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Als der Taxifahrer Max die Anwältin Annie absetzt, ahnt er noch nicht, dass ihm sein nächster Fahrgast die Nacht seines Lebens bescheren wird. Sein Name ist Vincent und er beauftragt Max, seine Fahrdienste gegen ein generöses Entgelt die ganze Nacht hindurch zur Verfügung zu stellen.
Schon nach der ersten Station wird klar, in welchem Metier sich Vincent verdingt. Er ist Auftragskiller und plant, unbeirrt ob des ersten Rückschlages, zu improvisieren und die weiteren vier Morde durchzuziehen.

Das eigentliche Sujet des Filmes ist der Dualismus zwischen Max und Vincent, der unnötigerweise auch durch die konträren Phänotypen illustriert wird. Vincent ist ein smarter und abgeklärter Typ, der nach außen hin den Gutmenschen mimt und sich über die Gleichgültigkeit der Großstadt aufregt; eine Einstellung, die angesichts seiner späteren Taten wie eine Farce erscheint. Denn trotz seines sympathischen Auftretens, seiner guten Kinderstube und seiner philosophischen Herangehensweise, führt er seine Aufträge mit schockierender Nonchalance und keyzersözesquer Skrupellosigkeit aus.
Durch eine manipulative und persuasive Rhetorik schafft er es, Max Schuldgefühle einzureden und sich dessen Vertrauen zu erschleichen.

Im weiteren Verlauf wird offensichtlich, dass Vincent für den Unterweltboss Felix arbeitet, der sich in einen klandestinen Umhang hüllt und einen Prozess gegen sich zum Scheitern bringen will, indem er die Kronzeugen und eine weitere Schlüsselperson beseitigen lässt.

Wer diese ominöse fünfte Person ist, kann man zwar schon früh erschließen, wenn man mit den Gesetzmäßigkeiten des Hollywoodfilms vertraut ist. Der fünfte Akt ist aber dennoch von knackiger Spannung gekennzeichnet und lässt den Antagonismus der Zwangsverbündeten nicht nur auf psychologischer Ebene kulminieren.

Der Film ist nicht frei von Klischees und Stereotypen: Da gibt es den wahnsinnigen Killer, den geheimnisvollen, unnahbaren und spleenigen Gangsterboss, den einflussreichen Asiaten, der auch äußerlich Macht ausstrahlt, den Taxifahrer, der sich selbst und seiner Umgebung suggeriert, er würde nach etwas Höherem streben, die engagierte Staatsanwältin, die hinter ihrer Fassade der Selbstsicherheit eine lähmende Versagensangst verbirgt, den FBI-Agenten mit Besserwissermentalität und demgegenüber den ehrgeizigen Polizisten, der sich nicht mit der Drecksarbeit begnügen will.
COLLATERAL kann die intendierte Aussage dieser Figuren aber durch ihre überspitzte Charakterzeichnung in Klammern setzen und so zumindest eine absurde Wirkung produzieren.

COLLATERAL ist eigentlich alles, nur nicht langweilig. Eine unerschöpfliche Kaskade cooler Dialoge (z.B.: Max: "Sie haben ihn umgebracht!" – Vincent: "Nein, ich hab auf ihn geschossen. Die Kugeln und der Sturz haben ihn umgebracht."; Felix: "Entschuldigung? Entschuldigung macht den Osterhasen auch nicht wieder lebendig. Glauben Sie an den Osterhasen?" – Max: „Nein.“), virtuos pointierte Spannungsmomente und der sehr schön aufgefangene nächtliche Wahnsinn der Megalopole Los Angeles sowie das Zusammenspiel zwischen Jamie Foxx und Tom Cruise, der einen der krassesten Filmcharaktere der jüngsten Vergangenheit figuriert, machen diesen Film zu einem Thriller par exellence, der seine sozialkritischen Anklänge mit viel Esprit vermittelt.

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