Nach "Gladiator", "The Last Samurai", "Troja" und "King Arthur" versucht sich nun also Oliver Stone (Natural Born Killers) mit "Alexander" an einem opulenten Schlachten-Epos. Doch im Gegensatz zu den vier Kollegen versagt Stone mit seinem Feldzug in Richtung Epos, obwohl Cast sowohl Inszenierung solches versprechen könnten. Jedoch hatte Stone (im Drogenwahn?) zu vieles auf einmal gewollt.
Schon in jungen Jahren wird Alexander (Colin Farrell) sowohl von seiner Mutter Olympias (Angelina Jolie) wie auch von seinem Vater Philip (Val Kilmer) beeinflusst, wobei beide ihre eigenen Ziele verfolgen. Nach der Ermordung Philips steigt Alexander mit gerade mal 20 Jahren zum König auf und schlägt den Weg ein, den seine Mutter für ihn vorgesehen hatte. Gemeinsam mit seinen treusten Männern bricht er nach Asien auf, um sein Reich um ein Vielfaches zu vergrößern. Dabei will er die Kulturen zueinanderführen. Leider muss man den meisten Menschen die Vernunft nun mal mit Gewalt einprügeln, was logischerweise den einen oder anderen Krieg nach sich zieht. Nach etlichen Jahren der Schlachten, Eroberungen und Entdeckungen werden seine Gefolgsleute allerdings allmählich motzig, was sogar zu Mordversuchen an dem einst geliebten Führer führt. Aber Alexander besteht eisern auf seinem Kurs, der in Indien endet...
Eine recht ordentliche Leistung bekommt man hier von Colin Farrell (Daredevil) geboten, der mit blonder Perücke und Sandalen durchs Bild marschiert. Dabei ist sein Alexander kein strahlender Kriegsheld wie der von Brad Pitt verkörperte Achilles, dem Alexander im Film nachzueifern versucht. Vielmehr zeigt Farrell den großen Eroberer als zielstrebigen, aber auch emotionalen Menschen, der auch mal Fehler macht. Angelina Jolie (Mr. & Mrs. Smith) ist zwar mit Abstand die heißeste Mutter der Filmgeschichte, doch bleibt sie hier schauspielerisch hinter ihren Möglichkeiten. Ihr Potential wird hier eindeutig verschenkt, was auch auf Altmeister Anthony Hopkins (Roter Drache) zutrifft, der sich als Erzähler nicht großartig anzustrengen braucht. Eine seiner besten Leistungen bekommt man hingegen von Val Kilmer (Heat) serviert, was man ihm nach Werken wie "Hard Cash" und "Mindhunters" nicht mehr zugetraut hätte. Jared Leto (American Psycho) gibt als bisexueller Kumpel eine passable Leistung ab, während Rosario Dawson (Sin City) lediglich ihre dicken Milchtüten vor der Kamera baumeln lässt und ansonsten mimisch nur einen Gesichtsausdruck auf Lager hat.
Mag Oliver Stone noch so viel antike Geschichte gebüffelt haben, um "Alexander" wahrheitsgetreu umzusetzen, so liefert er im Endeffekt nur einen durchschnittlichen Historienfilm ab. Gerade mal zwei große Schlachten bekommt man vors Auge gesetzt. Und die können nicht mit den Konfrontationen von Maximus, dem letzten Samurai, den Trojanern sowie den Rittern der Tafelrunde mithalten. Zu unübersichtlich gestaltet Stone hier das fast schon kinderfreundliche (darum wohl auch die Freigabe ab 12) Gemetzel. Die erste Schlacht in der Wüste kann nur ansatzweise überzeugen, während der Kampf in den indischen Wäldern samt Elefanten besser rüber kommt... bis Onkel Oliver im Drogenwahn den Fehler macht und den rosanen Farbfilter rausholt. Das ist dann doch zu viel des Guten und zerstört die komplette Atmosphäre der Szene. Von der Handlung her hätte man den Film auch etwas kürzer trimmen können, da er storyteschnich mehrere Hänger enthält, die einen zum Einschlafen einladen. Recht ausführlich, aber auch ermüdent, hüpft der Film von einer Intrige zur nächsten. Hier und da vollführen Alxander und Co. ihre Stellungskriege sowohl beim weiblichen wie auch beim männlichen Geschlecht, was zu der damaligen Zeit halt so üblich war. Ja, die alten Griechen... so waren sie eben! Da vergreifen sich Philip und die anderen alten Säcke an einem jungen Knappen und Alexander ist seinen männliche Weggefährten in sexueller Hinsicht auch nicht wirklich abgeneigt. Verwunderlich, dass Wolfgang Petersens "Troja" nicht in ähnliche Schwulitäten ausuferte. Dort hatte man halt nur die schöne Helena und andere Frauen vor den Lenden, und die restliche Zeit wurde mit Abschlachten und Holzpferd bauen verbracht. Da Onkel Oliver bekanntlich sich auch mal eine Nase Koks (oder was der Mann so alles konsumiert) zu viel reinzieht, übertreibt er es hier auch mit den homosexuellen Anspielungen, was auf Dauer sogar richtig nervt.
Viel gewollt, wenig zu Stande gebracht! So könnte man das wahnwitzige Projekt "Alexander" von Oliver Stone in einem Wort beschreiben. Wer opulente Historien-Filme mit tollen Schlachten sehen will, dem rate ich zu den oben bereits genannten Werken. "Alexander" ist lediglich für beinharte Historienfreunde von Interesse. Doch auch die sollten eben nicht zu viel erwarten...