Action Top, der Rest Flop! So lässt sich "Resident Evil: Apocalypse" wohl am treffendsten beschreiben. Allein schon beim Vernehmen des Namens des Regisseurs beschlichen mich erste düstere Vorahnungen - und diese wurden leider weitgehend Realität!
"Resident Evil 2", inszeniert vom bis dato unbekannten Alexander Witt, haut dem Zuschauer eine schlicht katastrophal-banale Filmhandlung um die Ohrem, die praktisch zu keinem Zeitpunkt zusammenhängende Passagen oder nennenswerte Dialoge bietet und im Gegenzug vor Logiklöchern und amateurhaften Schnittorgien geradezu strotzt. Dies allein wäre ansich für eine Spieleverfimung noch nicht der Todesstoss, allerdings fehlt dem Ganzen auch nahezu jede Spannung und die essentiell wichtige Atmosphäre. Lediglich eine kleine Handvoll dem zweiten Spiel entnommener Szenen sorgt für kurzweilige Kleinode der so schmerzlich vermissten und über die Jahre liebgewonnen Grusel-Atmosphäre der Bits&Bytes-Vorlagen. Beispiele hierfür wären die u.a. die Licker-Szenen innerhalb der Kirche Racoon Citys, die gefährliche Suchaktion im Schulgebäude sowie der zerfledderte Linienbus, der kurzfristig Zuflucht spendet. In wie weit einige andere Aspekte wie der anfänglich verunglückende Tanklastzug bewusst - da sinnentstellt - das Spiel repräsentieren sollen, vermag ich nicht einzuschätzen.
Aber selbst diese wenigen stimmigen Momente drohen im quasi erdrückenden Actionoverkill sang- und klanglos unterzugehen. Praktisch ohne Unterlass wird in bester Tradition des ersten Filmes geballert, gefighted und gesprengt, daß selbst Sly "Rambo" Stallone vor Neid erblassen dürfte. Kampfamazone Milla Jovovich sticht dabei wie schon im Vorgänger alle anderen Recken aus und überzeugt neben ihrem äußerst süßen Aüsseren durch resolutes, kaltschnäuziges Kampfverhalten, artistische Tricks und ihre charakteristische, leicht unterkühlte Wesens-Art.
Bei aller Kritik nicht falsch verstehen: Die Action überzeugt! - nicht nur aufgrund ihrer puren Masse. Insbesondere Alices erstes Duell mit dem ebenfalls den Spielen (Teil3)entnommenen Super-Mutanten "Nemesis" hat sich gewaschen und sorgt für ein erquickendes inneres Glücksgefühl beim passionierten Actionliebhaber. Selten pflügte eine Gatling schöner... Dumm nur, daß bei all dem Feuerwerk selbst plakative Schockeffekte schlicht ihre Wirkung nicht entfalten können, seien die Kulissen dabei noch so düster und detailliert-stimmungsvoll.
Über Eines kann die fetzige Action aber nicht hinwegtäuschen: Der Film ist und bleibt als Solcher schlicht mangelhaft! Dies gilt vor allem für die erste Hälfte, in der in dramatischer wie in filmrythmischer Hinsicht nahezu alles falsch gemacht wurde, was nur irgendwie in den Sand zu setzen war. Angefangen bei der völlig misslungenen, unglaublich spannungsarmen Öffnung des Hives seitens eines Umbrella-Einsatzteams, über die Evakuierung wichtiger Persönlichkeiten aus Raccon City bis hin zur Einführung der Charaktere ein einziges Armutszeugnis! In negativer Hinsicht besonders unangnehm auffallend neben dem peinlich machoartigen Auftretens Jill Valentines im örtlichen Polizeirevier wie so oft der allseits gehasste, jeden Film runterziehende "Quotenschwarze" - hier vorzufinden in einem besonders hassenswerten Exemplar: Selten habe ich peinlichere Sprüche ("Motherfucker!", "Respect!") und lächerlicheres Auftreten erleben dürfen als in diesem Falle. Man könnte sogar soweit gehen, zu behaupten, daß der hier zitierte Vollpfosten dem ohnehin schwachen Film auch den letzten Anflug von Grusel oder Horror entziehtt!
Die Perfromances der Darsteller im Allgemeinen sind hingegen recht ordentlich. Milla Jovovich zeigt wie schon im Vorgänger nicht nur viel sexy Haut sondern auch eine gute schauspielerische Leistung, ebenso wie Sienna Guillory im Part der schlagfertigen Polizistin und Ex-"S.T.A.R.S"-Member Jill Valentine. Oded Fehr, alias Carlos Oliviera, komplettiert das feuerstarke Heldentrio schließlich und mit Thomas Kretschmann gibts zudem einen vielfach bewährten Bilderbuch-Bösewicht serviert, gerissen, gnadenlos und eiskalt berechnend wie ein Umbrella-Vertreter halt zu sein haben muss.
Den Regiestuhl um die Ohren schlagen sollte man, wie bereits angedeutet, Alexander Witt, der nahezu jedes Talent vermissen lässt und sich zur Vertuschung eben dessen in stellenweise unglaublich nervigen, kopfschmerzen-verursachenden Videoclipoptik-Schnittmassakern und diletantisch wirkenden Kameraspiellerreien verliert. Es ist keine Seltenheit, daß man im turbulenten Kampfgetümmel schnell mal den Überblick verliert oder vor lauter die Sicht störenden Gittern oder Netzen den Zombie vor Augen nicht erkennt. Traurig, traurig und nochmal doppelt so fatal, daß nicht Routinier und Atmosphäre-Papst Paul Anderson das Ganze Projekt unter seine Fittiche bekam. Es wurde einmal mehr Potential in unerhörtem Maße verschenkt, daß man förmlich im Boden versinken möche, gerade weil im Gegensatz zum, dem ersten Spiel handlungsseitig vorgelagerten Film-Erstling, diesmal verhältnismäßig nahe am allseits hochgelobten und gefeierten Spielevorbild gewerkelt wurde.
Einen Pluspunkt hab ich aber abschliessend noch zu vergeben: Nach unterirdischem Auftakt steigert sich "Resident Evil: Apocalypse" im Verlaufe der Spieldauer und sowohl Inszenierung als auch Atmosphäre gewinnen ein wenig an Klasse hinzu. Freilich langt es schlussendlich nicht zu einer ausreichenden Bewertung des filmischen Grundgerüsts aber dank der teilweise extrem fetten Action, die bis hin zum alles auslöschenden Atomschlag wirklich nichts zu kurz kommen lässt, kann ich Alexander Witts "Machwerk" einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Zwar sind Handlung, Spannungsbogen und Regieleistung bisweilen unter aller Kanone, wer jedoch sein Hirn fein säuberlich im Handgepäck verstaut, der dürfte trotz allem zu einem gewissen Grade auf seine Kosten kommen.
Um falschen Erwartungen vorzubeugen stets bedenken: Hier ist primär deftige, teils ins comichafte abdriftende, Sprüche klopfende Dauerfeueraction angesagt, keine subtile, splättrige Schauermär wie sie sich nicht Wenige so sehr wünschen! Wer den ersten Film schon nicht mochte und auch an "House of the Dead" und "Van Helsing" keinen Gefallen fand, der sollte auch einen gewaltigen Bogen um "Resident Evil: Apocalypse" machen, da dieser das actionlastige aber noch funktionierende Gesamt-Konzept des ersten Teiles geradezu exzesshaft breittritt und sich in diesem letztlich auch verheddert.
Immerhin finden sich wie bereits erläutert einige stimmige Elemente des zweiten Computer-Spieles wieder und das wenig überraschend vermurkste Ende des aktuellen Streifens bereitet einem kommenden dritten Teil bereits den Nährboden. Hoffen, ja beten wir in diesem Sinne, daß dieser ominöse Alexander Witt nicht in zweites Mal auch nur irgendeinen Regiestuhl beschmutzen wird!