"Franchise-Crossover". Zwar ein Anwärter auf das Unwort des Jahrtausends, hört sich das Konzept des "Franchise-Crossovers" im Rahmen des neuesten Paul W.S. Anderson-Films durchaus interessant an. "Alien vs. Predator" ist das Zusammentreffen der beiden Science-Fiction-Größen der letzten drei Dekaden. Während wir mittlerweile auf vier "Alien"- und zwei "Predator"-Filme zurückblicken können, und den meisten auch noch eine recht hohe Qualität anerkennen müssen, gab es findige Comiczeichner und Computerspielprogrammierer, die sich den Kampf zwischen den beiden gefürchtetsten außerirdischen Spezies, die je unsere Leinwand mit Schrecken erfüllt haben, bereits ausmalten. Nun gibt es auch endlich den passenden Film: Das Duell kehrt auf das Ursprungsmedium der beiden schleimigen Bedrohungen zurück. Und nach 90 Minuten "Alien vs. Predator" ist uns klar, was "Franchise-Crossover" wirklich bedeutet.
Andersons Science-Fiction-Trash führt uns nicht in weite Zukunft, sondern bleibt in der Gegenwart, in der ein paar clevere Wissenschaftler eine mysteriöse Pyramide tief unter der Antarktis per Satellitenbild entdecken. Der Milliardär Weyland (Lance Henriksen) möchte sich ein geistiges Denkmal mit der Erkundung der Pyramide setzen, und fliegt einen Haufen namen- und charakterloser Typen, die allesamt Experten für irgendeinen unnötigen Kram sind, in die Antarktis ein. Die Pyramide erweist sich natürlich als höllisch gefährliche Falle: Die Menschen werden hier von den Predatoren hineingelockt, um Wirte für die Aliens zu sein. Sobald die Aliens aus den armen Menschen geschlüpft sind, können die Predatoren auf Jagd gehen. Ein buntes Treiben beginnt...
Hört sich nach purem Trash an - ist es auch. Insofern, dass keine der drei Spezies in irgendeiner Weise ihrem Ruf gerecht wird. Die agierenden Menschen sind mit Abstand die übelsten Klischeefiguren, die das Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Irgendwelche Typen ohne Charisma, ohne Identität oder Sympathie. Nur komische Akzente haben sie alle. Die "Aliens" sind nicht wirklich angsteinflößend wie in den vorherigen vier Filmen. Wenn am Ende die Alienkönigin wie ein Tyrannosaurus Rex aus einem "Jurassic Park"-Film den Protagonisten hinterherhetzt, dann fehlt ihr komplett die gespenstische Würde und bittere Überlegenheit, die sie noch majestätisch in dem zweiten Film der "Alien"-Reihe ausstrahlte. Die Predatoren haben ein neues Design verpasst bekommen – und kommen insgesamt von allen agierenden Lebensformen am schlechtesten weg. Der Hohn überhaupt: Im Showdown gibt's nur noch je einen Homo Sapiens und einen Predator, die sich gemeinsam, im Team verbündet gegen die Alienhorden behaupten müssen. In einer "Armageddon"-esquen Sequenz wird das vollkommen unglaubwürdige Buddy-Gespann vor brennendem Feuer wegrennend in Zeitlupe inszeniert. Kein Vergleich mehr mit den blutrünstigen Monstern, die diese gigantischen Wesen noch in ihren Soloauftritten waren.
Der Film an sich ist durchschnittlich bebildert, schlecht geschnitten und noch schlimmer geschauspielert. Die banale Geschichte ist völlig uninteressant und gewöhnlich erzählt. Wenn die Aushängeschilder, die Aliens und die Predatoren, nicht wären, dann wäre Andersons kleiner Actionfilm ein Totalausfall auf Zelluloid. Er schafft es nicht Atmosphäre und Spannung zu erzeugen, obwohl er allein schon mit der Präsenz dieser wahnsinnig eindrucksvollen Außerirdischen auf das Science-Fiction-Feindbild par excellence zurückgreifen darf. Aber nicht einmal das schafft dieser Dilettant.
Sicherlich, "Alien vs Predator" vermag zu unterhalten. Aber warum? Nicht etwa, weil Anderson doch noch ein netter Popcornactioner gelungen ist. Viel mehr, weil alle guten Ideen und Konzepte seines Films direkt aus den Vorgängerwerken entstammen. Wenn wir die schleimigen Alienkreaturen sehen, wie sie sich winden und nach ihren Opfern im Dunkeln Ausschau halten, dann fühlen wir uns an die großen Momente der Filmreihe erinnert. Es ist nicht die Reaktion auf einen guten Film, die in uns das wohlige Gefühl der Unterhaltung in uns hervorruft, sondern viel mehr die Tatsache, dass wir es hier mit alten Bekannten zu tun haben, die bei uns bisher immer für Furore auf der Leinwand gesorgt haben. Und so stellt sich bei "Alien vs Predator" ein Effekt ein, den man so bisher nur von billigen Amateurfilmchen aus dem Internet kannte: Wenn im Internet Jugendliche sich wie ihre Lieblingsfilmhelden verkleiden, aber überhaupt keinen Sinn für einen technisch anständigen Film als solches haben, dann fühlen wir uns dennoch unterhalten, weil dort mit einem Thema hantiert wird, das wir mögen, von dem wir immer gerne mehr sehen würden.
Somit ist dieses "Franchise-Crossover" nicht mehr als nur ein billiger Fanfilm: Von Leuten, deren Budget und filmisches Know-how weit unter den Möglichkeiten der Vorgängerfilme liegen, und in ihrem Effekt am Zuschauer nur von den vorherigen Filmerlebnissen zehrend. Daher auch der Overkill an bekannten Figuren: Wenn man keine Substanz und keine wirklich interessante Story zu erzählen hat, dann verdoppelt man schnell die Anzahl der bekannten Charaktere in einem Film, und addiert einfach eine Alienrasse dazu, und schon dürften die Augen hunderter Teenies in Wohlgefallen aufgehen. Doch schnell werden diese wieder zugehen, denn "Alien vs Predator" ist ein verdammt schlechter, klischeebelasteter Science-Fiction-Trash-Film, mit außergewöhnlichen Außerirdischen, die aber allesamt ihren guten Ruf kaputt machen. Keine der guten Szenen, keine der guten Ideen in diesem Werk ist ein direkter Verdienst des Films oder des Regisseurs an sich.