Review

Die beiden beliebtesten SciFi-Monster kehren zurück. Nach insgesamt sechs Filmen (Alien 1-4, Predator 1+2), zahlreichen gemeinsamen Comics und ein paar Videospielen, in denen die beiden aufeinander trafen, dürfen sich das von H. R. Giger erschaffene Alien und der von Stan Winston kreierte Predator nun endlich auf der Leinwand zusammen auslassen. Fans warten seit "Predator 2" (1991) auf dieses Ereignis, sah man doch dort an der Trophäenwand des Predators einen Alien-Schädel hängen. Und nun ist es soweit. Die Euphorie war riesig, die Vorfreude stieg ins Unermessliche und die Teaser und Trailer sahen wunderschön düster, stylisch und spannend aus.
Dann die große Ernüchterung: wer führte Regie? Wer nochmal? Paul W. S. Anderson? Ach ja, genau. Dunkel erinnerte ich mich an einen Film mit dem vielversprechenden Titel "Resident Evil"... das war schon mittelmäßiger, anspruchsloser Durchschnitt, der die Spielefans nicht wirklich zufrieden stellen konnte. Erste Zweifel bezüglich AvP machen sich breit. Naja, ich blieb optimistisch.
Was, wer hat das Drehbuch geschrieben? Auch Paul W. S. Anderson? Oh mein Gott! Auch das noch! Na gut, ich hatte mir geschworen, den Film im Kino anzusehen. Sicher gibt es gutaussehende Gore-Effekte, sind wir doch von den Predator-Filmen, die bei uns beide auf dem Index stehen, einiges gewöhnt. Was? Wie war das? Bitte nochmal: der Film hat in den USA ein PG-13 Rating bekommen? OK, das wars dann wohl. Alles, was jetzt helfen könnte, wäre eine überraschende, spannende Story...achso, ja...Autor: Paul W. S. Anderson. Vergessen wir das. So gehts nicht. Erwarten wir einfach nichts.


Nun war es dann soweit. Nachdem ich soviel Schlechtes über den Film gelesen hatte, konnte ich mir heute eine eigene Meinung bilden. Zur Story:

Ein Satellit entdeckt in der Antarktis ein Wärmefeld. Dieser Satellit gehört zum Konzern "Weyland Industries" (an die Alien-Fans: ja, Weyland wie in "Weyland Yutani"). Besagter Mr. Weyland (wohl wegen das Wiedererkennungswertes besetzt: Lance Henriksen, "Aliens") trommelt eine Expedition dorthin zusammen. Das Wärmefeld entpuppt sich als unter dem Eis liegende Pyramide. Über Nacht entsteht plötzlich ein Tunnel durchs Eis zu besagtem Tempel (der Zuschauer weiß wie, die Figuren nicht). Die Crew kann ja nicht anders, also wird das Ding gleich mal betreten. Zu spät stellen sie fest, dass alles nur eine Falle war. Die ahnungslosen Menschen sollen als Wirte für Aliens dienen, die die Predators anschließend jagen wollen. Der Krieg kann beginnen...

Wo fange ich an? Bei den Pluspunkten? OK, das geht schnell.
Positiv aufgefallen ist, dass der Film sehr düster gehalten ist. Es kommt zwar keine Atmosphäre auf (worauf ich später noch komme), aber die Sets sind schön dunkel und ziemlich eng/klaustrophobisch.

Zweitens hat mich sehr gefreut, dass bei der Darstellung der Monster zum Großteil auf CGI verzichtet wurde. Kostüme und Live-Action-Puppen sehen eben doch besser aus.

Das wars. Nun zum Negativen...
Erstes und größtes Manko: die Story. Der ganze Film ist so unglaublich vorhersehbar, die "Schockeffekte" sind sowas von unwirksam, Wendungen gibt es kaum. Wenn mal eine "überraschende Wendung" auftritt, ist diese so schwachsinnig und unlogisch, dass sich der mittlerweile belustigte Zuschauer mit einem verzweifelten Lachen an den Kopf greift.

Charakterzeichnung? Scheint in Paul W. S. Andersons Wortschatz nicht vorzukommen. Seine Figuren sind allesamt klischeehaft. Nichts weiter als Alien-Snacks, zu denen der Zuschauer keine emotionale Bindung aufbauen kann, weil es ihn einfach nicht kümmert.

Klischees, Klischees, Klischees...wo man auch hinschaut, Klischees. In der Pyramide gibt es jede Menge Dinge, die man besser nicht anfasst oder auf die man nicht drauf tritt, da sie eine Kettenreaktion auslösen können (wie z.B. Expeditions'ler einschließen); nachdem das Team durch die sich verschiebenden Wände getrennt wurde, ist zufällig jeder unbewaffnete Wissenschaftler mit nem Typen zusammen, der ne Wumme dabei hat; Aliens fliegen in Bullet-Time durch die Räume, Väter erzählen sich, dass sie ihrer Kinder wegen überleben müssen und in Pistolen ist sowieso noch eine einzige Kugel, um einen Leidenden zu erlösen.

"Der Feind meines Feindes ist mein Freund"
Der Film bricht ganz klar die Regeln beider Reihen.
Zum Ersten entwickeln sich die Aliens in ihren Wirten viel zu schnell. Dauerte es früher Tage von der Einpflanzung eines Embryos durch den Face-Hugger bis zum Durchbruch des Chest-Bursters, sind es jetzt nur noch ein paar Stunden.

Zweitens: die Tatsache, dass sich der letzte Predator mit dem letzten Menschen verbündet ist schrecklich (siehe oben, "schwachsinnige Wendungen"). Predator JAGEN Menschen, oder lassen Gnade walten, sollte das Opfer wehrlos sein, aber nicht sowas!

Noch was ganz Wichtiges: man muss leider sagen, dass beide Kreaturen in diesem Film jede Menge ihrer Faszination einbüßen. Die Aliens wirken zu keinem Zeitpunkt so furchteinflößend, intelligent und gefährlich wie früher, die Predators zeigen in keinster Weise ihre Kaltblütigkeit und Gnadenlosigkeit. Und wenn die Alien-Königin wie ein Spielberg'scher Dinosaurier hinter der Hauptdarstellerin her rennt, ist eh alles zu spät.

Erwähnte ich schon die horrenden Logiklöcher? Nein? Sinnlos, sich noch darüber aufzuregen...


Fazit:
Paul W.S. Anderson sagte, dass er beiden Reihen gerecht wird und dass sein Film intelligent und spannend sei. Jedes Wort ist gelogen. Spannend? Ha! Intelligent? Doppel-Ha! Gerecht werden? Gott, mir wird gleich schlecht! Ich fass es ja nicht!!!
Der Film ist absolut anspruchsloses Popcorn-Kino ohne jeglichen Tiefgang, irgendwelche Überraschungen oder überhaupt etwas Reizvolles. Der einzige Grund, warum man ihn nicht als verschwendete Zeit und Totalreinfall abschreibt, ist, weil man das Gefühl hat, es mit zwei alten Bekannten zu tun zu haben. Nun soll es ja Leute geben, die mögen diese Art der Unterhaltung oder haben noch gar keine Kenntnis von den Alien- und Predatorfilmen. Denen könnte das ganze vielleicht ne 3+ wert sein.
Als Fan der Reihen kann man allerdings nur verzweifelt den Kopf schütteln. Immerhin: man sollte nicht ganz so ernst ins Kino gehen. Dann kann man über die Unlogik zumindest noch schmunzeln. Gerecht wird der Film weder den schnuckeligen Aliens, noch unserem heißgeliebten Predator. Aber mal ganz im Ernst: hat das eigentlich irgendwer erwartet? (ich jedenfalls nicht, nachdem ich "Paul W. S. Anderson" gelesen hab).

6 von 10 Punkten

Wen es interessiert: meine Vorgängerwertungen:

Alien: 10/10
Aliens – Die Rückkehr: 10/10
Alien ³: 9/10
Alien – Die Wiedergeburt: 8/10

Predator: 10/10
Predator 2: 9/10

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