Review

Über "Faceless Beauty" oder auch "Hypnotized" habe ich an anderer Stelle eine Kurzkritik gelesen, die aus einem kleinen Satz bestand.
"Was für ein wunderschön schlechter Film"
Daran ist eine Aussage für mich richtig und eine andere leider falsch. Es ist ein wunderschöner Film, doch er ist nun wirklich nicht schlecht.
Der Film ist vielmehr eine wunderschöne und bildgewaltige Achterbahnfahrt durch die Psyche des modernen Grossstadtmenschen, kompliziert und verschachtelt erzählt, aber letztlich in sich schlüssig. Eigentlich ist der Film eine einzige Anklage gegen unsere seelische Vereinsamung und er zeigt die Hilflosigkeit auf, mit der selbst die sogenannten Spezialisten kämpfen, die eigentlich als Helfer fungieren sollen. Das perfide Spiel des Betrügens und des betrogen werdens wird hier grotesk auf die Spitze getrieben, wer zuerst verletzt wird selber weniger verletzt und wer zuviel vertraut wird am Ende kompromisslos abgelehnt. Es geht um die Angst des abgelehnt werdens, aber auch um die Selbstzweifel und Schuldgefühle dessen der ablehnt, die seelische Qual die jemand erleidet wenn er ständig abgelehnt wird bzw. ablehnt und die in eine psychische Instabilität mündet. Dieses Thema ästhetisch mit etwas Erotik aufgepeppt und sehr modern inszeniert, schafft ein zwar nicht leicht durchschaubares Gesamtkunstwerk, doch eine opulente Bilderflut, die es sich anzusehen lohnt.

Es geht um ein gutsituiertes Ehepaar in der modernen koreanischen Gesellschaft. Beide sind mitte 30 und scheinen erfolgreich. Der Devisenmakler Yu Min-seok ( gespielt von Chan Yoon ) ist mit der hübschen Yu Jin-su ( gespielt von Kim Hye-su ) verheiratet. Sie hat sich für ihn unerklärbar mit dem Zwang belegt, jeden Monat einen neuen Roman zu schreiben. Er vergnügt sich zwischenzeitlich mit seiner Arbeitskollegin, eine typische Affäre ohne Zukunftspläne für ihn. Während er also seine Frau vernachlässigt, driftet sie immer tiefer in eine Depression bzw. in ein sogenanntes Borderline Sydrom. Min-seok liefert seine Frau in eine Nervenheilanstalt ein, dort kommt es zu der o.g. Diagnose mit dem Hinweis, dass in schweren Fällen eine Schizophrenie drohen kann. Der behandelnde Psychiater Seok-won ( gespielt von Kim Tae-woo ) arbeitet viel mit Hypnose und würde die attraktive Frau gerne auch weiterhin behandeln.
Doch seine zunächst unbekannten Lebensumstände zwingen ihn, die Behandlung an einen Kollegen abzugeben. Seok-won scheidet dann aus dem Krankenhaus aus und macht sich später selbstständig, seine frühere Patientin, die sich jedoch nicht weiterbehandeln lässt, verliert er aus den Augen. Die beiden treffen sich ca. 1 Jahr später zufällig wieder und der Kontakt baut sich allerdings zunächst privat wieder auf. Seok-won ist fasziniert von Jin-su und diese Faszination schlägt im Laufe der Begegnungen in Besessenheit um.
Er will eine Liebesbeziehung zu ihr und das Verhältniss beider wird immer undurchsichtiger. Sie ist immer noch krank lehnt seine Behandlung zuerst aber ab, er schafft es dennoch sie unter Hypnose zu behandeln, vergewaltigt sie dabei aber. Längst schon hat ihn auch seine Vergangenheit krank gemacht und er zeigt die gleichen Symptome wie seine Patientin.
Eine selbstzerstörerische Beziehung nimmt ihren Lauf mitten hinein in die finale Katastrophe.

Ich muss zugeben man muss diese Thematik schon mögen und auch bereit sein, sich den Bildern ganz einfach hinzugeben. Regisseur Kim In-shik liefert uns einen originellen und vor Bilderzeichen nur so strotzenden Film ab. Seien es die sterilen und futuristischen Räumlichkeiten, die vielen intelligenten Dialoge des Films, oder aber die eruptiven Gewaltausbrüche des Films. Über allem liegt die Einsamkeit des Individuums in einer hochtechnisierten und kalten Welt, die Sehnsucht nach Wärme und Ehrlichkeit. Wenn selbst der Psychiater mit seiner Patientin ein Lügenspiel betreibt, wird der Film ungemein grotesk. Die Grenzen zwischen Opfer und Täter verschwimmen im Film ständig, dafür gibt es auch Beispiele bei den anderen behandelten Patienten. Somit liefert der Film für mich ein ungemein gelungenes und interessantes Psychogramm der involvierten Hauptpersonen ab, allein dafür lohnt es sich schon ihn zu sehen.
Der andere Grund ist die schauspielerische Glanzleistung von Kim Hye-su. Der Film stellte ihr Comeback auf dem Kinobildschirm dar und sie zeigt dabei neben erstaunlich viel nackter Haut auch eine unterkühlte aber ungemein erotische Darstellung. Neben ihren wirklich ästhetisch gefilmten weiblichen Rundungen weiss sie auch mit ihrer Bildschirmpräsenz zu überzeugen. Ihr Gesicht im cineastischen Grossformat, mal die wilde lockige Mähne darüber liegend und dann wieder die vollen roten Lippen gänzlich fokussierend. Wenn diese Frau den Raum betritt, beginnt die Luft zu flimmern. Diese Performance ist ein beeindruckendes Schauspiel.
Passend dazu die Musik und die stimmungsvolle Beleuchtung, schöne Darstellungen der surrealen Traumpassagen von beiden und der Film packt und fesselt an sehr vielen Stellen. Ich habe ihn genossen und die Bilder aufgesogen, die Geschichte ist eigentlich trostlos und hoffnungslos, doch die Schönheit des Films lässt die negative Botschaft am Ende fasst vergessen.
Starke 8 Punkte.

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