„Resident Evil: Apocalypse“ ist die zweite Verfilmung der Spielreihe, aber als Nichtkenner der Spiele kann ich wie beim ersten Film nicht beurteilen wie werkgetreu.
Alice (Milla Jovovich) erwacht im Krankenhaus von Raccoon City und betet für alle Nichtkenner des Vorgängers dessen Ereignisse vor: Im Hive, dem unterirdischen Labor der Umbrella Corporation, brach ein Virus aus, der Menschen in Zombies verwandelte und sie ist eine von zwei Überlebenden. Was Alice nicht weiß: Auch in Raccoon breitet sich die Seuche gerade aus. Somit kann es dann auch schon nach kürzester Aufwärmphase rund gehen.
Als Alice sich aus dem mittlerweile verlassenen Krankenhaus befreit, muss sie feststellen, dass die Umbrella Corporation die Stadt abgeriegelt hat und der größte Teil der Bevölkerung bereits zu Zombies geworden ist. Genauso wie andere Gruppen von Überlebenden versucht Alice einen Weg aus der Stadt zu finden, denn Umbrella wird Raccoon City dem Erdboden gleichmachen, um die Seuche und alle Spuren davon aus der Welt zu schaffen…
Sieht man sich „Resident Evil: Apocalypse“ so an, dann wundert man sich, dass dieser Streifen ins Kino gestemmt wurde, denn von der Art hätte der Stoff eher ein direct to video B-Movie abgegeben. Ein erfahrener B-Regisseur vom Kaliber eines Mark L. Lester („Extreme Justice“), Isaac Florentine („U.S. Seals 2“) oder Kurt Anderson („Bounty Tracker“) hätte sicherlich auch mehr aus dem Stoff rausgeholt als Alexander Witt, denn in vielen hektischen Szenen gleitet ihm die Übersicht aus der Hand. Vor allem bei dem Friedhofsfight und dem Duell Alice vs. Nemesis hätte ich mir doch mehr Übersicht gewünscht; dabei kann der Mann an sich Action sehr gut in Szene setzen, wie er als Second Unit Director bei Filmen wie „xXx – Triple X“ bewies.
Doch insgesamt ist Action klar die Stärke von „Resident Evil: Apocalypse“. Sie tritt sehr häufig auf und ist abgesehen von den paar Ausnahmen auch meist recht schick inszeniert; das Highlight ist in meinen Augen die Erstürmung des Flugplatzes, der mit einer sehr schicken Kampfeinlage von Seiten Milla Jovovichs punkten kann. An Action werden ansonsten Explosionen, Stunts, Fights und vor allem Geballer bis die Rohre glühen geboten, also quasi für jeden Geschmack etwas dabei. Mit der Menge an Zombies, mutierten Hunden, Lickern usw. gibt es auch genug Kanonenfutter bzw. Prügelmasse, weshalb die Actionszenen meist auch recht ausgiebig ausfallen.
Diese geballte Ladung Action hat „Resident Evil: Apocalypse“ auch bitter nötig, denn das Drehbuch ist quasi nicht existent. Fast so als hätte man den Plot der zombieverseuchten Stadt solange mit zusätzlichen Plotelementen aufgepeppt bis man auf rund 90 Minuten kam. So geht es mal um eine neue biologische Waffe, mal um einen Wissenschaftler und seine verschwundene Tochter usw. Dient aber in erster Linie nur dazu, um die Charaktere von A nach B zu hetzen und sie dabei jede Menge Gegnerhorden plätten zu lassen. Bei diesem Nichts an Story wundert man sich dann, dass das Ende dann noch einen halbwegs originellen Schlussgag präsentiert.
Schwer zu beurteilen ist der hohe Trashfaktor von „Resident Evil: Apocalypse“, denn man weiß nie so genau ob er jetzt gewollt ist oder nicht. Teilweise sind die bekloppten Ideen dann auch recht witzig, wie z.B. der obligatorische schwarze Sidekick mit dummen Sprüchen zu jeder Gelegenheit, die aber trotz aller Plattheit für Lacher sorgen können. Diese Figur ist zwar klischeehaft hoch drei, aber man hätte sie angesichts des gesteigerten Blödheitsfaktors vermisst, wenn die Macher sie weggelassen hätten. Weniger komisch sind beknackte Einfälle wie halbnackte Zombienutten oder die Pseudocoolness der Films: So geht Jill Valentine (Sienna Guillory) trotz Suspendierung aufs Polizeirevier, knallt alle verhafteten Zombies ab und haut nach zwei, drei coolen Sprüchen wieder ab. Oder Carlos Olivera (Oded Fehr) seilt sich trotz anders lautender Befehle auf ein Hochhausdach, um eine einzige Zivilistin vor Zombie zu retten, wobei er schon beim Abseilen mit zwei Vollautomatikwaffen um sich ballert. Da stört es dann auch gar nicht mehr, dass „Resident Evil: Apocalypse“ sämtliche physikalischen Gesetzmäßigkeiten über Bord wirft.
Derartiger Trashfaktor und die platte, laute Action machen natürlich alle Anflüge von Spannung in „Resident Evil: Apocalypse“ zunichte. Trotz düster ausgeleuchteter Bilder wirkt der Film nie gruselig und man weiß eh von Anfang an, wer dem Viehzeug zum Opfer fällt. Daher schockt es dann auch nicht, wenn ein ängstlicher (!) Nebencharakter (!!), den man auch noch allein (!!!) hat losziehen lassen ohne vorher jemals eine Schusswaffe in der Hand gehabt zu haben (!!!!), in einem dunklen Raum dann auf einmal von Zombies angefallen wird und sich nicht wehren kann. Auch der rockige Soundtrack (u.a. Killswitch Engage, Slipknot und Cradle of Filth) sorgt eher für Dynamik als für Spannung.
Milla Jovovich kehrt die toughe Kampfamazone recht überzeugend raus und liefert die überzeugendste Vorstellung ab. Oded Fehr und Sandrine Holt sind hingegen komplett unterfordert und Fiesling Thomas Kretschmann hat auch nur eine ziemliche Klischeerolle. Nervig ist die nur wegen ihres Aussehens gecastete Sienna Guillory, die in ihrem Pseudo-Lara-Croft-Outfit aussieht, als wäre sie nicht in Zombie-City, sondern auf dem Weg zur nächsten Strandparty. Der Rest der Darsteller bleibt gar nicht im Gedächtnis.
Trotz des katastrophalen Drehbuchs und des Fehlens von Spannung bietet „Resident Evil: Apocalypse“ als kurzweiliges Ballerspektakel passables Entertainment. Zur Befriedigung niederer Unterhaltungsinstinkte akzeptiert.