Hektik ist mein Nemesis
Nachdem mich der erste Kinofilm zu „Resident Evil“ damals als Gamer enttäuscht bis (negativ) geschockt hat, die Laserszene und Milla eigentlich als einzige Lichtblicke fungierten, konnte ich kaum ahnen, dass der erste Teil noch mit am nächsten an den Spielen dran sein würde und man sich von dort aus fast nur noch weiter entfernt, sein eigenes blödes und bizarres Ding machen würde. Was mich als Teenager mit danach dann gesenkten/geänderten Erwartungen noch solide und oberflächlich unterhalten hat. Was beim Mainstream, Actionfans und Gelegenheitszuschauern top ankam. Was zu einem satten sechsteiligen Franchise wurde. Was jedoch aus heutigem Blickwinkel (und natürlich auch weiterhin mit den Games und gerade den Remakes im Hinterkopf) meiner Meinung nach nur als Reinfallserie und Flopumsetzung bezeichnet werden kann… In „Resident Evil: Apocalypse“ verlassen wir das alte Landhaus bzw. die unterirdische Forschungsstation der Umbrella Corp. und begeben uns erneut mit Milla Jovovich (und ein paar filmisch neuen, aus den Spielen bekannten Figuren) nun direkt auf die Straßen von Raccoon City, wo die Untoten sich schon längst warm gelaufen haben…
Möchtegerncool vom feinsten
In seinen schlimmsten Momenten ist „Resident Evil: Apocalypse“ ein quatschiger Rückfall in Zeiten als Videospielverfilmungen wie „Super Mario Bros. - Der Film“ oder „House of the Dead“ noch ganz ungeniert und bescheuert versucht haben komplette Geschichtsverfälschung an unserem geliebten Gaminghobby zu betreiben. Dabei gibt’s hier ja einige Fanlieblinge und Fanservice wie Nemesis oder Jill Valentine. Aber es wird eben komplett falsch, unbegabt und gänzlich ohne Fingerspitzengefühl gemacht. Lächerlich. Platt. Hässlich. Redundant. Das wirkt wie eine Mischung aus Karneval und einem ausgekippten Eimer dunkelblauer Farbe. Frau Jovovich ist noch immer das einzig Gute. Der Rest kann sich selbst gegen Kylie Minogue im „Street Fighter“-Film nicht durchsetzen. Es gibt einige unfreiwillig komische WTF?!-Momente. Die Mädels sind heiss. Und in Sachen Tempo und Action kennt „RE: Apocalypse“ schon nur einen Weg: nach vorne. Aber weder sind die krachenden und ballernden Momente durchdacht oder gut choreografiert, noch baut man auch nur ein Zipfelchen an Connection und Sympathie zu den Figuren auf. Minimal vielleicht zu Millas Alice durch nun schon zwei ganze Filmchen. Aber selbst das hält sich arg in Grenzen. Der Rest ist nur ein Mittelfinger an die Fans, ein Ignorieren der Entwickler, Ursprünge, Stärken und ein Abziehbild der wirklich intensiven, spannenden Spiele. „Resident Evil: Apocalypse“ unterbietet seinen Vorgänger nochmal recht unbedarft und übermotiviert. Waghalsig daneben. Da ist’s nur ein kleiner Trost, dass das hier noch nicht ganz der Tiefpunkt der Reihe sein sollte und auch der Reset von vor drei Jahren nicht viel besser wurde. Schall und Rauch, Krach und nicht vom Fach.
Who the Fuck… Are You?
Fazit: noch hyperaktiver, schneller und dummer als der Vorgänger. Leer und um Längen schlechter als das legendäre, indizierte „Resident Evil 2“ damals auf der PSone. Ein ziemliches Kuddelmuddel und mir immer noch ein Rätsel, warum die Reihe dermaßen verfälscht im Kino soviel Anklang fand… „Apocalypse“ taugt höchstens als Guilty Pleasure zwischen Etikettenschwindel und Musikvideo. Um Spannung kümmert man sich hier null. Der ewige Blaufilter nervt. Die Effekte waren schon nach zwei Monaten schlecht gealtert. Wirklich brutal oder splattrig ist das zu selten. Und Sinn, Rhythmus, Grusel besitzt hier keine Minute. Ein Armutszeugnis - selbst wenn man ihn vollkommen eigenständig und losgelöst betrachtet.