Drei Kurzgeschichten. 1) „O Fabricante de Bonecas“ („The Dollmaker“): Vier Jungkriminelle überfallen einen Puppenmacher, von dem sie annehmen, daß er Geld hat. Doch anstatt Beute zu machen, verlieren die vier nur ihre Augen und ihr Leben. 2) „Tara“ („Obsession“): Die Angebetete eines herumstreunenden Nichtsnutzes stirbt plötzlich. Der Mann steigt in die Gruft herab, um die Leiche zu lieben. 3) „Ideologia“ („Theory“): Professor Odez vertritt die Theorie, daß es keine Liebe mehr gibt. Dies stellt er sogleich unter Beweis, indem er ein Pärchen grausam foltert.
Der brasilianische Filmemacher José Mojica Marins, der in seiner Heimat unter seinem Alter-Ego-Pseudonym „Zé do Caixao“ als Pendant zum „schwarzen Mann“ gehandelt wird (vgl. „At Midnight I Will Take Your Soul“), offenbart in diesem Anthologiestreifen die gesamte Bandbreite seines Könnens. Während die erste Episode noch läppisch-banal und geradezu „normal“ ist, steuert man bei „Tara“ schon alleine durch die Inszenierung in etwas abseitige Gefilde. Dieser zweite Part ist nämlich gänzlich ohne Dialoge, so daß deutlich die poetische Kraft der Nekrophilie-Story herausgearbeitet werden konnte. Die letzte Episode hat dann im wahrsten Sinne des Wortes den Biß, den man als Horror-Buff schon immer suchte. Bizarr bis ins Mark wird dem Zuschauer purer Sadismus geboten, gegen den Pier Paolo Pasolinis „Die 120 Tage von Sodom“ eher harmlos erscheint. Fazit: schwer verdaulich, aber ein Meilenstein des Genrekinos. Mit José Mojica Marins, Jayme Cortez, Vany Miller, Iris Bruzzi u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin