Paul W.S. Anderson ist ein Phänomen, wie es wohl nur in Hollywood vorkommen kann. Er hat in seiner Karriere als Regisseur noch nicht einen guten Film abgeliefert, darf aber trotzdem immer weiterdrehen. Und das, obwohl jedes Studio, das ihm Geld für ein neues Projekt zur Verfügung stellt, genau weiß, dass auch der nächste Film bestenfalls Durchschnitt werden wird. Woran liegt das? Nun, die einzige Erklärung, die auf der Hand liegt, ist GELD. Anderson ist zwar als Regisseur und Drehbuchautor eine Niete, aber immerhin versteht er es, mit für Hollywood-Verhältnisse relativ moderaten Budgets schick aussehende Produkte abzuliefern, die regelmäßig aus unerklärlichen Gründen auch noch erfolgreich sind.
In seinem neuesten Machwerk Alien vs. Predator verbindet er zwei der erfolgreichsten SF-/Horror-Franchises der 70er-/80er-Jahre. Ein Drehbuch für diesen Film lag zwar schon seit Anfang der 90er-Jahre in den Schubladen der Fox-Verantwortlichen – ursprünglich sollte der Film schon anstatt von Alien 3 kommen – aber erst nach dem Überraschungserfolg von Freddy vs. Jason wurde das Projekt angegangen. In der Zwischenzeit gab es ja auch schon ein paar Comics und Ego-Shooter, in denen die beiden Alien-Rassen gegeneinander antreten durften. Anderson hat gleich auch ein neues Skript mitgebracht, was man dem Film deutlich ansieht, aber dazu später mehr. Die Vorgängerfilme (Alien 1-4 sowie Predator 1+2) haben mir allesamt gut bis sehr gut gefallen. Alien 1 und 2 gehören sicher zum besten, was das SF-Genre je hervorgebracht hat, aber auch dem eigenwilligen dritten und dem popcornmäßigen vierte Film konnte ich einiges abgewinnen. Der erste Predator-Film ist Kult, vor allem aufgrund des Dschungelszenarios, des hohen Blutgehalts und natürlich unserem Lieblingsösterreicher. Die Fortsetzung fällt zwar leicht ab, kann jedoch trotz des Fehlens von Schwarzenegger überzeugen.
Durch die Hinzunahme von Paul W. S. Anderson ist jetzt der erste schlechte Film beider Franchises entstanden, etwas, was schon im Vorfeld zu erwarten war und was Fox wohl billigend in Kauf genommen hat, um mit einen Streich beide Reihen wiederzubeleben. Die erste Ohrfeige für jeden Fan ist die Tatsache, dass der Film auf ein PG-13-Rating zurechtgetrimmt wurde. Damit wird völlig mit der harten Gangart der Vorgängerfilme gebrochen. Die vier Alien-Filme sind zwar nicht gerade Gewaltexzesse und haben in Deutschland eine FSK-16-Freigabe, weisen aber dennoch eine ganze Reihe blutiger FX auf. Die beiden Predator-Filme hingegen befinden sich härtemäßig am oberen Limit für große Mainstreamfilme (ähnlich wie Kill Bill 1 und Starship Troopers). Alien vs. Predator ist nicht der erste Film aus Hollywood in diesem Jahr, der aus kommerziellen Gründen für das kinderfreundliche PG-13-Rating zurechtgeschnitten wurde. Auch bei The Alamo und King Arthur wurde es so praktiziert, allerdings in beiden Fällen nicht gerade von übermäßigem Erfolg gekrönt. Ob Alien vs. Predator mit einem R-Rating weniger Geld eingespielt hätte, lässt sich nur vermuten – meiner Ansicht nach aber nicht. Dass ein großes kommerzielles Potenzial auch für solche Filme besteht, lässt sich leicht am großen Erfolg der Matrix-Filme oder Die Passion Christi erkennen.
Das Drehbuch trägt unverkennbar Andersons Handschrift. Die Logiklöcher sind zahlreich, die Dialoge schwanken zwischen grottenschlecht und unfreiwillig komisch („This is like finding Moses’ DVD-Collection“...), und die Charaktere sind so flach wie eine Blume, die man wochenlang zwischen die Seiten eines schweren Buches geklemmt hat, um sie in ein Herbarium einzukleben. Sanaa Lathan ist als Möchtegern-Ripley eine Lachnummer, und die anderen Schauspieler sind auch nicht besser. Mit Ausnahme von Lance Henrikson, der ja schon in Alien 2 als Android Bishop von der Partie war und hier eine gewohnt solide B-Movie-Performance abliefert.
Die Story des Films – Millionär und Unternehmer veranstaltet eine Expedition in die Antarktis, weil er unter dem Eis eine Pyramide vermutet, die noch älter sein muss als die ägyptischen Pyramiden; es zeigt sich, dass diese Pyramide gleichermaßen als Brutstätte für Aliens und als Quake-Arena für die Predatoren gedient hat bzw. dient... – ist vielleicht für ein kleines trashiges B-Movie ganz nett, aber nicht für eine Fortsetzung bzw. Verbindung zweier Kult-Serien. Zumal Anderson sich wieder kräftig bei anderen Filmen wie z.B. The Thing bedient und keine eigenen Ideen hat. Und er klaut wieder einmal – wie schon im ersten Resident-Evil-Film – bei Vincenzo Natalis Kultfilm Cube. Den weiteren Storyverlauf und den Showdown möchte ich hier nicht spoilern, obwohl im Prinzip nichts wirklich Interessantes daran ist, aber ich kann allen, die den Film noch nicht gesehen haben, versprechen: es wird richtig schön haarsträubend dumm. Insbesondere die „Allianz“, die Schmalspur-Ripley eingeht...
Wie schon erwähnt sehen Andersons Filme eigentlich optisch immer recht nett aus. Nur dummerweise kommt bei Alien vs. Predator keinerlei Atmosphäre oder Spannung auf; ein Armutszeugnis, wenn man bedenkt, dass einige der sechs Vorgänger richtige Nervenkitzler waren. Wie schon beispielsweise Resident Evil oder Soldier ist Alien vs. Predator eine nette Fassade mit nichts dahinter. Immerhin kann man dem Machwerk einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Der Film ist kurz genug, um nicht richtig zu langweilen, er bietet genug unfreiwillige Komik, um den Trash-Fan zufrieden zu stellen, und die (leider nicht sehr expliziten) Makeup-Effekte sind auch nicht von schlechten Eltern. Aufgrund seines Erfolgs kann Paul W. S. Anderson seine Karriere noch eine ganze Weile fortsetzen und uns in Zukunft mit weiteren Ed-Wood-Produkten „verwöhnen“. Ein positiver Aspekt an der ganzen Sache ist jedoch, dass vielleicht endlich die richtigen Fortsetzungen zu Alien (mit Sigourney Weaver) und Predator in die Gänge kommen und Anderson dann bitteschön nicht mehr seine Griffel drin hat. 4/10