Daniel Brühl in seiner ersten internationalen Produktion:
Er spielt einen schiffbrüchigen jungen Polen, der an der englischen Küste direkt vor dem Haus der älteren Schwestern Ursula (Judi Dench) und Janet (Maggie Smith) strandet.
Natürlich hat Regisseur Charles Dance daraus keinen Actionkracher gemacht (das gibt ja schon der Titel vor), sondern einen ruhigen, sensiblen Film über alte Frauen und Frühlingsgefühle.
Soweit jedenfalls der Anspruch. Aber den erfüllt der Film dann leider nicht. Denn wer einen „altmodischen“ Film sehen möchte, erwartet auch eine komplette Geschichte: Mit Anfang, Entwicklung und Ende, aber das gibt es hier nicht.
Zwar gibt es ruhige und schöne Bilder. Und zusätzlich brilliert Julie Dench in der Rolle der „törichten“ Alten (ganz große Schauspielkunst, auch von Maggie Smith). Aber insgesamt wird viel zu wenig erzählt. Nur ganz zögerlich erfährt man etwas über das vorherige Leben der Schwestern. Und rein gar nichts erfährt man über das vorherige Leben des jungen Schiffbrüchigen. Mag ja sein, dass man diese „Geschichtslosigkeit“ in den logisch-löchrigen Actionkrachern verschmerzt. Doch bei dem hier gewählten Erzähltempo geht das gar nicht.
Ohnehin stört so einiges an diesem Machwerk. Sorgfältig wurde hier offenbar nur die Kulisse gewählt. Vieles macht überhaupt keinen Sinn, wie beispielsweise der Geiger, der sich die Ohren zuhält wenn Klavier gespielt wird oder auch die einzige Touristin (Natascha McElhone) im Ort, die so aufgedonnert ist, dass es kaum vorstellbar ist, dass sie ohne Visagistin reist.
Aber vielleicht ist der Film ja auch nur etwas für Daniel Brühl Fans. Man könnte also fragen ob der Kleine als Herzensbrecher gut ankommt. Aber das ist leider auch nicht der Fall. Er gibt insgesamt nur eine ziemlich blasse Vorstellung. Das hat natürlich mit seinem Äußeren zu tun: Er ist weder besonders männlich, noch besonders gutaussehend, geschweige denn durchtrainiert.
Man kann deshalb auch nur schwer nachvollziehen, weshalb die Gemüter – nach seinem Auftauchen - derartig hohl drehen. Ein Manko spielt dabei natürlich auch sein fehlender Charme – denn eigentlich ist er ja das Gegenteil von einem großen Verführer (eher ein klassischer Antiheld).
Nicht besonders gut gelungen wirkt auch die gewählte Zeit. Alles ereignet sich kurz nach dem ersten Weltkriegs – das ist ziemlich weit weg und erschwert die Identifikation mit den Figuren. Eigentlich schade, denn das Thema. „Gefühle im Alter“ ist doch immer aktuell und kann auch regelmässig humorvoll aktualisiert werden (wie zuletzt sehr gelungen in „Was das Herz begehrt“).
Aber all das bietet „Der Duft von Lavendel“ nicht. Hier sieht man einen ziemlich langweiligen Film, der noch nicht ein Mal sorgfältig erzählt ist.