Puppen in Horrorfilmen sind nicht jedermanns Sache – ich kenne so einige Hartgesottene, die immer noch vor der Harlekinsequenz in „Poltergeist“ zusammen zucken, was auf Kindheitstraumata zurück zu führen ist.
Für alle jene gibt es jetzt Futter aus Südkorea, von wo aus „The Doll Master“ seinen Weg in unsere Videotheken gefunden hat, eine Mischung aus Mystery, Grusel und Splatter, die sich gewaschen hat.
Das liegt vor allem am immer wieder überraschenden Drehbuch, das so aufgebaut ist, das man nie weiß, wie die ganzen Handlungselemente, die da vor den Augen des Betrachters tanzen, denn letztendlich zusammengehören; eine Tatsache, die in moderner Zeit gar nicht hoch genug zu bewerten ist.
Alles beginnt mit einem Prolog rund um einen Puppenmacher, seine Frau und eine ihr nachempfundene lebensgroße Gliederpuppe. Die Puppe ward eifersüchtig, die Frau wurde aufgeknüpft und der Puppenmacher musste per Lynchmob dran glauben….
Mit solchen Infos hängt man flott im Raum, wenn dann zur heutigen Zeit fünf verschiedene Personen in einem abgelegenen Landhäuschen auftauchen, wo eine an den Rollstuhl gefesselte Puppenmacherin residiert, deren Spezialität lebensgroße und kleine Gliederpuppen sind. Die Fünf (Model, Schriftstellerin, Bildhauerin etc.) sollen Modell stehen, eine hat eine eigene Puppe dabei – und man wird das ungute Gefühl nicht los, das hier noch mehr im Busch ist.
Und tatsächlich dreht sich Zuschauer bald wie ein Brummkreisel: ein Mädchen im roten Kleid taucht auf und verschwindet; der Kurator macht sich verdächtig; ein Keller hängt ein Typ in Ketten und im ganzen Haus sind Puppen eingearbeitet, als Deckenlampe oder als Kloschmuck (uhaha, die Sequenz wird für Alpträume sorgen….).
Baldigst entdecken die Fünf, das sie ursprünglich alle aus der besagten Gegend stammen und dann bricht auch baldigst ein flotter Bodycount los, der aber nicht den kompletten Film ausmacht. Gemeuchelt wird hier von Puppenhand (ich sag nur: Toilette!) und wer so was nicht mag, dem flattert hier definitiv die Hose.
Aber dabei bleibt es nicht, denn hier sind auch noch die Prologtragödie, eine Rachegeschichte, geisterhafte Besessenheit und ein Kindheitsdrama rund um eine Puppe miteinander verwunden und halten den Zuschauer bis zur Schlußsekunde auf Trab, wenn denn dann endlich fast alle tot sind, Puppen wie Menschen.
Angereichert ist das mit etwas sauberem Gore und Blut, aber auch simple Gruselsequenzen der herkömmlichen Bauart sind ausgefeilt rübergebracht. Einige der Gäste erbrechen zwar einige ganz furchtbare Dialoge (vor allem die Schülerin geht auf den Keks), aber mit zunehmender Lauflänge entwickelt sich ein tragisches Rachedrama ums Geliebtwerden und das Beseelen von seelenlosen Gegenständen und wie man sich ihnen erwehrt, bei dem am Ende niemand unversehrt (an Körper oder Seele) davonkommt.
Diese narrative Achterbahnfahrt, die am Ende tatsächlich alle Fäden zusammenführt und nie auszurechnen ist, gehört mit Sicherheit zu den besten kleinen Filmen, die aus Asien in letzten Jahren zu uns hinüber geschwappt sind und bestichte durch eine morbide und unerklärliche Stimmung und viele visuelle Einfälle, die sich gewaschen haben.
Mon compliment! (8/10)