Review

Der erste Antiken-Historienfilm, der so etwas wie einen Anspruch auf Authentizität nachweisen kann! Klasse Film! Historisch hält er sich größtenteils an die Fakten auch wenn einiges ausgelassen wird, das einzige, was glaube ich nicht historisch überliefert ist, ist dass Olympia imgrunde eine verbitterte rachsüchtige Frau ist, die Alexander schon von klein an gegen seinen Vater aufbringt, weshalb dieser später auch ganz schöne psychische Probleme bekommt... bei der Mutter (Angelina Jolie) ist es auch verwunderlich, dass er keinen Ödipus-Komplex hatte...

Der Aspekt, dass Alexander schwul (oder zumindest bi) war, kommt natürlich auch vor, lässt sich historisch aber ja auch nachweisen und ist von daher mehr als gerechtfertigt. Alexander wird zudem als ein Mensch dargestellt, der sein Leben lang auf der Suche nach einem "Sinn" oder ähnlichem ist, Hephaistion beschreibt er als den einzigen, der ihn versteht, und deshalb die Person, die ihm am wichtigsten ist. Alexander ist zudem ein relativ humaner König, der sich (historisch belegt) darum bemüht, die eroberten Völker nicht zu unterdrücken, sondern zu integrieren, weshalb er ja auch so beliebt war (wobei er später ja dann von den Makedoniern dafür angegriffen wurde). Trotzdem hat er keine Skrupel, im Notfall (Verrat durch seinen Rat) auch auf Ermordungen zurückzugreifen, zumal er da auch schon auf dem Weg zum Größenwahn war, teils auch dadurch bedingt, dass seine Mutter ihm eintrichterte, er sei der Sohn des Zeus, weshalb er sich dann mit Herakles und Achill verglich.

Der Film zeigt also sehr schön den Wandel vom schwachen Prinzen im Schatten Philips II. (Val Kilmer) zum großen (größenwahnsinnigen) Feldherrn und König, der aber bis zuletzt auch Selbstzweifel hat (großartige Leistung hier von Colin Farrel, der den Alexander wirklich brilliant und angemessen verkörpert). Als dann seine große Liebe Hephaistion stirbt, ist alles zu spät, Alexander dreht endgültig durch und säuft sich zu Tode. Da er keinen Nachfolger ernennt, bricht das Reich zusammen, seine (persische/asiatische) Frau und sein nach seinem Tode geborenes Kind werden ermordet, das Reich viergeteilt (wird alles nur von Ptolemeus (Anthony Hopkins) erzählt, der die Geschichte als Pharao von Ägypten einige Jahre später erzählt und aufschreiben lässt).

Die Schlachtszenen sind unübersichtlich und ungeschönt, d.h. noch brutaler als bei Gladiator und Konsorten, und wirken daher ziemlich authentisch. Die Musik von Vangelis tut ihr übriges, um dem Film die angemessene "Würde" zu verpassen.

Ich kam mir am Ende vor, als hätte ich gerade ein echtes griechisches Epos alá Illias gesehen, und war daher wirklich begeistert, da ich das Hollywood (auch Oliver Stone) nur schwerlich zugetraut habe.

Ein Meisterwerk mit einigen kleineren Mängeln (beispielsweise ein starker unpassender Akzent von Angelina Jolie*, den sie sonst nicht hat, oder den doch krass fehlbesetzten Dareios III), über die sich aber bei so einem guten Film hinwegsehen lässt!

10/10 eroberten Reichen
* wie ich mittlerweile gelesen habe, sollen die Akzente (Jolie - russisch, Farrel - sein normales Irisch etc.) die verschiedenen grieschischen Dialekte symbolisieren - das ist meiner Meinung nach nicht wirklich gelungen, allerdings der einzige wirklich störende Apsekt an diesem tollen Film!

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