Review

ACHTUNG SPOILER

Wer nicht über diverse Details informiert werden möchte, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen.

Story:
Die Abschlussklasse der Lake View Highschool vom Crystal Lake unternimmt eine Fahrt auf einem Passagierdampfer mit Ziel New York. Unter den Teens und Twens ist auch die junge Rennie, die seit ihrer Kindheit ein Trauma vor Wasser entwickelt hat. Keiner weiß, dass kurz vor der Abreise ein junges Paar mit seinem Boot auf dem Crystal Lake unterwegs war und mit dem Anker eine Stromleitung zerrissen hat. Dass diese zufälligerweise genau auf den wieder mal am Grund gammelnden Jason Voorhees fiel, steht außer Frage. Und kaum hat die SS LAZARUS dann am nächsten Tag abgelegt, schon beginnt reihenweise das Sterben der Passagiere. Als die Situation auch dem letzten Blindfisch einleuchtet, ist das Schiff schon dabei zu sinken. Die letzten fünf Überlebenden paddeln in einem Rettungsboot davon und finden sich doch tatsächlich einen Tag später in New York wieder. Kaum sind sie in der Hafengegend angekommen, schon wird klar, dass Jason offenbar unbemerkt hinterher geschwommen ist. Nur Rennie und ihr Lover schaffen es, sich vor dem Monster bis in den Untergrund Manhattans zu flüchten…

Mit FRIDAY THE 13th PART VIII – JASON TAKES MANHATTAN hatte die Slasherreihe den Punkt erreicht an dem klar wurde, dass es schwierig werden würde, sie aufgrund des inzwischen langweiligen Prinzips, nicht vorhandenen Innovationen und der darauf basierenden, fehlenden Originalität wieder aufleben zu lassen. Der Film machte sich bei den Fans unbeliebt und stellte mit rund $14 Mio. Einspielergebnis auch den finanziellen Tiefpunkt dar (Vergleich: zu den besten Zeiten der Reihe hatte Teil 4 noch über $40 Mio. eingebracht), woraus folgte, dass die Produktionsfirma Paramount Pictures die Reihe aufgab und New Line Cinema die Rechte übernahm. Was machte Teil VIII nun also zu einer solchen Enttäuschung?

Vorweg möchte ich schicken, dass das ganz heftige Enttäuschungs-Feeling bei mir ausblieb, fragt mich nicht, warum. Dennoch bleibt der achte Teil eine Gurke.

Da wäre zum Ersten der von den Fans häufig bemängelte Ablauf des Films, der dem Titel nicht wirklich gerecht wird. TODESFALLE SS LAZARUS wäre wohl etwas passender gewesen. Tatsächlich zieht sich der 8. Part eine volle Stunde lang auf dem Passagierschiff hin, bis man erstmals in New York ankommt, was teilweise schon einiges an Geduld abverlangt, da die Atmosphäre auf dem Dampfer schlichtweg genauso wenig in die FREITAG DER 13. – Reihe passt wie die in Manhattan. Und selbst da angekommen bekommt man zunächst nur einige Hafenstraßen und Gassen zu sehen, bevor, ungefähr zehn Minuten vor Schluss, mal eine schöne Totalaufnahme von einigen Hochhäusern, Hauptstraßen und Leuchtreklamen zu bewundern ist. Wer glaubt, jetzt endlich würde Jason mal den Times Square unsicher machen, liegt falsch. Denn kaum sind wir in der Innenstadt angekommen und sehen Jason einmal durch eine U-Bahn, einmal über den Bürgersteig und einmal durch ein Lokal laufen, schon geht’s wieder abwärts ins Kanalisationssystem, wo der von der Öffentlichkeit unbemerkte und wenig spektakuläre Showdown steigt.

Die Zeit auf dem Schiff verläuft vorhersehbar und ohne jegliche Überraschungen oder Wendungen. Jason tötet einen nach dem nächsten im altbekannten 5-Minuten-Rhythmus und dazwischen darf man sich wie fast immer über die teilweise lächerlichen Schauspieler ergötzen oder in Rückblenden erfahren, dass Rennie’s Ängste vor dem Wasser damit zutun haben, dass sie als Kind mal von ihrem Onkel in den Crystal Lake geworfen wurde und der damals noch kleine Jason (auch hier Logikfehler nonstop) versuchte, sie in die Tiefe zu ziehen. Aha. Auch die Szenen in New York können wie gesagt nur bedingt überzeugen. Es gibt hier und da mal ein paar nette Einfälle, aber die können das Ganze auch nicht überzeugender machen. Was einfach stört, ist, dass man von Manhattan viel zu wenig zu sehen bekommt. Die Gassen sind zwar viel zwielichtiger und somit im Grunde gruseliger als die hell erleuchtete, von Menschenmassen gesäumte Innenstadt (deren Flair sich zusammen mit der Figur des Jasons sowieso überhaupt nicht ergänzen will), doch wozu dann den Film dort spielen lassen und nicht gleich am Crystal Lake? Ich denke, es sind eben diese Ungereimtheiten, die verdeutlichen, wie sehr Autor und Regisseur Rob Hedden die Ideen fehlten. Die optische Veränderung alleine macht’s halt nicht.

Weiter zu bemängeln gibt es die Tatsache, dass der Film leider nicht mehr den klassischen FREITAG DER 13. – Flair versprüht. Wo ist die Atmosphäre geblieben? Wo die Spannung? Und, heilige Scheiße, was ist mit Jason los? Er hat alles, was ihn je zu einer bedrohlichen Gestalt gemacht hat, verloren, auch das zombiehafte aus THE NEW BLOOD geht hier vollends flöten. Der Maskenmann ist in nahezu jeder zweiten Szene präsent, was den Spannungspegel, erst recht für Horror-Erfahrene, praktisch auf Null sinken lässt. Ins schlichtweg lächerliche abrutschen tut die Figur in diesem Teil dann, als er gegen Ende seine Maske abnimmt und man sein Gesicht sieht – entweder waren die Maskenbildner beim Schminken im Vollrausch oder sie wollten einen verarschen, anders ist das kulleräugige Krötengesicht nicht zu erklären. Auch Jasons Outfit ist im Vergleich zum Vorgänger viel zu ‚heil’, was auch nicht sonderlich logisch ist. Womit wir gleich beim nächsten Punkt wären: die Logik. Wenn man so will, kann man sie in allen bisherigen Teilen der Reihe irgendwie vergebens suchen, doch hier fallen die Ungereimtheiten am bislang stärksten ins Auge. So erfahren wir zum Beispiel, dass die Kanalisation von Manhattan jede Nacht mit Säure geflutet wird. Hm. Und das Jason sich inzwischen offenbar teleportieren kann, denn er scheint überall gleichzeitig zu sein. Oder es wird uns gezeigt wie eine pflichtbewusste Aufsichtskraft auf einem Schiff reagiert, wenn der Kahn ab absaufen ist: sie lässt die Jugendlichen im Tanzsaal zurück und zieht alleine weiter. Hm.

Leben tut der Streifen natürlich von seinen Tötungen, die in Deutschland damals von CIC mal wieder geschnitten wurden (Teil 8 ist der Teil der Reihe, der in der deutschen Fassung am heftigsten geschnitten wurde). In der uncut version (DVD von Paramount) legt der achte Teil gegenüber dem Vorläufer wieder etwas zu. Die Enthauptung von Julius und die Sauna – Szene sind schon ordentlich hart und auch dazwischen darf uns Jason beweisen, dass er auch in neuer Umgebung keinerlei Probleme damit hat, Mordinstrumente zu finden. Der Gore-Gehalt ist also wieder etwas gestiegen wobei die Betonung auf etwas liegt, denn auch Teil 8 wurde von der MPAA für ein R-Rating nicht gerade freundlich behandelt.

Der gesamte Film atmet am stärksten in der Reihe 80er-Jahre-Luft, was zu einem Großteil alleine an der Musik liegt. Harry Manfredini ließ sich für Part VIII nicht mehr verpflichten, was schade ist, da seine Musik bislang fester Bestandteil der Filme war.

Ich kann dem Film jedoch nicht aberkennen, dass die Idee, den Crystal Lake hinter sich zu lassen und mal einen Wechsel zu vollführen, in sich keine schlechte war, denn weitere 0-8-15-Standart-Backwood-Slasher ohne jegliche Veränderungen hätten der Reihe wohl zwangsläufig den Todesstoß versetzt. Außerdem vergehen die 96 Minuten nicht durchgehend einschläfernd, denn phasenweise ist es durchaus unterhaltsam und ganz interessant, Jason auf hoher See zu sehen. Diese Tatsache und die, dass man die ganze Zeit darauf wartet, ihn mal in Manhattan zu erleben, garniert mit dem üblichen „Einer-nach-dem-nächsten-wird-gekillt“ - Prinzip hat mich im Endeffekt vor dem Einschlafen bewahrt.

TODESFALLE MANHATTAN hat mich weniger an einen FREITAG DER 13. – Film als vielmehr an eine für’s TV produzierte Mischung aus Slasher- und Abenteuerfilm erinnert, der auf einem Schiff und in der großen Stadt spielt. Der Style will nicht in die Reihe passen, was nicht weiter schlimm wäre, hätte der Film es nicht bloß bei dem optischen Break belassen. Aber ansonsten hat sich nichts verändert und die altbackenen Zutaten die dieses Mal in der Schiffsküche zubereitet wurden schmecken daheim am Crystal Lake tausendmal besser. Da ich Fan der Reihe bin und das wirklich herbe Enttäuschungsgefühl, dass ich nach all den negativen Kritiken erwartet hatte, ausblieb, will ich den Film nicht als ‚grottenschlecht’ abstempeln, obgleich er für mich wie gesagt kein typischer ‚Jason-Film’ und meilenweit von den Ursprüngen entfernt ist. Der Komplettheit halber sollte sich der Junkie, der wissen will wovon er redet, die TODESFALLE MANHATTAN mal beschaut haben, weiterempfehlen kann ich diesen Part allerdings nicht und sein Ruf, zusammen mit Part V der schwächste zu sein, eilt ihm nicht gerade zu Unrecht voraus.

Fazit: Starke Enttäuschung nach einem noch deutlich besseren 7. Teil. Aber es sollte noch schlimmer kommen, wie uns Teil 9 lehrte.

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