella angekommen sein dürfte, das ein tödlicher Virus in dem Ding ausgebrochen ist. Also das Teil wird geöffnet und, oh Wunder, circa 5 Minuten später ist die ganze Stadt infiziert und kurz darauf latschen fröhlich, lächerlich geschminkte Zombies durch die Stadt, die mittlerweile von einem gar bösen Thomas Kretschmann abgeriegelt wurde.
Ab da ist der Film ein einziges Armutszeichen und lässt mich ernsthaft an Andersons Verstand zweifeln. Da wird Milla Jovovich erstmal eine Art Lara Croft an die Seite gestellt, es gibt noch einen absolut unkomischen Klischee Schwarzen, der die ganze Zeit Sprüche reist und natürlich gibt es da noch den Alptraum eines jeden C64 Besitzers: Nemesis. Das Ding sieht so abgrundtief schlecht aus, das gibt es echt nicht (naja, leider schon). Der Film beschränkt sich dann auf die Versuche der Truppe aus der Stadt zu kommen.
Der Film hangelt sich über seine gesamte Spielzeit von einer Actionszene zur Nächsten. Die sehen zumeist so aus, das ein Haufen schlecht geschminkter Zombies auftaucht, alles wie blöd draufballert ein paar Dialoge nach dem Motto "mach sie kalt", "ich hab sie" und ähnlichem kommen und man dann schön zur nächsten ebenso ablaufenden Actionszene springt. Das so keinerlei Atmosphäre entstehen kann ist wohl jedem klar, außer Regisseur Alexander Witt. Der reiht lieber weiterhin eine hirnrissige Szene an die Nächste, lässt zwischendurch immer wieder sämtliche physikalischen Gesetze außer acht und schafft es doch tatsächlich in den Actionszenen so viele Schnitte unterzubringen, dass man absolut gar nichts mehr sieht. Man kann zwar teilweise erahnen, wer da gerade wen verprügelt oder erschießt (zumeist Milla Jovovich ein paar Untote) aber sehen tut man eben nichts davon. Wenn man denn dann mal etwas sehen könnte, blendet Witt übrigens jedes mal schön weg, so das man hier wohl den Großteil der Kills Offscreen erlebt und immer nur das wenig überzeugende Ergebnis präsentiert wird.
Da wohl auch Anderson erkannt hat das Zombies allein nicht reichen, lässt er Milla zwischendurch auch noch einige Wachmänner killen, allerdings erst nachdem sie ein Hochhaus runter gerannt ist, wo sich der geneigte Zuschauer, der sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht versucht hat am Kinosessel des Vordermanns ins Koma zu prügeln, schon mal fragen kann wie die Gute da überhaupt hochkommt, und vor allem warum sie dann auch gleich wieder außen am Gebäude runter rennt. Ähnliche Fragen über Logik und Sinn und Zweck des Ganzen, kann man sich übrigens in nahezu jeder gezeigten Szene stellen. Hier noch ein paar Highlights: Eine gigantische Gasexplosion, und Milla Jovovich sitzt zwei Meter davon entfernt unter einer Schutzdecke, das allein die Wucht der Explosion sie wohl in ihre Bestandteile zerlegen müsste, verbucht Anderson in seinem Drehbuch wohl in der Rubrik "frei auslegbare Physik". Ein weiteres Highlight des Schwachsinns stellt die Szene relativ zu Beginn in einer Kirche dar. Milla springt mit einem Motorrad durch die Kirchenfenster, steigt ab, lässt die Maschine alleine auf einen Licker losrasen, die Maschine rast mit diesem senkrecht die Wand hoch (!!) und Milla schießt direkt in den Tank. Dank, ich habe genug gesehen, kann mich bitte jemand von diesem Elend erlösen?
Sehr witzig auch, das die Licker jetzt gleich mehrfach auftauchen und mit einem einfachen Schuss in den Kopf in den Monsterhimmel wandern, im ersten teil war dazu noch ein kompletter U-Bahn Zug nötig. Da man schon beim recyceln der Figuren aus Teil1 war und wohl irgendwo noch ein paar Zombiehunde Kostüme rum liegen hatte, wurden die auch noch mal mit eingebaut. Jaja, der Paul Anderson ist schon ein ganz Schlauer, der lässt nichts verkommen.
Wohl deshalb hat Paul Anderson auch ab und zu einen Schockeffekt eingebaut, das heißt er hat das eingebaut was er für einen hält. Dumm nur, dass sich jeder der auch so sehr vorhersehbaren Schockmoment dadurch ankündigt das die Musik verstummt. So plätschert die Geschichte (na ja, es ist ja keine wirkliche) gemächlich vor sich hin und am Schluss gibt es dann noch die finale Konfrontation zwischen Milla und Nemesis. Der Kampf ist dann der endgültige Todesstoß für den Film. Nicht nur das hier immer wieder absolut lächerliche CGI Effekte zum Einsatz kommen, nein, es gibt wirklich Szenen die hochgepitcht wurden, also einfach schneller ablaufen als sie gedreht wurde. (ich sage nie wieder etwas gegen Pyum oder Joseph Lai Filme, die Männer sind seit Resident Evil2, in meinem Ansehen ganz eindeutig gestiegen.) Das auch dieses Finale jegliche Logik vermissen lässt und innerhalb dem wenigen was wir als Story präsentiert bekommen, absolut sinnlos ist fällt hier eh schon keinem mehr auf, da man entweder zu sehr damit beschäftigt ist sich über das Geld für die Kinokarte zu ärgern und am überlegen ist wie man an die Privatadresse von Paul Anderson kommen könnte, oder aber man es inzwischen geschafft hat sich mittels der Kinobar ins Koma zu saufen, was sicherlich die bessere Alternative ist.
Soll ich wirklich noch etwas über die "Darsteller" sagen? Nag gut, ich versuche auch freundlich zu bleiben. Milla Jovovich ist ja nun wirklich keine hochbegabte Schauspielerin, aber, dass sie in der entsprechenden Rolle durchaus überzeugen kann, hat sie ja mit "Johanna von Orleans" bewiesen. Hier verkommt sie aber zur Klischeefigur, sie darf die ganze Zeit böse schauen, blöde Oneliner aufsagen und ansonsten in lächerlichen Kämpfen lächerliche Dinge machen. Trotzdem bezeichnend das sie noch die Beste ist in diesem Cast. Absolut unglaublich mies ist da zum Beispiel Sienna Guillory als Jill Valentine, die aussieht wie die Schlampen Ausgabe von Lara Croft. Thomas Kretschmann, gerade noch als einer der überzeugendsten Darsteller in "Der Untergang" im Kino zu sehen, zeigt wie es aussieht wenn er einzig und allein für seinen Gehaltsscheck arbeitet. Einen blasseren und dümmlicheren Badguy hat man wohl schon lange nicht mehr gesehen. Der Rest ist dann eh nur Kanonenfutter und zeichnet sich durch kollektives Unvermögen aus.
Ich würde ja gerne mal etwas positives Schreiben, aber auch beim nächsten Punke, den Effekten und Make-Up Effekten gibt es da wieder nichts zu berichten. Die Zombies sehen aus wie weiß angemalte, normale Menschen, was aber relativ egal ist, da man sie so gut wie nie klar zu Gesicht bekommt. Die meiste Zeit verkommen sie zu puren Statisten und wenn dann mal welche auftauchen kann man sich sicher sein, das die Kamera wieder hektisch in der Gegend herumfuhrwerkt und man mit 300 Schnitten pro Minute an den Rand eines epileptischen Anfalls geführt wird. Es gibt einige wenige allerdings nahezu unblutige, Kopfschüsse, aber ansonsten wird so gut wie jeder Kill im Off ausgeführt und man sieht dann nur kurz das Ergebnis. Aber auch das sieht dann einfach nur billig und wenig überzeugend aus. Die Actioneinlagen, sind nicht nur heillos übertrieben, sondern auch technisch absolut nicht auf dem Stand der Zeit. Zu dem gibt es immer wieder wundervolle Ausflüge in die tiefsten Niederungen des B-Movies wenn einfach wild in der Gegend herumgeballert wird und die Statisten gleich reihenweise umfallen, und das nicht weil es im Film dann aussehen könnte als ob sie getroffen worden wären, sondern einfach weil es so auf dem DIN-A 5 Zettel stand auf dem Anderson wohl die Story geschrieben haben muss.
Auch der wohl als bedrohliche Figur angelegte Nemesis sieht eher lächerlich aus. Da er rein körpertechnisch auch nicht wirklich auf Beweglichkeit ausgelegt ist, geht also auch hier wenig Bedrohung von ihm aus und der Endkampf wirkt umso lächerlicher und statischer. Die wenigen Martial Arts Einlagen sind ganz nett anzusehen, auch wenn immer deutlich zu erkennen ist das gewaltig daneben geschlagen wird.
Alles in Allem ist "Resident Evil Apocalypse" wirklich apokalyptisch schlecht. Und wer sich jetzt denkt, das man ja trotzdem wenigstens noch unterhaltsamen Trash zu sehen bekommen könnte, der sieht sich stark getäuscht, denn der Film nimmt sich die ganze Zeit so unendlich ernst und wichtig das man sich einfach nur noch ärgern kann. Eine Fortsetzung die dem schon schlechten Vorgänger in allen Bereichen unterlegen ist. Eine Regie die praktisch nicht stattfindet, ein Schnitt der Augenkrebs fördernd ist und Darsteller die hoffentlich nicht so schnell wieder auf der Leinwand auftauchen. Schon bezeichnend wenn das (im wahrsten Sinne des Wortes) herausragendste am ganzen Film Milla Jovovichs Nippel sind (war wohl kalt in Kanada). Ein Film den man am besten meiden sollte solange man kann. Hier rate ich nicht mal zu warten, und ihn dann mal aus der Videothek mitzunehmen, hier kann ich nur eines raten: Boykott! Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber das hätte selbst Dr. Uwe Boll besser hinbekommen als Alexander Witt, und das will wirklich was heißen. Mit ganz viel gutem Willen gerade noch so 2 von 10 Punkten.