Vorsicht, Spoiler!
Vor gut einem Jahr hat uns Ronny Yu mit "Freddy vs. Jason" bewiesen, dass ein Treffen zweier Kultfiguren durchaus ein unterhaltsames Kinoerlebnis mit einer einigermaßen glaubwürdigen Story sein kann. Nun wagte sich Paul W.S. Anderson an ein ähnliches Prestigeprojekt: Die Predatoren von Trickspezialist Stan Winston im Duell mit H.R.Gigers Aliens - ein Gipfeltreffen, dass beide Fangemeinden vereinen und zufrieden stellen sollte.
Letzteres dürfte nur bedingt gelungen sein, denn zu sehr verlässt sich Anderson in seinem Werk auf die menschlichen Charaktere, die, gelinde gesagt, sehr oberflächlich bleiben und deren Schicksal dem Zuschauer daher ziemlich gleichgültig ist. Die wenigen Dialoge, die mehr als drei Sätze beinhalten sind dementsprechend gehaltlos und beizeiten überflüssig, was prinzipiell für das gesamte Storykonstrukt gilt: Unter dem Eis der Antarktis wird eine rätselhafte Pyramide entdeckt, die sich als eine Art Trainingscamp für Predatoren entpuppt und in dem es von Aliens wimmelt - für die Expedition gibt es kein Entrinnen. Die erste halbe Stunde kann man sich im Grunde schenken, denn es passiert so gut wie nichts - der Film beginnt eigentlich erst richtig mit dem Betreten der Pyramide.
Die direkte Konfrontation der beiden "Titelhelden" hält leider auch nicht, was sie verspricht: Nur zwei sehr verkürzt erscheinende Kämpfe, die auch noch so schnell geschnitten wurden, dass man schnell den Überblick verliert. Die eigentlich sehr gelungene Choreographie geht in diesem Stakkato leider völlig unter. Ähnliches gilt für die finale Konfrontation mit dem "Mother-Alien".
Hervorzuheben sind dagegen die düstere Atmosphäre innerhalb des alten Gemäuers und die ausnahmslos wunderbar anzusehenden Special-Effects - insbesondere der Tarneffekt des Predators und die Explosion zum Schluss ist Eye-Candy vom Feinsten.
Ansonsten ist dem Werk ein dunkler Teil seiner Entstehungsgeschichte deutlich anzumerken: Das Ableben einiger der menschlichen Charaktere und auch Teile der Alien-Predator-Duelle dürften in früheren Schnittfassungen wesentlich ausführlicher gewesen sein - zu hektisch und unübersichtlich wurden die besagten Szenen für die endgültige Version zurechtgeschustert. Dieses Manko ist leider sehr offensichtlich, mindert aber den Unterhaltungswert nur geringfügig, denn allein die beiden Close-Ups, in denen die beiden Ungeheuer von Angesicht zu Angesicht für das Filmplakat Modell stehen, sind für Fans eine Augenweide. Auch der Moment, in dem der Predator zum ersten Mal seine berüchtigte Schulterkanone abfeuern darf, ist für Sci-Fi-Freunde schon das Eintrittsgeld wert.
Die beiden Kult-Monster liefern sich ein packendes Duell unter dem antarktischen Eis. Ein Fest für Fans - und wirklich nur für sie.
6/10