Review

Was haben Paul W.S. Anderson und Uwe Boll gemeinsam?
- ihren Namen!

Beiden Regisseuren haftet voreingenommen der Makel "schlecht" an, wenn man nur deren Namen liest oder hört. Dadurch lässt man sich leicht negativ beeinflussen; von daher möchte ich diesen Film jedem empfehlen, der sich auch ohne großem Anspruch gerne einem spannenden und gut inszenierten Film ansehen möchte, sich aber bisher vielleicht noch nicht an dieses Werk heran wagte aufgrund der negativen Kritiken.
Ich jedenfalls werde mich nach den gelungenen *Resident Evil*-Reihe und diesem *AvP* wohl doch auch einmal an eines dieser Bollwerke heranwagen; nur um zu sehen, ob die wirklich so schlecht sind wie überall behauptet wird.

Bei der Erstbesichtigung dieser intergalaktischen Pyramidenanlage im ewigen Eis der Antarktis wurden meine Erwartungen stark von den schlechten Bewertungen geprägt, sodass daraus nur ein negatives Seherlebnis resultieren konnte. Vierzehn Monate später sieht das schon ganz anders aus. Zwischenzeitlich hatte ich genügend Gelegenheit, bedeutend schlechteres Filmmaterial bestaunen zu dürfen, dessen Bewertungen weitaus höher angesiedelt waren.

Zwar bin ich auch mit den originalen "Alien" + "Predator" Filmen groß geworden, habe diese auch gesehen und fand sie damals natürlich auch genial. Damals, wohlgemerkt, denn heute können sie bei mir kaum noch richtiges Sci-Fi-Film-Feeling hervorrufen aufgrund ihrer technisch prähistorischen Ausstattung. Es sind halt "Klassiker", die als solche verdient ihren ehrenhaften Status in der Filmwelt erhalten. Warum also nicht ein kleines Update?
Die Fusion der beiden Weltraum-Kreaturen steht schon seit 1990 zur Debatte und nach 14 Jahren Reifezeit (die Klassiker sind seitdem gereift) bis zur Premiere von AVP sollte eigentlich ausreichend Karenzzeit für diese Idee sein. Aber trotzdem wird mal wieder hauptsächlich von "Original-Fetischisten" etwas mehr als nur an der Notwendigkeit gezweifelt.
Ich bin froh, das es noch Filmemacher und Studios gibt, die sich an Remakes oder Spin-Offs herantrauen und unvoreingenommenen Filmgenießern damit eine Freude bereiten können, trotzdem diese Resultate all zu gerne von Kritikern zerfleddert werden und die breite Masse sich gerne diesen Meinungen anschließt.
AVP schließt sicherlich nicht an die ursprüngliche Qualität der Klassiker an, was meiner Meinung nach mit an der Angst der Filmemacher liegt, die ja besagte Kritiken natürlich vorausahnen. Die Story ist aber, wie auch bei der *Resident Evil*-Trilogie, zumindest ordentlich genug ausgearbeitet worden und liefert plausible Erklärungen für die vorherrschenden Umstände.

Paul W.S. Anderson ist auch bei weitem kein Paul Thomas Anderson, trotzdem gelingt es ihm einen durchgehend straffen Film ohne Längen auf die Beine zu stellen; im Gegenteil: der Film hätte sich meinetwegen auch noch 10-15 Minuten mehr Zeit lassen können. Selbst die typische es-stirbt-einer-nach-dem-anderen-Handlung a lá Doom + Resident Evil ist schon mal von daher überraschend genug, das nicht nur im Hintergrund mitlaufende "Alien-Wirte" Opfer werden, sondern auch vermeintliche Hauptrollen. Mitunter werden noch "Hoffnungs-Schimmer" eingesetzt, indem manchmal verschwundene Personen noch lebend wieder im Bild erscheinen.
Seine nicht gerade aus Top-Stars der Szenen bestehende Casting-Riege leistet unter seiner Regie eine durchweg gute Arbeit. Trotzdem das Drehbuch für sie sicherlich keine pulitzerpreisverdächtige Dialogakrobatik differenziertester Literatur-Rhetorik liefert, bleiben einem zumindest verbale Fehlschläge wie in Resident Evil 1 + 2 erspart.
Bei den Effekten und dem Bühnenbild wurde sich auch viel Mühe gegeben, was über die vorhandenen leichten Schwächen des Films mehr als nur hinwegtrösten; ein Manko sind die zu dunkel gehaltenen Konfrontationen der beiden extraterristischen Gattungen.


Schulnote: 3+ > düsteres Ambiente, fähige Darsteller, straffe Inszenierung, schicke Effekte. Was erwartet man mehr von einem Film, der hauptsächlich am "Vergleich-mit-dem-Original"-Syndrom leidet.

P.S.: Die englischsprachige Werbezeile "Whoever wins... We lose" erinnert stark an das Ergebnis der letzten (und sicher auch bevorstehenden) Bundestagswahl.

***

Zum Thema "Klassiker vs. Remake" fällt mir ein Vergleichen mit Bauwerken ein:
Es gibt Leute, die sagen: "Das Guggenheim-Museum sieht aber witzig aus" oder "Das Opernhaus in Sydney hat etwas". Ob man das nun hübsch oder hässlich findet, ist reine Geschmacks- oder Ansichtssache; ein Hingucker sind sie allemal. Kritiker dürften an dieser Stelle nörgeln: "Is' ja nur Beton und das hat man ja irgendwo in irgendeiner Art schon mal gesehen". Das mag ja vielleicht korrekt sein. Jedenfalls sehen obengenannte Betonwerkstücke ansprechender aus als z.B. der Fahrbahnbelag der BAB 7 zwischen Hamburg und Hannover, den man als Beton-"Klassiker" zum Vergleich heranziehen könnte und zumindest zu seiner Zeit als "Wegweisend" (sogar in doppelter Hinsicht) galt wie weiland die Filme "Alien" oder "Predator". Entscheidend bei der Architektur ist das Resultat der Komposition, nicht das Baumaterial.
Von daher: Gut geklaut ist besser als schlecht selbst entwickelt.

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