Review

Dieser italienisch/amerikanische Tier-Horrofilm spielt gewiss nicht in einer Liga mit  Meisterwerken des Genres, wie dem nur wenige Jahre älteren "Jaws". 

Er reiht sich vielmehr in eine Reihe zahlreicher Epigonen der 70er Jahre ein - teilweise entstanden zumindest recht ordentliche Filme daraus - "Angriff aus der Tiefe" zählt zu diesen Exemplaren.
Man darf bei diesem Film zu Recht kritisieren, dass die Handlung etwas "spröde" ist. Kurz gesagt besteht sie mehr oder weniger aus der bloßen Aneinanderreihung verschiedener Attacken des Kraken wahlweise auf Babys, Taucher, Schwimmer u.a..
Daher fehlt dem Film natürlich auch die inhaltliche Tiefe, ein klar umrissener dramaturgischer Rahmen, der ihm die nötigen Konturen verleihen könnte.
Wir erleben stattdessen leider, wie der Film immer wieder die Chance verpasst, sich dafür zu entscheiden, welchem Handlungsstrang er nun eigentlich gezielt bis zum Ende folgen möchte. So werden immer kleine Ansätze gemacht, die aber alsbald wieder - unterbrochen von weiteren Angriffen des auf Rache sinnenden Kraken - fallen gelassen werden. Auf Dauer tut dies dem Film merklich nicht allzu gut.
Und da es der Erzählweise an Stringenz mangelt, sind tatsächlich die Szenen, in denen der nächste Auftritt des Kraken vorbereitet wird, die eigentlichen Höhepunkte. Zum Glück sind diese Szenen dann aber filmisch recht gut gelöst worden (man vergleiche sie mit den oft auf bloße Effekthascherei angelegten neueren Genrevertreter). Weniger ist eben manchmal durchaus mehr...
Die Frage, aus welchem Grund der Krake nun tatsächlich zur Bestie wird - eine spannende Frage - wird leider nicht zufriedenstellend aufgearbeitet. Wir erfahren nur bruchstückhaft, wie es dazu kam.
Schade, denn gerade hier hätte der Film überzeugen können, sich sogar von anderen "Tier-Schockern" absetzen können, in dem er die Störung des natürlichen Lebensraumes des Kraken durch den Menschen zum zentralen Thema gemacht hätte und dies auch dramaturgisch in den Vordergrund gestellt hätte. Dieser Ansatz verpufft hier leider vollends und das muss man wirklich als misslungen bezeichnen - der größte Kritikpunkt dieses Filmes!
Der eigentliche Höhepunkt, der finale Kampf gegen den Riesenkraken, ist hingegen gut geglückt: Der Ansatz, dass  "gezähmte" Orcas den Riesenkraken  bekämpfen, ist völlig neu und anders und unterscheidet sich fundamental von der genreüblichen Mär des einsamen, von Allen unverstandenen und verhöhnten Helden, der Auge in Auge mit der Bestie als Einziger in der Lage ist, dieselbe zur Strecke zu bringen.
Realistisch ist das ganze natürlich nicht, aber Wichtigkeit: Der Film soll schließlich unterhalten und nicht dozieren!
Und angesichts des Booms an Tier-Horror in den 70er Jahren muss man einfach festhalten, dass genau diese Art der Unterhaltung beim Kinopublikum gefragt war. 
Genauso klar ist, dass nicht mit jedem "Jaws"-Nachzügler das Rad neu erfunden werden konnte und man natürlich immer wieder beim "Urvater" des Genres abkupferte. Diesen Vorwurf muss man allen "Jaws"-Epigonen machen - es ist aber durchaus nicht so, dass all diese Filme dadurch zu einem bloßen Abklatsch geraten wären.
Insofern ist "Angriff aus der Tiefe" gewiss kein filmischer Meilenstein, wenngleich er durchaus gediegene spannende Unterhaltung bieten kann. "Tiefgang" darf man nicht erwarten, der Krake fischt größtenteils in seichten Gewässern.
Aber schlussendlich funktioniert das Ganze dann doch noch recht ordentlich, so dass man mit Fug und Recht behaupten kann, mit diesem seinerzeit im Fahrwasser von "Jaws" entstandenen Film ein durchaus solides Exemplar vor sich zu haben, das man sich durchaus einmal anschauen kann.

(6/10)

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