Review

Prolog: Da veröffentlicht einer ein Buch in Russland und anderswo, es wird erfolgreich, Fantasyfreunde sind begeistert, da lässt natürlich eine Verfilmung nicht allzu lange auf sich warten. Der Film wird von Russland selbst gedreht, wird veröffentlicht und ebenfalls von vielen mit Lob beschüttet. Russland ist wieder im internationalen Kino angekommen, der Film ist die russische Antwort auf "Herr der Ringe", gar "Matrix". Das, sowie ein guter Trailer, lassen eine gewisse Vorfreude aufkeimen. Man ist gespannt, erwartet nicht weniger als ein monumentalen, neuen Epos. Doch am Ende wird klar... "Wächter der Nacht" ist viel mehr die russische Antwort auf Müll.

Gleich vorweg: Ich kritisiere weder das Buch noch die Geschichte an sich, aus dem einfachen Grund, weil ich sie nicht kenne, sprich noch nicht gelesen habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Buch besser ist als der Film (ist ja schließlich meistens so), aber es kann einfach nicht sein, dass eine literarische Verfilmung quasi das Vorwissen des Buches vorraussieht, das man also schon mindestens einmal die Vorlage gelesen hat. Nur so kann ich mir vorstellen, dass man sich bewusst jeder Erklärung streubt und nur wie bekloppt tausend verschiedene Charaktere vorstellt, die nur ganz selten Tiefe aufweisen können. Nebenbei werden auch noch Sachen vorgestellt, bei denen man sich aufrichtigt fragt, was das soll. Aber man meint ja, der Film liefert bestimmt irgendwann noch Erklärungen ab, dem ist allerdings nicht so.

Statt spannendes Kino mit Tiefgang abzuliefern, wirkt es eher so, als hätte der Regisseur verzweifelt versucht, das ganze Buch in zwei Stunden zu packen, soll heißen, dass alles, was wie Action schmeckt, verfilmt wurde, während man sich bei anderen Sachen, zum Beispiel guten Erklärungen, einfach raushält. Ich hatte die ganze Zeit über einen Freund neben mir sitzen, der das Buch gelesen hat (den Film auch nicht mag) und mir so ziemlich alles erklären musste, sei es nun, warum man Vampire ausgerechnet gerade zur Bekämpfung im Spiegel sehen kann, warum der Protagonist eine Taschenlampe brüllend auf eine Frau richtet oder was es mit dieser komischen Eule auf sich hat, die sich mal eben in eine Frau verwandelt.

Vielleicht hat der Film auch spürbare Ansätze, Erläuterung zu bieten, doch werden diese in dem Fall von der absolut wirren Erzählungsweise überschattet. Das geht schon los in der Anfangsszene und zieht sich leider bis ans irgendwie unspektakuläre Ende. Hier und da wird mittels Kamera versucht, das Geschehen atemberaubend zu machen, doch wirkt gerade dieser Versuch bemüht und unentschlossen. Trauriger Höhepunkt bleibt zum Beispiel diese rasende Durchfahrt durch eine U-Bahn zum Gesicht des Hauptcharakters Anton, der sich sogar nochmal wiederholt. (wieso auch immer)

Bestenfalls steril auch die Personen hier an sich. Niemandem wird richtiger Hintergrund spendiert, nur bei Anton ist man versucht, ihm mit einer Szene ganz zum Anfang eine gewisse, dunkle Tiefe zu verleihen. Natürlich geht das ordentlich in den Ofen, wenn sich Bilder von einer merkwürdigen Oma, der schwangeren Ex von Anton, einer eigentümlichen Spinne und in der Luft fliegenden Leuten abwechseln. So bleibt das alles auch im weiteren Verlauf. Man ist der Meinung, der Regisseur hatte viel mehr im Sinn, alles so spektakulär wie möglich über die Bühne laufen zu lassen, statt eine ordentliche Verfilmung abzuliefern.

Das äußert sich zum Beispiel in einigen haarsträubenden Szenen. Wenn sich ein Auto vor einem unschuldigen Passanten überschlägt und nachher wieder sauber auf allen Reifen landet, und das dann alles noch ohne Folgen bleibt, ist man der Meinung, man sei im falschen Film gelandet. Auch fehl am Platze Zeitraffer-Sequenzen, die dem ganzen wohl Dramatik spendieren sollen, aber wie es nun mal so ist, funktioniert auch das nicht.

Schauspielerisch letztlich eine Baustelle erster Güte. Anton wird von Konstantin Chabenski so nüchtern runtergenudelt, dass man dem Typen nicht weniger als die Pest an den Hals wünscht. Galina Tyunina als frühere Eule Olga kann auch nicht im geringsten Überzeugen. In ihrer Mimik und Gestik ist sie noch am Anfang ihrer Verwandlung versucht, eine Eule nachzuahmen, und in der nächsten Szene stürmt sie schon mit Sonnenbrille und Taschenlampe bewaffnet ein Haus... das ist Charakterentwicklung. Aber auch anderswo gibt es nicht viel zu loben. Da gibt es zwei Scherzkekse, einer meint, sich in einen Bär verwandeln zu können, die andere will ein Tiger sein. Das sieht man natürlich im Film nicht, könnt also jeder erzählen, selbst der Postbote.

Nichts wird genauer unter die Lupe genommen, die Effekte sind teilweise auch nicht das gelbe vom Ei, unsympatische Charaktere bewohnen den Streifen wie Ameisen ihren Hügel und sowas wie Spannung will sich auch nicht entwickeln. Der Film bleibt weeeit hinter den Erwartungen zurück, liefert nur einen eilig runtergekurbelten Film mit verwirrenden, überflüssigen Bildern, soviel Humor wie ihn ein Glas Milch hat sowie die traurige Gewissheit, dass man um zwei Stunden betrogen wurde. Der Film hätte wirklich was werden können, das Buch scheint spitze zu sein, aber man sollte nicht versucht sein, davon auszugehen, dass der Zuschauer schon das Buch gelesen haben wird. Ein Film muss auch für sich selbst stehen können.

Fazit

Enttäuschendes Kino aus Russland, der Film wirkt unkontrolliert, bemüht und verrückt, allerdings im negativen Sinne.

2/10

Details
Ähnliche Filme