Die zwei größten und herzlosesten Schweinehunde der Filmgeschichte sind endlich zurück auf der großen Leinwand. "Alien vs Predator" ist bei Sci-Fi-Freunden wohl einer der meist erwartesten Filme der letzten Jahre, dementsprechend groß auch die Erwartungshaltung. Es stellt sich allerdings die Frage, ob solch ein Projekt unter der Leitung von Paul W.S. Anderson, der mit seinen letzten Werken nicht gerade Meisterleistungen vollbrachte, dem Anspruch der Fans gerecht werden kann.
Ohne einen wirklichen Zusammenhang mit den alten "Alien" und "Predator"-Filmen herzustellen, führt der Streifen relativ flink in die mehr oder weniger absurde Story ein. Die Weyland Corporation entdeckt circa 2000 Meter unter dem Eis der Antarktis eine unerklärbare Hitzequelle. Genauere Analysen ergeben, dass sich in der Tiefe ein Pyramidenkomplex unbekannten Ursprungs befindet. Der Kopf der Weyland Corporation (gespielt von Lance Henriksen) stellt daraufhin ein erfahrenes Team aus Experten zusammen, welches das Relikt aus der Vergangenheit vor Ort untersuchen soll. Die Truppe, die von Alexa Woods (Sanaa Lathan) angeführt wird, muss bald herausfinden, dass sie in einer Brutstätte für Aliens gefangen ist. Als sich dann auch noch die Predatoren unangemeldet auf die Party einladen, beginnt der Überlebenskampf für alle drei Arten.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob es eher positiv oder negativ zu bewerten ist, dass der Streifen story- und figurentechnisch absolut keine Parallelen mit den alten Originalen aufweist. Sämtliche menschlichen Charaktere sind neu erfunden, nur die außerirdischen Lebensformen entsprechen den filmischen Vorbildern. Die Story um die geheimnisvolle Pyramide im Eis wirkt allerdings zu oberflächlich dahingeschludert, weißt einige gewaltige Logikfehler auf und entfaltet sich viel zu schnell. Zwar kommt der Film zügig zum eigentlichen Punkt, behält sich dafür aber außen vor, die Charaktere ordentlich vorzustellen. Die menschlichen Protagonisten bleiben daher verwaschene Unbekannte, für die das Publikum eigentlich keinerlei Sympathien aufbauen kann. Sterben diese dann, bleibt beim Zuschauer nichts weiter als ein Gefühl der Gleichgültigkeit und emotionale Leere.
Paul Andersons Schwäche ist und bleibt das Drehbuchschreiben, was wir bei diesem Werk wieder deutlich miterleben müssen. Man merkt dem Mann zwar sein Bemühen an, aber das teilweise extrem holprige Script zerstört im Endeffekt einen recht atmosphärischen Blockbuster. Es wird sich einfach nicht genug Mühe gegeben, die Story des Zusammentreffens der drei Rassen vernünftig zu erklären. Anderson bedient sich fadenscheiniger Vorwände, die gleichermaßen irrational und lächerlich sind, und somit im höchsten Grad unglaubwürdig erscheinen. Mit der Wucht eines Holzhammers entfaltet sich dann viel zu hastig und klischeehaft die Auflösung des Plots gen Schluss.
Auch einige bis zum Exodus bekannte Actionklischees trüben den Filmspaß ein wenig. Teilweise kommt man sich vor wie bei Indiana Jones, der durch den Tempel des Todes wetzt und - wie unsere Protagonisten hier - ewig damit beschäftigt ist, laienhaft Wandinschriften zu entziffern oder Steine in richtige Positionen zu bewegen, um irgendwelche Felswände zu verschieben. Geschickter hätte man auch das Trennen der Menschengruppe einfädeln können, denn das ständige Eigenleben der Pyramide, bei dem sich willkürlich Wände von selbst verschieben, wirkt etwas ideenlos.
Dank seiner permanenten Düsteroptik und der ordentlich designten Requisiten ist der Streifen dann atmosphärisch wieder durchaus gelungen. Es darf zumindest ein bißchen mitgefiebert werden, wenn sich die Protagonisten, die ständig auf der Flucht vor Aliens und Predatoren sind und denen die Angst buchstäblich im Nacken sitzt, durch schlecht beleuchtete Katakomben kämpfen. Durch die überhastete Erzählweise und manchmal etwas zu extremen Schnitte gehen allerdings öfters der Überblick und das Gruselmoment verloren. Wie bereits oben erwähnt, wäre eine stärkere Identifizierung mit den Charakteren wünschenswert gewesen, um den Level der Spannung ein bißchen weiter nach oben zu treiben.
Die Action, die sauber inszeniert wurde und recht ordentlich rüberkommt, wird leider desöfteren viel zu schnell ausgeblendet. Obwohl viele Morde im Off geschehen, erleben wir allerdings für einen PG-13 Film einige blutige Momente, die sich sehen lassen können. Vorallem in der zweite Hälfte des Streifens nimmt die Geschwindigkeit der Action gewaltig zu und weiß schließlich trotz vieler Klischees und einiger fehlplatzierter Oneliner zu gefallen. Absoluter Höhepunkt des Streifens ist das Zusammentreffen der Kultfiguren Predator und Alien, welches elegant, tempo- und actionreich inszeniert wurde und für Fans kaum Wünsche offenläßt. Beide Parteien treten als unbesiegbare und hasserfüllte Schweinehunde auf, die sich im Überlebenskampf absolut nichts schenken und die Menschen als hilflose und mickrige Scheißer erscheinen lassen. Letztendlich lohnt sich für Freunde der Originalfilme das Ansehen dieses Streifens allein wegen den eben erwähnten Szenen. Glücklicherweise gab sich die Crew sehr viel Mühe bei der Gestaltung der außerirdischen Lebensformen, und so schuff man letztendlich originalgetreue Abbilder jener Bösewichte, die schon vor 20 Jahren genauso über den Bildschirm huschten. Das verdient Anerkennung, denn immerhin kommen da bei alten Hasen richtig Nostalgiegefühle auf.
Die Spezialeffekte sind ebenfalls fein ausbalanciert und gekonnt umgesetzt worden, auch wenn der Einsatz von CGI an einigen Stellen nicht übersehbar ist. Einige sinnlose Zeitlupen - ich sage nur "Bullettime" - hätte sich die SFX-Crew allerdings getrost sparen können. All das ändert allerdings nicht die Tatsache, dass der Adrenalinspiegel bis zum furiosen Finale im oberen Bereich bleibt.
Bei "Alien Vs. Predator" spalten sich eindeutig die Gefühle. Einerseits darf man sich über schnelle Action, eine tolle Atmosphäre, originalgetreue Modelle und eine brauchbare Regie freuen, andererseits vermiesen gesichtslose Charaktere, eher unterdurchschnittliche Darsteller und eine total ambitionslose und überhetzte Story voller fadenscheiniger Pseudoalibis den Filmspaß. Das Fazit fällt deshalb zugegebenermaßen nicht ganz einfach, denn in einigen Punkten wird die eigene Erwartungshaltung spielend übertroffen, andere Aspekte des Streifens widerrum dämpfen den Zuschauerenthusiasmus deutlich. Denkt man über den Film als eventuelle Fortsetzung der Originalwerke, dürfte sich bittere Enttäuschung breitmachen; hingegen als eigenständiges Projekt gesehen trifft der gutmütige Fan mit einem zugedrückten Auge auf einen mittelmäßigen, aber dennoch kurzweilig recht gekonnt unterhaltenden Sci-Fi-Streifen. Einmal ansehen ist durchaus drin - und in der Zwischenzeit bete ich dafür, dass Paul W.S. Anderson endlich mal die Kunst des Drehbuchschreibens vernünftig erlernt.