Staub und Hitze, die brutale Ausbildung und noch brutalere Kämpfe mit algerischen Freischärlern haben aus dem jungen, naiven Simon Murray schnell einen Mann gemacht. Die romantischen Vorstellungen und Ideale sind nach seiner Verpflichtung zur französischen Fremdenlegion allerdings schnell auf der Strecke geblieben. Dafür hat er echte Kameradschaft und Freundschaft gefunden. Als Frankreich schließlich Algerien in die Unabhängigkeit entlassen will, geht ein tiefer Riss durch die Legion, der auch Simon und seinen besten Freund trennt. Denn Pacal unterstützt heimlich die Untergrundorganisation der Algerienfranzosen, die die Freiheit des Landes mit allen Mitteln verhindern will. Plötzlich stehen die Freunde auf verschiedenen Seiten …
Schon vor 10 Jahren erschien dieser auf den Tagebüchern von Simon Murray basierende Film, der sich weniger mit großartigen Kampfhandlungen als vielmehr mit den Gedanken eines jungen Mannes beschäftigt, der aus recht naiven Beweggründen der französischen Fremdenlegion beigetreten ist. Herausragende Kampf-Passagen sollte der Zuschauer nicht erwarten, dafür bekommt er jedoch einen ziemlich guten Eindruck über das karge-und extrem harte Leben in der berühmten Legion, um die sich ja schon immer etliche Legenden rankten. Schon nach wenigen Minuten wird dabei klar, das sich die neuen Rekruten einem fast unmenschlichen Drill unterziehen müssen den nur die Härtesten durchstehen können. Dabei müssen sie die größten Demütigungen und Schikanen über sich ergehen lassen, was fast zwangsläufig dafür sorgt, das die Männer schon nach kurzer Zeit vollkommen desillusioniert sind.
Im Vordergrund steht dabei die Figur des Engländers Simon Murray, aus dessen Sichtweise die Geschichte erzählt wird und man bekommt es hier mit einem jungen Mann zu tun, der nicht lediglich ein Befehlsempfänger sein will, sondern auch die Handlungen und politischen Hintergründe der französischen Politik zu dieser Zeit hinterfragt. Während seine Kameraden durch den vorherrschenden Drill ziemlich schnell wie abgestumpfte Kampfmaschinen erscheinen, meldet sich bei Simon immer wieder sein Gewissen, wodurch er emotional sehr belastet erscheint und sich als einziger wirklich Gedanken darüber macht, ob die stattfindenden Kampfeinsätze in Algerien überhaupt einen echten Sinn ergeben. Dadurch steigt er im Prinzip auch zum einzigen Sympathieträger der Story auf, zu dem man eine wirkliche Beziehung herstellen kann. Loyalität, Freundschaft, aber auch blinder Gehorsam sind in der Folgezeit die vordergründigen Aspekte, die von Regisseur Martin Huberty sehr gut ins Bild gesetzt wurden. Man kann sich einen ungefähren Eindruck über das Leben der Legionäre machen und findet dabei eigentlich keinerlei Anhaltspunkte dafür, das sich ein solches Leben als lohnenswert herausstellt.
Die Action-Passagen des Films bewegen sich in einem sehr überschaubaren Rahmen, bis auf wenige kleinere Scharmützel bekommt man in dieser Hinsicht nicht sonderlich viel geboten. Meiner Meinung nach ist das jedoch keinesfalls ein negativer Kritikpunkt, denn "Deserter" kann auch ohne ein echtes Action-Feuerwerk gänzlich überzeugen. Dennoch hätte man aus der vorhandenen Thematik noch weitaus mehr herausholen können, denn das vorhandene Potential wurde leider nicht gänzlich ausgeschöpft. Noch mehr inhaltliche Tiefe, intensivere Charakter-Beleuchtungen und eine noch stärkere Fokussierung auf den Algerien-Krieg hätten aus einem guten einen herausragenden Film machen können und eine etwas längere Laufzeit des Ganzen wäre mit Sicherheit hilfreich gewesen, um sich einen viel besseren Eindruck über die vorherrschende Situation zu machen.
Hier handelt es sich aber um Kritik auf hohem Niveau und manch einer mag das auch vollkommen anders empfinden. Prinzipiell handelt es sich auf jeden Fall um einen äußerst sehenswerten Beitrag, der von Anfang bis zum Ende jederzeit spannend ist und zudem eine erstklassige Grundstimmung beinhaltet. Ein weiterer Pluspunkt ist das glaubwürdige Schauspiel der Akteure, wobei ganz besonders die Leistungen der beiden Hauptdarsteller Paul Fox und Tom Hardy hervorzuheben sind. "Deserter" ist ein wirklich gelungener Film, dessen Darstellung einer sehr interessanten Thematik aber leider nicht ganz so ausführlich ausfällt, wie man es sich gewünscht hätte. Dennoch beinhaltet das Szenario seine ganz eigene Faszination und bietet jederzeit erstklassige Unterhaltung, auf die man nicht verzichten sollte. Die oft heldenhaft dargestellten Legenden über die Fremdenlegion erscheinen hier in einem vollkommen anderen Licht und es sind vielmehr die desillusionierenden Momente, die einen zum nachdenken anregen.
Fazit:
Sicherlich nicht perfekt, aber jederzeit intensiv und äußerst sehenswert präsentiert sich mit "Deserter" ein Werk, das einen durchaus nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen kann. Eine spannende Geschichte, gut agierende Darsteller und viele nachdenklich stimmende Momente ergeben ein sehr gutes Gesamtbild, das jedoch bei näherer Betrachtung noch weitaus besser hätte ausfallen können.
7/10<!-- google_ad_section_end -->