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Der Film beginnt wie ein klassischer Teenie-Schocker: Zwei junge Pärchen fahren an einen abgelegenen Strand, um dort ein Wochenende lang zu surfen, in der Sonne zu liegen und das eine oder andere Bier zu trinken. Natürlich wollen die Jungs außerdem die Mädels vernaschen, und umgekehrt überlegen sich die Mädels, wie sie die Jungs möglichst lange zappeln lassen können. Doch alles entwickelt sich ganz anders, als die vier gedacht haben: Den Strand umgibt eine merkwürdige, unheimliche Atmosphäre, verstümmelte Schaufensterpuppen ragen aus dem Sand, eins der Mädchen findet einen ihrer Ringe, obwohl sie gar nicht wußte, daß sie ihn verloren hat, und dann taucht auch noch der geheimnisvolle Zippo auf, den keiner der vier kennt, der die Gruppe jedoch gut zu kennen scheint. Nach und nach wird die Situation immer unwirklicher, und bald drängt sich dem Zuschauer eine vage Vermutung auf, welches grauenvolle Geheimnis der Strand tatsächlich verbirgt.

"Lost Things" ist ein kleiner, gut gemachter australischer Gruselfilm. Eine Verwandschaft zu Filmen wie Blair Witch Project ist recht naheliegend, jedoch unterscheidet sich Lost Things nicht nur vom setting (statt finsterer Wälder ein einsamer, sonniger Sandstrand), sondern auch von der Handlung sehr deutlich von Blair Witch, so daß keineswegs von einer Imitation oder Kopie die Rede sein kann. Die Atmosphäre jedoch geht in eine ganz ähnliche Richtung, und die ist es auch, die den Film in meinen Augen zu einem lohnenswerten Streifen macht. Die Handlung und die Auflösung zum Schluß vermögen nicht wirklich zu überraschen, doch die filmische Umsetzung ist hervorragend gelungen - weite, offene Flächen sind mir als Stadtkind eh immer etwas suspekt gewesen, doch daß es auch an einem perfekten Sandstrand mit Sonne und schönem, blauen Meer einen horror vacui geben kann, hätte ich mir nicht vorstellen können. Die Schauplätze sind exzellent gewählt, ebenso übrigens wie die Darsteller, die allesamt eine soldie Arbeit abliefern.
Anfangs hat mich das ständige Herumgezicke der Mädchen und die eher dumpfe Art der Jungen ziemlich genervt, dazu kommen die sonderbaren Verhaltensweisen der vier, die abrupten Stimmungsschwankungen und geheimnisvollen Äußerungen, die die redenden Personen selbst nicht wirklich zu begreifen scheinen. Doch laßt euch davon nicht täuschen: Alles hat einen Sinn und folgt einer Logik, einer Logik allerdings, die zunächst nicht so leicht zu durchschauen ist.

Das Nietzsche-Zitat, das in den EXTRAS irgendwann auftaucht, macht deutlich, welche eigentümliche Stimmung der Regisseur hat einfangen wollen - es ist ihm gelungen, ohne große Effekte, ohne viel Blutvergießen. "Lost Things" überzeugt, wenn auch nicht hundertprozentig durch die eher durchschnittliche Story, so doch voll und ganz auf grund der filmischen Umsetzung und der großartigen, beklemmenden Atmosphäre. Dafür gibt's 7 Punkte, mit deutlicher Tendenz nach oben.

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