Review

Handlung:
Die etwa 14jährige Jennifer (oder Jenniffer, wie die dt. Untertitel der Dragon-DVD meinen) Corvino kommt auf ein Mädelinternat im guten alten Schweizerland, wo vor kurzer Zeit noch eine junge Dänin nach einer unerfreulichen Begegnung mit einigen Glasscherben den Kopf verlor, der sich jetzt aus unerfindlichen Gründen im Besitz des schottischen Insektenforschers John McGregor befindet. Jennifer freundet sich mit einer Menge Insekten sowie einem Schimpansen an, die ihr entscheidende Hilfe beim unausweichlichen Kampf gegen den Mörder leisten.

"Phenomena", der nach eigener Auskunft persönlichste Film von Dario Argento, stellt den Bewerter vor große Schwierigkeiten. Bilder und Szenen, die wohl zu den intensivsten und härtesten der Filmgeschichte gehören, wechseln sich ab mit Unpassendem, Unlogischem, Albernem. Die sich im Föhnwind bewegenden Bäume, die krabbelnden, surrenden und sich zu riesigen Schwärmen formierenden Insekten, die grotesken Orte, die Jennifer auf ihrer Schlafanzugs-Odyssee vorfindet, sind einfach genial morbide geraten und verleihen durch ihre Mystik dem Film eine zeitlos-märchenhafte Stimmung, nicht zuletzt, da die Hilfe aus der Tierwelt für den Helden im Märchen ein gängiges Motiv ist. Aber warum solche Lächerlichkeiten wie die Unterrichts- oder die EEG-Szene? Und warum versaut Argento einige seiner stimmungsvollen Szenen mit vollkommen unpassender Musik wie Iron Maidens "Flash of the blade" oder Motörheads "Locomotive"? Wenn zu dröhnender, schneller Metal-Mucke jemand durch ein verlassenes Haus schleicht oder eine Leiche aus einem Haus getragen wird, befremdet das schon sehr. Vielleicht ist dies auch beabsichtigt, man kann es sich letztlich kaum anders vorstellen. Aber man kann die Absicht nicht ausmachen. Die Musikbeiträge vom rollenden Stein Bill Wyman sowie von Kobold Claudio Simonetti sind dagegen einfach genial und tragen ein großes Stück zur Atmosphäre des Films bei. Ein weiteres riesiges Plus des Films ist die perfekte Besetzung, von Jennifer Connelly über Donald Plasence bis zur wie immer meisterhaft aufspielenden Daria Nicolodi. Die Gewaltszenen sind sehr originell und detailliert wie von Argentos anderen Meisterwerken gewohnt. Ein Höhepunkt ist die Entfesselungsaktion des Polizisten, aua, aua.

Wegen der genannten Schwächen leider keine volle Punktzahl. Trotzdem wegen der vielen magischen ("We worship you, we worship you"! - "I love you. I love you all" *Gänsehaut de luxe*) sowie morbiden und erschreckenden Szenen eines von Argentos Meisterwerken und ein großer Höhepunkt des phantastischen Films!!


Die dt. DVD von Dragon (Neuauflage) ist äußerlich wunderbar gemacht. Leider krankt sie an den vielen Rechtschreibfehlern, die sowohl den Text im Beiheft als auch die dt. Untertitel durchziehen. Bei Dragon sollte man sich mal mit der "das"/"dass"-Problematik bekannt machen. Und warum aus dem "großen Sarcophagus" des Originals in den Untertiteln die "große Sargopharga" werden mußte, ist mir auch nicht klar. Zudem ist die Bildqualität nicht so toll.

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