Ein Satz mit X?
Fix dich ins Knie, du New Yorker!
Oder:
Hans Dampf in allen Gassen
Der Trend der berühmt-berüchtigten Serie geht weiter bergab. Dieser Rob Hedden, der sich für Drehbuch und Regie verantworten muss, fabriziert hier einen Film, der offenbar in Scheißegalien produziert wurde. Versteht man noch durchaus die Grundidee, mit dem Wechsel der Lokalität irgendwie noch Interesse zu wecken, so schlägt man bei der Umsetzung angesichts von so viel Unvermögen und vollkommener Talentfreiheit die Hände über dem Kopf zusammen.
Jason in New York City? Wie soll das gehen, denn genau betrachtet hat der Mann ja bisher jeden umgebracht oder umbringen wollen, der ihm begegnete. Gut, dass er in einem so dünn besiedelten Gebiet wohnt. Der muss ja auch irgendwann mal schlafen. Aber in New York? Wie lang soll der Film denn bitte gehen? Insofern muss man wohl bei der Idee wiederum skeptisch sein, denn eine Einengung ist dem Kern der Filme nach unvermeidlich. New York ist einfach eine Nummer zu groß und die Zeiten, als Jason noch Hausbesuche in Siedlungsgebieten abstattete (Teil 2), sind allein durch sein Aussehen definitiv vorbei.
Zudem bricht man hier mit einer Eigenart des Genres, die die wichtigsten Vertreter vereint: Egal ob Elm Street, Haddonfield oder eben der Crystal Lake, zentral sind immer die lokal geprägten Mythen, die dem mörderischen Treiben zugrunde liegen.
Diese in sich stets geschlossenen Räume sind notwendig, denn sie legen den Grundstein für Handlungsmotive und binden so diese Figuren gewissermaßen an sich.
Warum sollte Freddy Krueger in LA, Michael Myers in Denver oder eben Jason Voorhees in New York morden? Dort würden sie ja ihrer mythologischen Wurzeln und ihrem damit verbundenen Antrieb beraubt und ihre Handlungsmotive würden verblassen. Hier erkennt man bereits, wie dünn Jason Voorhees‘ Geschichte mittlerweile geraten und wie egal und beliebig der weitere Umgang damit geworden war.
Was Rob Hedden dann unter New York versteht, macht er im Intro ganz klar: NY scheint ein düsterer Moloch zu sein, der offenbar auf einem aktiven Vulkan gebaut wurde. Ansonsten sind Rauch und Dampf in jeder Einstellung nicht zu erklären. Womöglich war das Budget diesmal so knapp, dass Nebel- und Raucheffekte eine günstige Gelegenheit waren, die Misere etwas zu verschleiern. Normale Menschen scheinen in Heddens NY nicht zu leben. Es gibt zurechtgemachte Straßenpunks, die sich natürlich in einer dampfenden Gasse einen Schuss setzen und Ratten, die in schmierigen Fässern ein Bad nehmen. Das wars.
Anschließend wird der wieder unter Wasser schlummernde Jason so vollkommen unmotiviert wieder wiedererweckt, um wieder stumpf Hatz auf brünftige Teenager zu machen. Um dann letztlich nicht zu viel „wieder“ zu haben, nun also New York. So weit kann man folgen.
Damit wurde im Vorfeld kräftig geworben und von daher ist es auch nur verständlich, dass der Film floppte, denn der allergrößte Teil der Handlung spielt sich auf einem Schiff ab, das auf dem Weg nach New York ist. Sie erkennen die kleinen Unterschied? Nach. In. So löst man also das oben bereits angesprochene Problem der zu großen Weite: Plump!
Bis also der schon stark ergraute Jason tatsächlich in den Big Apple beißen kann, fließt an Bord eines als Kreuzfahrtschiff bezeichneten abgetakelten Frachters erstmal viel Filmblut die Leinwand herunter. Moment - Stimmt ja gar nicht. Die Morde gehören zu den laschsten der ganzen Serie. Bekannterweise wurde jede einzelne Mordszene zurechtgestutzt. Da ist also nichts zu holen.
Der Spannungsaufbau, der das fehlende Blut ja durchaus gefällig kompensieren könnte, ist dann auch gleich noch in jeder einzelnen Mordszene verhunzt worden.
Na, wo man schon mal dabei war...
Am blödesten wirkt es dann, als ein Opfer Jason eine Treppe zu sich herunterkommen sieht, schnell eine Treppe in ein noch tiefer gelegenes Schiffsdeck herunterspringt und der Klumpen geballter Mordlust bereits da ist. Endkontrolle hat bei der Postproduktion wohl nicht stattgefunden. Oder der maskierte Sumpfzombie kann sich jetzt auch beamen. Alles egal. Er kann ja auch ungesehen einen Schiffsmast mit der Geschwindigkeit eines Orang Utans erklimmen.
Kane Hodder wirkt hier wieder allein durch seine Bewegung, beispielsweise dieses Atmen als sein besonderer „Move“, so strunzdumm, dass er einfachste Szenen sprengt. Dabei wird er von einer desolaten Kamera allerdings tatkräftig unterstützt, die jedoch diesmal nicht ganz so miserabel wie im direkten Vorgänger ist.
Die Hauptdarstellerin erweist sich als nicht gänzlich untalentiert und sieht so aus, als würde sie gleich ans Set von Twin Peaks weiter fahren. Eine Story soll es dabei um sie herum auch geben, nur ist diese so fadenscheinig, dass ich sie gerade tatsächlich nicht mehr parat habe. Einzelne Figuren stehen irgendwie in einem Verhältnis zueinander. Das stand wahrscheinlich genau so im Drehbuch... Die Figuren sind hier also vollkommen wumpe. Alles andere übrigens auch. Kann mir eigentlich jemand erklären, wo der Crystal Lake eigentlich liegt und wieso man von da mit dem Schiff nach NY kommt?
Fazit
„Todesfalle Manhattan“ ist der Tiefpunkt einer Serie, die keine großen Ansprüche an ihre Beiträge stellt. Somit ist der Film als solcher wirklich unterirdisch. Die Ausstattung ist für ein Studio wie Paramount tatsächlich mehr als peinlich, allein das „Kreuzfahrtschiff“ mit der Drei-Mann-Besatzung lässt den Film wie einen privat gedrehten Amateurfilm wirken, und Drehbuch, Montage, Schauspiel und über allem die Regie sind jenseits von Gut und Böse. Paramount hat hier den offensichtlichen Versuch unternommen, mit dem geringsten Aufwand Kohle einzufahren. Niemand scheint so etwas wie Fürsorge oder gar Liebe in das Projekt gesteckt zu haben und somit trösten lediglich die letzten Minuten darüber hinweg, dass dieses Machwerk eine Beleidigung für unsere Filmkultur ist. Vom Einfallsreichtum eines Tom McLoughlin ist dieser Rob Hedden jedenfalls meilenweit entfernt.
Und so fasst die Hauptfigur den Film in einem Satz zusammen:
„Hier passiert etwas Fürchterliches!“