Review

Gänzlich unübliches Horrorkino erwartet den Zuschauer in Nochnoi Dozor, zu deutsch Wächter der Nacht. Dabei ist das grundlegende Düsterszenario gar nicht einmal so ungewöhnlich:

Schon immer gab es in der Welt neben den Menschen die so genannten „Anderen“, also Humanoide, die über verschiedenste übernatürliche Fähigkeiten verfügen (Hellsehen, Gestaltwandel, Hexerei und so weiter und sofort) und die Möglichkeit haben, ins „Zwielicht“ zu sehen, eine Art schattenhafte Paralleldimension zur normalen Welt. Von Generation zu Generation wurde zudem die Zugehörigkeit eines jeden einzelnen bestimmt: entweder Gut oder Böse. Irgendwann im Mittelalter wurden beide Fraktionen von ihren jeweiligen Anführern auf einer Brücke gegeneinander in eine gewaltige Schlacht geführt. Als der gute Führer erkannte, dass die Schlacht keiner überleben würde, hielt er sie an und einigte sich mit dem bösen Chef darauf, die Schlacht dann fortzusetzen, wenn das Gleichgewicht auseinander bricht. Fortan solle sich jeder „Andere“ selbst für eine Seite entscheiden, und dementsprechend galt die Regel auch für den einen Prophezeiten, der mit seiner Macht die Schlacht entscheiden solle.

In der Zukunft ergo der Gegenwart aus heutiger Sicht wird dann nicht mehr lange gefackelt. Die Auflagen der Parteien bestehen zwar noch immer und grundsätzlich macht der Krieg der Diplomatie Platz, aber aus irgendwas muss der Film ja schließlich bestehen. Woraus genau kann ich selbst nicht einmal genau sagen – der Hauptdarsteller, der sich später auch als der Eine erweist, hüpft unwissend von Szenario zu Szenario, zig verschiedene Charaktere hangeln durch das extrem temporeiche Horrorkabinett an ihrem roten Faden zu dem kaum spürbaren Finale, in dem alles zusammen geführt wird. Zwischendrin gibt es nächtliche Stadtatmosphäre mit unterschwellig aufkommendem Mystery-Grusel und allerlei subtiler Horrorelemente, doch so richtig warm wird mal eigentlich nie so richtig. Viele Szenen sind entweder zu schnell wieder vorbei oder dauern einfach zu lange an, und so richtig kapieren möchte man eigentlich gar nichts. Die Zeitraffer-Kamera und irre Special-Effects sind maßgebliche Stilelemente, doch der Streifen lässt viel von dem vermissen, wovon man eigentlich als Unwissender ein gewisses Minimum erwartet: Action beispielsweise gibt´ s als solche kaum – kein einziger Schuss aus einer Pistole ist zu hören, und außer ein paar Kämpfen gibt es nichts zu bewundern. Schleierhaft werden viele Szenen mit unerwarteten Wechseln beendet und lassen den Zuschauer komplett im Ungewissen. Die Atmosphäre hingegen ist klasse und erinnert häufig an moderne Klassiker wie Blade oder ähnliche Werke, kann aber nichts daran ändern, dass man sich des Öfteren doch etwas mehr von einem Blade wünschen würde.

Dennoch konnte Nochnoi Dozor mich irgendwie gewinnen. Die Schauspieler sind gut und entsprechen glücklicherweise mal nicht den üblichen Hollywood-Klischees und die Spannungskurve ist steil. Insgesamt entsteht durchweg der Eindruck, man würde auf eine dunkle Achterbahnfahrt ohne Pause mitgenommen werden, die irgendwie ohne viel Kabumm auszukommen scheint – ich bin mir noch nicht so wirklich einig mit mir selbst, werde ihn mir am Wochenende noch mal reinziehen.
Eines ist jedoch klar: Wächter der Nacht ist sicher nichts für 08/15 – Kinogänger und Mainstream-Fans (sieht man schon an den ganzen miesen Bewertungen hier). Und das ist schon mal gut so.

Mal schauen, was im rahmen dieses Projektes noch so rüber kommt - hoffentlich aber ohne die ganze Schleichwerbung... :-)

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