Review

Der dritte Film um die Figur des Moral und Liebe als Schwäche verachtenden Totengräbers Zé do Caixao ist ein Episoden-Horrorfilm nach internationalen Vorbildern.
Zé‘s Geschichte aus den beiden Vorgängerfilmen wird nicht wieder aufgenommen. Stattdessen fungiert er hier, wie gehabt, als Narrator eines diesmal recht langen Eingangsmonologs und taucht in der dritten Episode dann auch persönlich auf.
Die erste Episode ist sehr sexploitationmäßig in Szene gesetzt und darüber hinaus sehr trashig, was Schnitte und Musik angeht. (Die Szene, in der einer der Eindringlinge durch das Schlüsselloch spannt und die Töchter des Puppenmachers sieht, wie sie im Gänsemarsch mit dem Nachttopf in der Hand in Richtung Bett gehen, muss man gesehen haben, um es zu glauben.) Dies ist eine doch eher schwache Episode.
In der zweiten geht es etwas subtiler zu Werke. Der Ballonverkäufer bewundert die schöne Tara und ist ihr doch fern, immer lediglich Beobachter. Er muss mit ansehen, wie sie bei ihrer Hochzeit ermordet wird. Er dringt in ihre Gruft ein, um ihr nahe zu sein, und dann wird es erotisch... Na ja, geht so! Eigentlich erzählt Marins die Geschichte recht einfühlsam. Die Musik ist es, die das ganze Geschehen aus der Distanz kommentiert. „Ave Maria“ bei der Beisetzung, Mendelsohns Hochzeitsmarsch bei der Hochzeit, unsägliche Kitschmusik bei den „Liebesszenen“ in der Gruft. Ob gewollt oder ungewollt, schafft Marins hier ironische Distanz.
Übrigens ist der Score, genauso wie in Episode 1, in der Montage ziemlich hingeschlunzt. Er wirkt wie Mamis Mixtape, in dem nichts aus- noch eingeblendet, sondern mittendrin einfach auf Aufnahme oder Stop gedrückt wird. Es kann auch an der schlechten Tonqualität der brasilianischen DVD liegen, glaube ich aber nicht.
So, weiter geht‘s: Episode drei konfrontiert die Welt mit einem guten Bekannten. Zé do Caixao nennt sich mittlerweile Professor Oaxiac Odéz (der alte Trick mit dem Rückwärtsnamen, seit Alucard immer wieder gerne genommen!) und vertritt der Öffentlichkeit gegenüber die Theorie, es existiere keine Liebe, sondern nur Instinkt (Er ist es! Kein Zweifel!). Ein Reporter ist über diese Theorie schockiert und verlangt nach Beweisen. (Überhaupt kommt ihm dieses Gesicht irgendwie bekannt vor...) Zé lädt ihn und seine Frau in seine Villa ein.
Und dann geht es rund mit sehr grotesken und für die damalige Zeit ungewöhnlichen harten Folter- und Goreszenen. Das ganze endet im Kannibalismus. Hau rein, Zé!
Das ist zum großen Teil gut gemacht. In der Schlussszene werden Bilder von Kröten, Reptilien und Fledermäusen dazwischen geschnitten, die die Instinktgesteuertheit symbolisieren. Man sieht Vulkanerruptionen, die das Gezeigte wohl moralisch kommentieren sollen. Marins wird langsam abstrakter als in den beiden Vorgängerfilmen - eine Tendenz, die im vierten Film „O despertar da besta“ ihren Höhepunkt finden wird.
Etwas bedauerlich ist die Tatsache, dass Zé do Caixao hier endgültig seiner Vielschichtigkeit entkleidet wird, die er in den beiden ersten Filmen zweifellos hatte. Hier ist er nur noch zynisch und sadistisch.
Insgesamt sicherlich nicht der beste Marins, aber bei aller Holprigkeit bleibt er doch einigermaßen unterhaltsam und für 1968 und damalige brasilianische Verhältnisse sehr gewagt.

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