Nördlich der Antarktis entdeckt ein Satellit der Weyland Industries ein seltsames, unter dem Eis gelegenes Hitzesignal, ausgesandt von einem pyramidenförmigen Bauwerk. Firmengründer Charles Bishop Weyland engagiert daraufhin ein Team von Experten, um zu dem sensationellen Fund vorzudringen. Angeführt von der Eis- und Expeditionsexpertin Alexa Woods macht sich die Gruppe auf. Nicht ahnend, dass eine außerirdische Rasse die Pyramide seit Jahrhunderten als Jagdrevier nutzt, um dort von ihren jungen Ausgesandten eine noch grausamere Spezies im Kampf besiegen zu lassen. Inmitten dieses Konflikts gerät nun die Gruppe von Menschen, die im Angesicht der Bestien chancenlos scheint...
Paul W.S. Anderson wagt sich gerne an große Namen, an Projekte mit breiter, erwartungsfroher Fanbase. Und wenn man es nicht ganz simpel auf seine Unfähigkeit als Regisseur und Autor zurückführen könnte, müsste man wohl davon ausgehen, dass es ihm riesiges Vergnügen bereitet, diesen Fans mit einer Dreistigkeit einen so erbärmlichen wie die Leidenschaft des Verehrten für das Verehrte beleidigenden Dreck vorzusetzen. Doch Andersons „Mortal Kombat" (1995), „Resident Evil" (2002) und eben auch „Alien vs. Predator" sprechen ihn seltsamerweise von dieser Unterstellung frei, denn einer solchen geballten Schäbigkeit auch noch eine gewisse hinterlistige Absicht zuzusprechen würde Anderson sogar aufwerten, wo er doch einfach nur ein bis an die Grenzen des Vorstellbaren unfähiger Filmemacher ist, der es eben nicht besser kann. Ihn nun aufgrund von „Alien vs. Predator" in einer Reihe mit Ridley Scott, James Cameron, David Fincher, Jean-Pierre Jeunet und John McTiernan nennen zu müssen ist wohl die größte persönliche Beleidigung, die man jedem dieser außergwöhnlichen Regisseure antun könnte.
Aber kein Schuldspruch ohne Beweisführung. Ohne direkt einen Kritikpunkt daraus ableiten zu können (immerhin hätte daraus trotzdem etwas werden können) enttäuscht schon das Setting von „Alien vs. Predator". Kein Weltraum, kein ferner Planet, keine Marines, wie in nicht wenigen der Comics und Videospiele vorhanden, sondern die Erde, die Antarktis, ein paar Forscher, Archäologen und Wissenschaftler, statt einer interessanten Vertiefung des Backgrounds beider Spezies baut Anderson auf die Theorien des umstrittenen Prä-Astronautikers Erich von Däniken und macht die Predatoren zu frühen Besuchern des Planeten Erde, die den rückständigen Menschen das Bauen lehrten. Mag alles sein und widerspricht ja auch nicht völlig (wie so vieles andere im Film...) dem Quellmaterial, ist aber trotzdem lahm und so richtig passt es eben doch nicht zu der erbarmungslosen Jägerrasse. Bevor es jedoch zu diesem ganzen Hintergrundgeschwurbel kommt gelingen Anderson aber wenigstens ein paar stimmungsvolle Aufnahmen während der Exposition seines Films, so etwa gleich zu Anfang der scheinbare Anblick einer Alien Queen, die sich als Stallit entpuppt, oder ein paar Nachtaufnahmen der Antarktis samt Aurora borealis.
Mit den Figuren klappt es dafür von Beginn an nicht. Als eine von vielen, meist höchst unzulänglich in den Film gepressten, Referenzen hat man es wie in der „Alien"-Reihe auch in „Alien vs. Predator" in die Hände einer fähigen Frau gelegt, den Kampf mit den Monstren aufzunehmen. Wie ihrerzeit Sigourney Weaver ist Sanaa Lathan als Alexa Woods kein hot chick, sondern von eher herber Schönheit, wird als toughe Lady an einer Eiswand kletternd eingeführt, entwickelt nur leider im Gegensatz zu Weaver keinerlei Ausstrahlung. Nachdem sie von der bevorstehenden Expedition des unasugebildeten Teams in die Eiswüste erfährt gibt es das übliche Geziere des Profis, der aus Vernunftsgründen erst nicht so recht will und sich dann nach den richtigen Worten zur rechten Zeit doch breitschlagen lässt. Das Nutzen dieses Klischees, das man mindestens zweihundertvierzehn Mal zu oft gesehen hat, scheint Lathan selbst so peinlich zu sein, dass sie in den nachfolgenden Szenen möglichst unscheinbar zu tun versucht, um mit ihrer Nicht-Performance bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die lässt Anderson dem übrigen Cast auch nicht wirklich zu teil werden, samt des schlau daherschwafelnden Raoul Bova und einem seinen Part schal herunterleiernden Lance Henriksen bekommt niemand irgendeine individuelle Besonderheit, die meisten nicht mal einen Namen und gemessen an der Menge an Darstellern gibt es wohl selbst im billigsten, lieblosesten Slasher-Sequel keine solche Anhäufung von schulterzuckenden »I don't care about these people«-Momenten, wenn es der Truppe schließlich an die Eingeweide geht. Den schnatternden Ewen Bremner und den finster guckenden Tommy Flanagan von ihrem Nachwuchs reden und Fotos zeigen zu lassen sorgt einfach nicht von selbst für Anteilnahme, wenn die Väter nervende, unterentwickelte Unsympathen sind. Das haben ausnahmslos ALLE bis dahin erschienenen „Alien"- und „Predator"-Filme um Längen besser hinbekommen.
Aber, und das ist das wahre und im Vorhinein für unvorstellbar gehaltene Grauen dieses Machwerkes: ein wirklich RICHTIG schlechter Film wird „Alien vs. Predator" erst mit dem Auftauchen seiner knurrenden und fauchenden Titelfiguren. Zwecks Initialisierungsritus folgen drei Predatoren, sogenannte Unblooded, dem Expeditionsteam in die Pyramide. Dieses hat inzwischen eine grausige Opferkammer erreicht, unter der eine angekettete und zuvor eingefrorene Alien Queen mit dem Brüten begonnen. Als Weyland und seine Männer in einem anderen Raum die Schulterkanonen der Predatoren entwenden, die sie für historische Artefakte halten, setzen sie damit einen Mechanismus in Gang, der die Räume und Gänge der Pyramide verschiebt, die Mitglieder des Teams voneinander trennt und Alien-Eier in die Opferkammer transportiert, aus denen prompt Facehugger schlüpfen und die ersten namen- und charakterlosen Figuren befruchten. Bis dahin ist „Alien vs. Predator" ein langweiliger und uninteressanter Film, doch was nun folgt ist ein wenig feierwürdiges Fest der Unlogik, Kontinuitätsfehler und Blödheiten, wie es leider nicht einmal lächerlich genug ist, um daran Vergnügen zu haben, sondern in all der Missachtung seiner Vorbilder, aber auch des Verstandes seines Publikums nur noch ärgerlich ist. Wo manch einer Andersons Parade der Beschränktheit als unterhaltsames und bewusstes Trashfest schön zu reden versuchte ist es in Wahrheit ein im Minutentakt vollführter Tritt in die Eier des „Alien"- und des „Predator"-Franchise, ein Verbrechen an etablierten Mechanismen beider Serien und das alles geboren aus dem Unvermögen eines Regisseurs, diese Mechanismen zu verstehen und respektvoll ein- und umzusetzen.
Der Geburtszyklus der Aliens beispielsweise: die vorangegangenen Filme halten sich dabei zwar nicht sklavisch an Zeitangaben und oft bricht der Chestburtser aus seinem Wirt hervor, wenn es dramaturgisch gerade passt. Aber: von der Befruchtung durch den Facehugger bis zum ausgewachsenen Alien vergeht dann doch ein mindestens mehrstündiger Zeitraum, in „Alien vs. Predator" geschieht dies in etwa fünfzehn (FÜNFZEHN!) Minuten. Die Alien Queen beispielsweise: um vom Unblooded zum Blooded zu werden muss ein Predator ein (EIN!) Alien töten und dessen Kopf erbeuten. Statt also die Queen nach dem Legen einer ausreichenden Anzahl von Eiern wieder in ihrem Eisfach zu versenken tauchen im weiteren Verlauf des Films massenweise weitere Eier auf, deren Ausbrüten die Predatoren einerseits fahrlässig zulassen, für die sich andererseits aber auch nicht annähernd genug menschliche Wirte in die Pyramide verirrt haben. In diesem Zusammenhang wird auch die im Trailer so cool aufgeblasene Szene völlig schwachsinnig, in der sich drei Predatoren vor Jahrtausenden einer gewaltigen Übermacht von Aliens geschlagen geben müssen, die komplette Gegend per Selbstzertsörung auslöschen und damit die Antarktis erschaffen. WOHER kamen all die Wirte? Und wenn die Predatoren aus der Ferne die Alien Queen gezielt zum Eierlegen einsetzen können, indem sie sie auftauen, warum sollten sie sie dann nicht auch aus der Ferne am Eierlegen hindern können, ehe die Situation außer Kontrolle gerät? Aber sowieso, die Predatoren beispielsweise: WENN man akzeptiert, das die per nuklearer Bombe die eisige Antarktnis geschaffen und eine ganze Zivilisation ausgelöscht haben, den Informationen aus „Predator 1" & „2" zufolge aber bevorzugt in klimatisch tropischen Gebieten jagen, WARUM kommen die dann jetzt überhaupt noch her? Und warum bringen sie ihre Schulterkanonen nicht gleich mit, wenn zwei von ihnen ohne die Dinge SOFORT von Aliens weggeschlachtet werden? AAAAAAAAlless totaler Schwachsinn!
Ewig könnte man so weiter aufzählen und es kommt doch immer nur noch schlimmer. Nachdem ziemlich schnell nur noch ein paar Menschen, ein einziger Predator und eine ganze Horde von Aliens übrig ist steigert sich die Idiotie von „Alien vs. Predator" nochmal um ein vielfaches, wenn der Scar genannte Predator mit Alienblut seinen Helm und sein Gesicht markiert, unvorsichtigerweise von einem Facehugger besprungen wird... und in seiner nächsten Szene den Helm wieder vor das Gesicht setzt, als wäre NICHTS passiert. Es dürfte wohl der unfähigste und dämmlichste Jahrgang an jungen Jägern sein, die jemals auf die Erde geschickt wurden. Als der Predator sich, getreu dem arabischen Sprichwort »Der Feind meines Feindes ist mein Freund«, mit der inszwischen einzigen Überlebenden Alexa verbündet hört es endgültig auf. Jene Szene, in der der Yautja der Menschenfrau aus Alienschädel und -schwanz Schild und Speer bastelt und die beiden gemeinsam in Zeitlupe rumposieren und -rennen ist mit Sicherheit einer der kotzkrampfauslösendsten Moment, in dessen stinkende Richtung jemals eine Kamera gehalten wurde. Zu retten ist hier längst nichts mehr, aber wenigstens DAS hätte Anderson dem Publikum ersparen können.
„Alien vs. Predator" ist ein nahezu unerträglich schlechter Film. Die Sets und Studiokulissen sind unspektakulär und werden alles andere als stimmungsvoll eingesetzt (dafür reicht von Taschenlampen durchbrochene Dunkelheit nämlich nicht), die Schauspieler werden ebenso unmotiviert von den außerirdischen Monstern gekillt, wie sie vorher gespielt haben. Dank des PG13-Ratings, auf das es die Macher abgesehen haben, fehlt dem Ganzen dann auch noch jene Dimension des Schreckens, die Härte und Brutalität den Vorgängern verlieh. Und auch das, worum es dem Titel nach hauptsächlich gehen müsste, gerät absolut ärgerlich: die (wenigen) direkten Duelle zwischen Alien und Predator sind von jener UNdynamik, die eine Wrestling-Show ausstrahlt, wenn dort ein schwergewichtiger Brawler auf einen akrobatischen High Flyer trifft. So wenig man daraus eine gescheite Ringchoreographie ableiten und eine gescheite Fightstory erzählen kann macht das lahme Rumgekloppe zwischen die Killerspezies Eindruck. Dazu passt das verbockte Design der Predatoren, die nicht mehr so agil daherkommen, wie jene von Kevin Peter Hall verkörperten aus den ersten beiden Teilen, sondern wie schwerfällige, übertrainierte Steroidebrocken mit Rasierklingen unter den Armen daher stapfen. Auch unmaskiert erreichen sie nie die Brillianz des ursprünglichen MakeUp-Designs von Stan Winston, besonders im Kiefer- und Mundbereich ist da viel zu viel Mann hinter der Maske zu erkennen. Die Aliens sind da besser getroffen, verlieren aber immer dann jede Wirkung, wenn sie dem Rechner entspringen, worunter auch der Showdown gegen die CGI-Alien Queen leidet, denn die wirkt längst nicht so eindrucksvoll, wie das rein praktische Biest in „Aliens" von 1986. Und so kann schließlich gar nichts, aber auch wirklich GAR NICHTS mit irgendeinem der alten Filme mithalten und „Alien vs. Predator" ist nicht nur trotz, sondern leider und zur Schande der Macher auch WEGEN seiner beiden beliebten und verehrten Kreaturen einer der miesesten, verabscheuungswürdigsten Drecksfilme der letzten Jahrzehnte.