Die 70er (und später die 80er) waren nochmal ganz groß, dem Tierhorror eine neue Variante abzugewinnen, nicht zuletzt mit dem Einbindung von Umweltzerstörung und Naturschutz – also arbeitete man sich an allen möglichen Sorten, Rassen, Klassen und Vielbeinern ab.
Ein bisschen geringschätziger fällt der Umgang mit den geliebten Vierbeinern, den Hunden, aus, denn die haben nun mal keinen großen Exotenbonus und hat man einen beißwütigen Hund gesehen, kennt man doch alle, „Cujo“, den Baskerville-Bello und den „weißen Hund von Beverly Hills“ mal als klassischen Stoff vorausgesetzt.
Zwischendurch wurden die flauschigen Fährtensucher aber auch weiter eingesetzt und das führte zwischen Ameisenimperien, Naturaufständen und kampfbereiten Känguruhs zu einigen Kuriositäten, über deren Vergessen noch mal Gericht gesessen werden sollte.
„Der Höllenhund“ aka „Devil Dog – The Hound from Hell” ist einer der Vertreter, bei dem man sich wundert, wie der namhafte Hauptdarsteller jemals zu diesem Job überredet werden konnte, in diesem Fall in Gestalt von Richard Crenna, der ja dann vier Jahre später Onkel Sly als „Rambo“ ins Rennen schickte.
Meine Vermutung geht in Richtung Erpressung oder sexuelle Gefälligkeit, aber ich will nicht zu böse sein, denn so schräg diese Gurke am Ende ausfällt, so solide arbeitet sich Crenna an dem Familiendaddy ab, dessen Kinder sich den falschen Welpen im Straßenverkauf haben andrehen lassen.
Der betreffende Wedler ist ein zunächst gar süßer Schäferhundwelpe, von dem niemand (außer den Zuschauern) weiß, dass sein bellender Erzeuger Zentralelement in der Dämonenbeschwörung einer Satanssekte war und deswegen höllische Kräfte sein eigen nennt. Seine Mission: starr gucken, Leute unter seine Kontrolle bringen, tödliche Unfälle auslösen und generell Chaos, Tod und Zerstörung säen.
Klingt gut, aber der Film packt das alles in einen TV-Film-Vorstadtheim-Plot aus der Vorvergangenheit: erst wird der Familienhund mysteriös überfahren, dann taucht ein leutseliger Straßenverkäufer auf, der den faszinierten Kiddies Welpe „Lucky“ in die Hand drückt und dann das Weite sucht, bevor sich die Eltern das eventuell anders überlegen könnten.
Alle sind begeistert, außer natürlich der lateinamerikanischen Klischeehaushaltshilfe Marke „Ay, dios mio!“ mit Übergewicht, die sofort den bösen Blick wittert. Dementsprechend verabschiedet sie sich dann auch als Erstes bei einem Badezimmerbrand. In der Folge – der Köter ist inzwischen herangewachsen – schafft es Flocki dann, erst den großen Nachbarshund und dann noch einige Nebenrollen zu beseitigen, während er den hypnotischen Einfluss der seiner rot leuchtenden Kulleraugen dazu benutzt, Tochter, Sohn und Mutti in herzlose Arschgeigen zu verwandeln, die selbst auf dem Dachboden merkwürdige Rituale durchziehen.
Crenna selbst ist mehr als perplex angesichts des rüden Verhaltens seiner Familienmitglieder, man erwartet schon halb, dass er gleich Zigaretten holen geht, um nie wiederzukommen.
Natürlich bemüht sich Lucky auch um ihn, allerdings nicht um Kontrolle über ihn, sondern gleich mit der Methode „radikal“: mit im Spiel sind ein zu reparierender und rotierender Rasenmäher und Crennas Hände. Doch man weiß nicht wie (und es wird auch nicht final definiert), Daddy Mike kann widerstehen und wird so zur Oase des Widerstands, während um ihn rum alle wie die Fliegen fallen, darunter auch Kumpel Miles, dargestellt von Ken „Cliff Barnes“ Kercheval, für alle Dallas-Fans.
Als es irgendwann so nicht mehr weitergeht, investiert der skeptische Dad zunehmend in das Übernatürlich, lässt mystische Bücher durchwühlen und reist sogar nach Uruguay, um einen alten Mann vom Berge zu inverviewen, der ihm ein magisches Symbol in die Hand pinselt – bloß nicht die Finger waschen jetzt.
Was dann folgt, ist genauso diskutabel wie das Dämonenfinale in Wes Cravens „Summer of Fear“, denn als Dad auf Konfrontationskurs geht, hauen die Tricktechniker so ordentlich auf die Kacke, dass man sich vor Staunen fast die Lippe durchbeißt.
Mit einigen zeichnerischen Leuchteffekten verwandelt sich der wackere Schäferhund in einen geifernden Zerberus mit Höllenhalskrause und schwarzmagischen Randeffekten, für die sich die FX-Leute vermutlich heute noch schämen.
Aber: er schafft es und rettet das amerikanische Ideal, wenn auch berechtigt gefragt wird, ob wohl die anderen Hunde aus dem Wurf genauso erfolglos agiert haben.
Man merkt es schon, ein kleinskaliger Reißer, vom Blatt gespielt, um als „Film der Woche“ durchgehen zu können, aber dabei so trashig 70er, wie sie es in der Dekade immer wieder hinbekommen haben – oder eben gerade nicht. Man muss es gesehen haben, um es zu glauben – allein, dass ein Network so etwas reell beauftragt hat. Weswegen man den Film auf der einen oder anderen Videoplattform mal aufstöbern sollte – auch wenn ihn das keinen Deut besser macht. Aber diese konsumentenfreundliche Vorstadtidylldekonstruktion aus dem Werbefernsehen hat aber gerade wegen dieser absurden Gemengelage durchaus noch seinen Reiz (4/10)