Review

Was macht man, wenn der Regisseur eines erfolgreichen Erstlings die unvermeidliche Fortsetzung nur noch als Produzent und Autor betreuen will? Na klar - man läßt einen Regiedebütanten ran, am besten noch einen aus dem Action-Bereich, denn das kommt in der Tat immer gut an!
Natürlich geht die Rechnung auf, denn was anspruchsloses One-Liner-Kino angeht, da macht so leicht dem US-Publikum niemand etwas vor, welches ja nun auch dafür gesorgt hat, dass bald "Resident Evil: Afterlife" auf uns zukommt!

Nach der Katastrophe im Hive tief unter Raccoon City wird dieser von einigen hirnrissigen Wissenschaftlern wieder geöffnet und das gefährliche T-Virus, welches Menschen auf der Stelle in Zombies verwandelt, kann in die Stadt entweichen. Diese wird abgesperrt und eine kleine Gruppe Helden muss sich den Weg nach draußen freikämpfen - natürlich nicht, ohne dabei Teil eines größeren Planes zu sein..

Klingt bescheuert? Ist es auch! Aber der Neuling aus Chile, Alexander Witt, weiß genau, worauf es ankommt. Schnelle Schnitte (leider viel zuu schnell), heiße Stunts, ebenso heiße Frauen in knapper Kleidung, die sich mit Waffen auskennen und natürlich noch diverse Randgruppen bedienen, damit auch der Erfolg der Fortsetzung gesichert ist.
War im ersten Teil noch der Farbige der coole und vernünftige Anführer der Truppe, verkommt er hier zum Penner, der ständig die große Klappe aufreißt und seine Mitmenschen mit überflüssigen Kommentaren nervt.
Selbstverständlich gibt es auch das Kind, welches sich in großer Gefahr befindet, die dusselige Reporterin, die alleine beweist, warum sie im Fernsehen niemals mehr als das Wetter moderiert und die zurückgelassenen Elitekämpfer.
Die Anführerin ist dabei eine rotzig-coole, vom Dienst suspendierte Polizistin, die ständig qualmt (und dabei wohl zu oft John Travolta zugesehen hat), deren Schüsse IMMER treffen und die sich im kleinen Mini auf Zombiejagd begibt.
Ihr zur Seite steht die genetische Wunderwaffe Alice - in Teil 1 noch eine trainierte Elite-Soldatin der Umbrella-Truppe, wurde für "Apocalypse" kurzerhand mit Hilfe einiger Injektionen diverser Viren eine Superkämpferin aus ihr gemacht (selbstverständlich gegen ihren Willen und mit Nebenwirkungen), denn wie sonst soll man denn den Armeen der Untoten entfliehen können, wenn man vom Militär bewacht, von einer Superbombe bedroht, einer riesigen Blockade von der Außenwelt abgeschlossen und einem Supermutanten verfolgt wird???

Paul W.S. Anderson, der uns solche Popcorn-Grusler wie "Event Horizon" und eben "Resident Evil" lieferte, gibt dem geneigten Fan im Drehbuch des zweiten RE-Abenteuers von allem mehr - mehr Action, mehr Story (leider immer noch nicht genug), mehr Personen, mehr Zombies. Dabei gelingt ihm eine Rettung der Atmosphäre aus den Spielen der RE-Serie auf PS/PC/NGC in den Film. Bot der erste Teil schon das Gefühl der ständigen Bedrohung, so treibt der zweite dieses noch weiter voran. Die Action dominiert leider den Großteil des Films, denn es wird so gut wie in jeder Szene getreten, geprügelt, geballert.
Wie bereits gesagt, Alexander Witt gibt sich alle Mühe und schafft es auch, "Apocalypse" wie ein filmgewordenes Konsolenspiel aussehen zu lassen, der Film bietet eine Fortführung der Handlung von Teil 1 und keinen sinnlosen Aufguß und die Effekte sind etwas besser geworden.
Der größte Schwachpunkt ist Milla Jovovich, die eigentlich als größter Plupunkt gedacht war, denn sie ist die einzige Darstellerin aus Teil 1, die wieder dabei ist und darüber hinaus für die gesamte Serie zur Verfügung zu stehen scheint.
Sie ist noch knochiger geworden, die Haare sind noch strähniger und ihre Rolle noch eindimensionaler (was man aus einer solchen Konstellation machen kann, das bewies 1997 Sigourney Weaver eindrucksvoll in "Alien: Ressurection).
Sie tritt, springt, kämpft, fährt, redet und handelt vollkommen unglaubwürdig und spätestens jetzt scheint einem Millionenpublikum klar zu werden, dass man Milla NIEMALS wegen ihres schauspielerischen Talents besetzt, sondern weil sie keine Probleme mit Nacktszenen hat (dass auch diese sichere Bank bald dahingeht, wenn sie ihr RE-Training fortsetzt, hat man ihr hoffentlich schon gesagt).
Ihre Kampfmaschine Alice jedenfalls ist ziemlich verzichtbar im Film, zudem wirken gleich zwei schnodderige und knallharte Frauen in der Gruppe leicht übertrieben. Jill Valentine hätte man als Filmcharakter einer Spielfigur noch akzeptieren können, denn sie hat das gleiche Outfit wie im Spiel und auch das gleiche Vorwissen (oder warum weiß diese Frau wohl, wie man einen Zombie erfolgreich zur Strecke bringt - sicher nicht aus "Die Nacht der Lebenden Toten"). Bleibt zu hoffen, dass ihre schwarzgelackte Lederamazone zum Ende von "Apocalypse" nicht auf die Zukunft hinweist, denn den "Matrix"- Look hatten wir wohl schon oft genug!

Nichtsdestotztotz ist "Resident Evil: Apocalypse" eine akzeptable Fortsetzung und ein unterhaltsamer Film geworden - es hätte schlimmer kommen können. Die Ertwartungen erfüllt ein solcher Film natürlich nie und man sollte sich endlich mal die Frage stellen, warum traut sich kein Regisseur mehr, dem US-Publikum mal was neues zu bieten - immerhin steht hinter der RE-Serie kein Studio wie Warner oder Dreamworks, die immer nur die optimale Familienunterhaltung für Groß und Klein im Auge haben!
Wer sich rantraut, der findet zwar nicht die Klasse des Originals aber einen gut inszenierten Action-Fictioner ohne Horror und mit zuviel Action!

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