Phenomena (1985)

Argentos völlig überschätzter Tiefpunkt.

Okay, Jennifer Connelly als junges, übersinnlich begabtes und unschuldiges Opfer eines brutalen Mädchenmörders?
- Ein Pluspunkt, vor allem wenn sie als "Lady of the flies" auftritt.
Ein herrliches Alpenpanorama in den Schweizer Bergen und Donald Pleasance als schrulliger Insektenforscher?
- Wirklich gelungen.
Atmosphäre & Kamera?
- Zumindest weitgehend prägnant, stilsicher und überzeugend.
Iron Maiden und Motörhead neben Goblin im Soundtrack?
- Mutig, aber leider teilweise zu penetrant, einfach unpassend und das sage ich als absoluter Fan der englischen Heavy Metal Götter.

Und was gibt es sonst noch auf der Haben-Seite?

Nichts! Hier lässt der Altmeister wirklich alles vermissen, was ihn in der Früh- und Hochphase ausgezeichnet hat. Stellenweise dilettantisch, absurd, mitunter lächerlich und albern. Natürlich, Argentofilme sind kein Paradebeispiel für logisch und stimmig konstruierte Stories, gerade Profondo Rosso war in dem Bereich auch kein Glanzstück, aber soviel unzusammenhängender Blödsinn, soviel überkonstruierter Quatsch und soviele "mysteriöse" Zufälle - schwer zumutbar. Da trifft die Insektenbegeisterte, amerikanische Schülerin ganz zufällig tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt auf den Entomologen, der den Verwesungsprozess der Leichen an ihrer Privatschule erforscht und der amerikanische Anwalt findet ganz spontan seine Klientin an irgendeinem menschenverlassenen See. Viele belanglose Dialoge, eine unsinnige Story und schwache Darsteller - bis auf die beiden schon erwähnten Hollywoodstars - runden das Bild im negativen Sinne ab. Hier durfte auch Argentos Muse und Partnerin Daria Nicolodi nicht fehlen, die wie schon in Profondo Rosso absolut deplaziert wirkt. Rätselspaß kommt zudem überhaupt keiner auf, viel zu früh wird deutlich, wer der Täter sein muss.

Ein Film für Argento- oder Italo-Fans, die in der Lage sind ihren kompletten Verstand an der Kinotür abzugeben. Rein visuell größtenteils gelungen, in allen anderen Bereichen mit viel Wohlwollen höchstens durchschnittlich. Muss man gut finden wollen.

4/10