Im Vorfeld mit Spott geächtet und nach den ersten Screenings von den Kritikern zerrissen, stand Paul Andersons "Alien vs Predator" von Anfang an unter keinem guten Stern. Als schließlich die Meldung kursierte, der Film sei aufgrund Zeitdrucks um unfertige Spezialeffekte erleichtert und zu allem Überfluss auch noch auf ein PG13-Rating heruntergeschnitten worden, schien dies den Film auch den letzten Kredit seitens der Fans gekostet zu haben.
Immerhin darf man sich noch auf eine längere Fassung zum DVD-Release freuen womit wir wieder bei der aktuellen Kinofassung angekommen wären:
Entscheidend ist wohl die Grundeinstellung, die der Zuschauer mitbringt. Am, hinsichtlich Enttäuschungen ungefährlichsten und im zu Erwartenden potentiell treffsichersten ist es, einfach ein Anderson-typisch rasant geschnittenes, auf Hochglanz poliertes Actionmovie auf sich zu kommen zu lassen. Es dürfte klar sein, daß ein nahtloser, qualitativ und in Sachen Stil gleichwertiger Anschluss an die prägenden Vorbilder allein schon aufgrund der Vorgaben des Studios kaum im Bereich des Möglichen gelegen hat. Klaustrophobische Angstzustände werden zudem schon durch die erzählerische Anlage der Story weitesgehend eingeschränkt bzw unmöglich gemacht.
Nein, "Alien vs Predator" geht andere Wege: Der Zuschauer wird mit einem heraufziehenden Krieg zwischen den titelgebenden Kreaturen konfrontiert. Lag bei den jeweiligen Filmreihen der Fokus noch stets auf den menschlichen Charakteren, so springt er hier zwischen den drei, tief unter dem arktischen Eis aufeinandertreffenden Rassen hin und her, was folgerichtig entscheidende Auswirkungen auf die Atmosphäre des Filmes hat. Natürlich bilden Jagdszenen auch weiterhin einen entscheidenden Teil des Geschehens, jedoch wird dem Ganzen durch die Aufsplitterung der Fokussierung das spannungsintensive Horrorelement großteils genommen. Aus meiner Sicht absolut daneben: Die extrem frühe Einführung der Predatoren. Wenigstens hiermit hätte man sich einen geeigneten, der Film-Atmosphäre dienlichen Zeitpunkt aussuchen können - Fehlanzeige! Wir bekommen die Predatoren Independance-Day-mäßig mit dem Holzhammer serviert - wahrscheinlich, um zu gewährleisten, daß auch ja kein jugendlicher Zuseher Albträume bekommt. Fehlt eigentlich nur noch, daß sich Predator und Alien auf Teletubby-Art persönlich vorstellen...
Was den Zuschauer letztlich erwartet, ist eine für sich genommen wirklich sehenswerte Actionschlacht, die erwartungsgemäß insbesondere in optischer Hinsicht überzeugen kann. Regisseur Paul Anderson schafft es nach "Event Horizon" und "Resident Evil" erneut, den Zuschauer allein durch die stimmungsvoll ausgeleuchteten, düsteren Bilder und Soundeffekte einzuvernehmen und bei der Stange zu halten. Wie schon in den beiden genannten Grund-Werken dominieren auch in "AVP" düstere, in zumeist grün-blauen Farbtönen ausgeleuchtete, detaillverliebte Kulissen die Szenarie, die insgesamt doch mit einer soliden Menge aus den jeweiligen Alien/Predator-Filmen bekannter und geschätzter Elemente aufwarten können. Dies muss man Anderson jeder noch so harrschen Kritik zum Trotze zugestehen: Er besitzt ein geniales Händchen, was atmosphärische Optik (hier unter Einbeziehung bekannter Elemente der Vorgänger) anbelangt...
Mein persönliches Effekt-Highlight: Die von den Predatoren zur Gefahrenabwehr gefangen gehaltene, vorrübergehend auf Eis gelegte Alien-Queen - ein echter Leckerbissen!
In akustischer Hinsicht sieht es bei Alien vs Predator widerum etwas bescheidener aus: Ein spannungstreibendes, mitreißendes Theme vermisst man ebenso schmerzlich wie eine unheilvoll mit-schwelende Geräuschkulisse a la "High Tension". Doppelt ärgerlich, da eine stimmige Soundkulisse für einen solchen Film zum Einen generell von entscheidender Wichtigkeit ist, zum Anderen mit einer Solchen die storybedingt zu kurz kommende Spannung zumindest teilweise hätte ausgebügelt werden können.
Immerhin sorgen die wohlbekannten und liebgewonnenen, spezifischen Alien/Predator-Sounds für einen gewissen Stimmungsbonus.
Ist man erstmal soweit, den Film als schlichte SF-Action zu aktzeptieren, so bekommt man auch Einiges geboten: Die Action-Palette schließt dabei ebenso die Predator-eigenen Kampfgeräte wie Speer und Stahl-Klaue mit ein wie auf Alien-Seite tödliche Schwanzschläge und dahergelaufene Menschen als Wirtskörper nutzende Facehugger. Obligatorisch daneben freilich das wenig effektive Rumgeballer auf menschlicher Seite...
Mag das Alles noch so hübsch in Szene gesetzt sein, so störten mich die heutztage anscheinend unvermeidbaren, an Matrix angelehnte Zeitlupeneffekte letztenendes doch gewaltig. Auch wenn das moderne Popkorn-Publikum auf so etwas tendenziell abfährt, in diesem Falle passt es so sehr zum Film wie ein zweites Arschloch an den Ellebogen.
Ein weiterer, klarer Malus und Atmosphäre-Killer, der aber leider absolut ins Konzept des Filmes passt...
In wie weit man konkret Paul Anderson überhaupt Vorwürfe machen kann sei erstmal dahingestellt; Eines ist jedenfalls sicher: Die hastig wenige Wochen vor Kinostart angebrachten Schnitte für's lukrative PG13-Rating fallen auch ungeübten Augen auf! Immerhin sind wenigstens noch ein paar ansehliche Goreeffekte übrig geblieben, von einer radikalen Säuberung der us-amerikanischen Kinofassung blieben wir somit glücklicherweise verschont.
Kommen wir abschliessend zu den Darstellern und ihren Charakteren. Um es kurz zu machen (viele werden es angesichts der Gesamtkonzeption des Filmes schon erahnen): Hier gibt's nicht viel zu holen. Abgesehen von Alien-Haudegen Lance Henriksen in einer eher kleinen Rolle finden sich fast ausschließlich Nonames im Cast wieder, was schlussendlich aber weniger gewichtig ist, da in diesem Film ohnehin andere Kreaturen die eigentlichen Protagonisten sind. Dialoge und Charaktere sind somit schlichtes Beiwerk, das kaum von Interesse ist. Vorallem das Fehlen einer echten Leitfigur, zB in Form eines genreerfahrenen Stars, wirkt sich in dieser Hinsicht negativ aus.
Aber was solls? "Resident Evil" funktionierte auf die gleiche Art und Weise und somit sorgt auch "Alien vs Predator" für kurzweilige, effektreiche Actionunterhaltung, bei der allerdings falsche, an den Vorlagen hängende Erwartungen fatale Auswirkungen hinsichtlich der Zufriedenheit haben könnten.
Defintiv kein neuer Meilenstein sowie auch bei weitem nicht an die Klasse eines "Event Horizon" und auch an den ähnlich gelagerten "Resident Evil" nicht ganz herranreichend, unterhält "Alien vs Predator" ein anspruchsloses Mainstream-Publikum für gute 90 Minuten - wie immer bei einem waschechten "Anderson" üblich garantiert ohne nervige Längen.
Damit darf nun die Wartezeit auf einen härteren Cut beginnen, während die Dreharbeiten zu einem durch das offene Ende totsicheren zweiten Teil sicherlich demnächst anlaufen werden...